• 18.08.2015 10:44

  • von Ryk Fechner

Neun Knöpfe, drei Schaltwippen: Was ein DTM-Lenkrad kann

Ein DTM-Lenkrad ist weit weniger komplex als das der Kollegen aus der Formel 1 - Spannende Funktionen beherbergt das Volant aber allemal

(Motorsport-Total.com) - Ein Lenkrad ist im modernen Motorsport mehr als nur das Utensil, welches man dazu nutzt, um den bloßen Richtungswechsel des Fahrzeugs zu beeinflussen. Dabei ist das Steuer eines DTM-Wagens bei Weitem nicht so komplex wie das eines Formel-1-Boliden. Aber auch dort finden sich wichtige Funktionen für den Rennbetrieb. Der Aufbau ist optisch ähnlich. Auf der Rückseite befinden sich drei Wippen und ein Schnellverschluss. "Mit der rechten Schaltwippe wird hochgeschaltet, mit der linken Schaltwippe runtergschaltet", erklärt Audi-Pilot Mike Rockenfeller. Die dritte wirkt optisch wie ein kleiner Hebel, der bei Audi so sitzt, dass man ihn mit dem linken Zeigefinger betätigt.

Titel-Bild zur News: Audi DTM steering wheel

Streckenskizze im Blick: So wissen Fahrer und Box, von welcher Kurve die Rede ist Zoom

Mit diesem wird das DRS aktiviert: "Um den Heckflügel runterzuklappen, wenn man nahe genug am Vordermann dran ist. Dadurch gibt es etwas mehr Topspeed, damit man überholen kann." Wenn die Rennleitung das System freigibt, können die Piloten die Hilfe bis zu dreimal pro Runde benutzen. Voraussetzung ist, dass man bei Start- und Ziel weniger als eine Sekunde Rückstand auf das vorausfahrende Fahrzeug hat. Auf der Hinterseite befindet sich auch der Schnellverschluss, um das Lenkrad im Cockpit anzubringen, oder um es im Unfallfall schnell entfernen zu können.

Dabei waren Schaltwippen lange Zeit kein Thema für die DTM. Jedoch entschloss sich der DMSB, die Technik samt vereinheitlichter Elektronik mit der Saison 2012 einzuführen. Zum einen können Fahrer bei einem Zwischenfall so leichter von der rechten Fahrzeugseite geborgen werden, zum anderen waren Schaltwippen, die 1989 erstmals in der Formel 1 von Ferrari angewandt wurden, bereits in unzähligen Rennserien Standard. Damit bleibt es den Fahrern zwar erspart, beim Schaltvorgang die Hand vom Lenkrad zu nehmen. Kritiker des Systems führen allerdings oft an, dass das manuelle Schalten samt Kuppeln zu den Fähigkeiten eines Rennfahrers dazugehört.

Zwei Geschwindigkeitsbegrenzer

Vorne sind insgesamt neun Knöpfe angebracht. Oben links sitzt der Knopf für den Boxenfunk, "Radio" genannt. Ebenso bekannt dürfte Rennfans der Knopf "Pitspeed" sein. Der Fahrer betätigt ihn bei der Einfahrt in die Boxengasse, um das Tempolimit einzuhalten und so eine Bestrafung durch die Rennleitung zu vermeiden. "Durch die Aktivierung dieses Knopfs kannst du mit Vollgas durch die Boxengasse fahren, sobald du einmal unter 60 km/h gewesen bist. Das Auto ist dann im ersten Gang und beschleunigt nicht über 60 km/h hinaus", schildert der DTM-Champion von 2013 (Mike Rockenfeller im Portrait).

Wer das Lenkrad genauer betrachtet, wird eventuell rätseln, was es mit dem Button "FCY" auf sich hat. Dieser steht für "Full Course Yellow". Bei ihm handelt es sich schlicht um einen weiteren Geschwindigkeitsbegrenzer, um das Auto hinter dem Safety-Car zu verlangsammen, wenn die Rennleitung bei Gefahr die Strecke unter Gelb setzt. Zwar müssen die Sektorenzeiten eingehalten werden, doch auch unter Gelb kann man je nach Streckenposition ein Rennen gewinnen oder verlieren, wenn man trödelt oder eben zu schnell ist.


