P19 statt Podest für Porsche-Youngster Heinrich: "Wieso kein Safety-Car?"
Warum Laurin Heinrich die Entscheidung nicht nachvollziehen kann, dass die Rennleitung auf Full-Course-Yellow setzte - und warum seine Rivalen anders denken
(Motorsport-Total.com) - Bei Porsche-Youngster Laurin Heinrich war nach Platz 19 beim DTM-Samstagsrennen (hier geht's zum Rennbericht) auf dem Nürburgring die Enttäuschung groß: "Ein Podestplatz wäre möglich gewesen", sagt der Bernhard-Pilot im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'. Denn der 21-Jährige war neben Jack Aitken der einzige Fahrer, der vor dem heftigen Porsche-Crash in der 18. Runde seinen Pflichtstopp bereits absolviert hatte.

© Alexander Trienitz
Laurin Heinrich und Rene Rast: Am Ende pokerten die beiden sogar mit Regenreifen Zoom
"Jack war davor auf Platz fünf - und ich habe ihn direkt nach dem Boxenstopp überholt. Ich dachte: Super, jetzt geht mal richtig was, jetzt habe ich vielleicht mal Glück mit der Strategie. Und dann kommt Full-Course-Yellow. Da habe ich die Welt nicht mehr verstanden", so Heinrich.
Er kann nicht nachvollziehen, warum Renndirektor Sven Stoppe nicht das Safety-Car auf die Strecke geschickt hat: "Hier sind bei Regen gefühlt zwei Autos mit Totalschaden in der Bande. Und bei jeder Kleinigkeit kommt ein Safety-Car, aber hier kommt nur Full-Course-Yellow."
Wieso Heinrich Full-Course-Yellow nicht nachvollziehen kann
Dabei ist es üblich, dass Stoppe während des Boxenstoppfensters nur in äußersten Notfällen die Karte Safety-Car spielt, sondern lieber die Abstände einfriert und die Gefahrensituation mit einer doppelt geschwenkten Gelben Flagge sichert, um nicht den Stand im Rennen komplett auf den Kopf zu stellen.
Eine Argumentation, die Heinrich nicht nachvollziehen kann. "Das ist total paradox", sagt der Youngster. "Weil so sind diejenigen im Nachteil, die den Stopp schon gemacht haben. Für mich war es ein Risiko, vor dem Regen auf den Slick zu wechseln. Wenn ein Safety-Car gekommen wäre, hätten die anderen auf Regenreifen wechseln können und ihren Pflicht-Boxenstopp damit gemacht."
Die Regengefahr war tatsächlich der Grund, warum beinahe das gesamte Feld zu Beginn des Boxenstopp-Fensters in Runde 14, in der Heinrich hereinkam, zugewartet hatte.
Drei Stopps bei Laurin Heinrich
Als dann das gesamte Feld auf Slicks gewechselt hatte und Heinrich auf Platz 20 feststeckte, wurde der Regen stärker. Als die Rennleitung das Safety-Car auf die Strecke schickte, pokerte das Bernhard-Team bei Heinrich mit Regenreifen. "Ich wusste, ich bin eh Letzter, also habe ich auf Risiko gesetzt", erzählt er. "Dann fahre ich raus aus der Box: Sonnenschein, kein Regen mehr."
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Ähnlich wie Rene Rast, der ebenfalls mit Regenreifen pokerte, blieb Heinrich nichts anderes übrig als einen weiteren Stopp einzulegen und wieder auf Slicks umzustecken. Am Ende kam er nach drei Stopps auf Platz 19 ins Ziel.
Aber wie stehen die anderen Piloten zur Entscheidung der Rennleitung, trotz der Gefahrensituation in der ersten Kurve zunächst auf Full-Course-Yellow und Tempo 50 km/h auf der gesamten Strecke zu setzen?
Bortolotti und Preining: Safety-Car war fairste Entscheidung
"Das war wahrscheinlich die fairste Entscheidung, um jedem die Chance zu geben, einen Boxenstopp zu machen, ohne das Rennen zu verlieren, wie wir es letztes Jahr oft hatten", sagt Sieger Mirko Bortolotti auf Nachfrage von 'Motorsport-Total.com'. "Außerdem hat das möglicherweise den Großteil des Starterfeldes gerettet, denn unter grün hätte es bei 99 Prozent der Fahrer auf Slicks eine große Wahrscheinlichkeit für Crashes gegeben."
Auch Thomas Preining sieht die Entscheidung positiv. "Mit dem Safety-Car hätte die Hälfte des Feldes einen Gratis-Boxenstopp gehabt, das hätte das Rennen zerstört."


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