Mike Rockenfeller erklärt sein DTM-Lenkrad

Audi-Pilot Mike Rockenfeller erklärt im Video das Lenkrad seines RS 5 DTM Weitere DTM-Videos

Start: Vorgespannte Kupplung, angezogene Hinterradbremse

Ein wesentlicher Unterschied zum manuellen Getriebe des Alltags-PKW ist das Anfahren eines DTM-Boliden beim Start. Während die roten Lichter aufblinken, ist die Kupplung vorgespannt. Mit dem "Brake"-Button, der bei Audi unterhalb von "Radio" sitzt, wird dabei die Hinterradbremse festgehalten: "Lässt man den Knopf beim Start los, geht die Bremse auf. Es erleichtert das erste Anfahren und verhindert, dass man losrollt, bevor die Ampeln ausgehen."

Streckenkarte für die Kommunikation mit der Box

Bei Regenrennen wird der Scheibenwischerknopf "Wiper" betätigt. Während Formel-Fahrer mit Abreißvisieren am Helm nur selten die Gelegenheiten haben, sich von zu eingeregneter Sicht zu befreien, haben die DTM-Piloten ein Zweistufenintervall zur Verfügung, die je nach Regenstärke schneller oder langsamer wischen, um die Sicht jederzeit so gut wie möglich zu halten. Diese ist unter feuchten Bedingungen beim Fahren im Pulk durch die Gischt des vorausfahrenden Kontrahenten ohnehin getrübt genug.

DTM Start

Die Kupplung ist vorgespannt: Wenn die Lichter ausgehen, wird die Bremse gelöst Zoom

Etwas eigenwillig wirkt auf den ersten Blick die Streckenkarte in der Mitte des Lenkrads. Jedoch gibt es eine passable Erklärung, weswegen diese sich im Sichtfeld des Fahrers befindet. "Die Kurven haben unterschiedliche Nummern. Das ist wichtig, wenn wir dem Ingenieur in der Box erklären, was das Auto macht, oder eine Charakteristik beschreiben", macht Rockenfeller klar: "Dann reden wir über die gleiche Kurve und nicht über einen Kurvennamen und keiner weiß, was der andere meint."

Starter, Reset und die Getränkezufuhr

Die restlichen vier Knöpfe sollen natürlich nicht unerwähnt bleiben. Da wäre zum einen der Startknopf, welcher natürlich dazu benötigt wird, um den Motor und die Systeme anzulassen. Und obwohl jene Systeme mit weitreichender Einheitselektronik ausgerüstet sind, können auch diese irgendwann verrückt spielen. Um einem solchen Szenario vorzubeugen, soll die Reset-Taste dafür sorgen, jene Elektronik wieder in den Griff zu bekommen, wenn sie einmal "spinnt".

Sauber F1 steering wheel

Sauber-Formel-1-Lenkrad zum Vergleich mit zahlreichen Drehregler für die Elektronik Zoom

Belächeln könnte man die Vorrichtung "Drink". Diese ist allerdings nicht zu unterschätzen. Auch ein DTM-Rennen ist für die Fahrer kräftezehrend und so muss die Versorgung mit Flüssigkeit und Nährstoffen während der Fahrt sichergestellt sein. Zudem heizt sich die Fahrzelle innen bei heißeren Rennen auf bis zu 60 Grad Celsius auf und macht den Protagonisten zusätzlich zu schaffen.

Last but not least geht es nochmal zurück zum Getriebe: Der "Neutral"-Knopf bringt das Getriebe zurück iauf Neutralstellung. Das ist vor allem bei der Fahrzeugbergung von Bedeutung, wenn man auf der Strecke stehen bleibt. So kostet es die Streckenposten viel mehr Zeit und Schweiß, einen Wagen aus der Gefahrenzone zu bringen, der noch in einem Gang feststeckt. Auch das Renngeschehen würde sich ohne diese Vorrichtung wohl viel öfter unter Gelb abspielen und unnötig beeinflusst werden.

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