Nach Preining-Pech: Umstrittene Boxenstopp-Regel in der DTM angepasst

Wie die Boxenstopp-Regel, die Thomas Preining den Oschersleben-Sieg kostete, vor Zandvoort angepasst wird und wie es mit Penalty-Lap und Mindestdruck aussieht

(Motorsport-Total.com) - Die umstrittene neue Boxenstopp-Regel, die beim DTM-Saisonauftakt in Oschersleben "Grello"-Pilot Thomas Preining den Sieg kostete und auch drei anderen Piloten zum Verhängnis wurde, wird in Zandvoort angepasst. Das hat DTM-Renndirektor Sven Stoppe den Teams am Montag mitgeteilt.

Titel-Bild zur News: Thomas Preining

Vor dem Stopp verboten: Nur abmontierte Räder dürfen flach auf dem Boden liegen Zoom

Die zwei Mechaniker pro Seite müssen die Hinterräder zwar weiterhin ab dem Übertreten der Linie in die Working-Lane in der Boxengasse sichern, die Räder müssen ab sofort aber nicht mehr ausschließlich "durch Muskelkraft in der Luft (daher ohne Bodenkontakt) gehalten" werden.

Stattdessen ist nun auch erlaubt, das "Hinterrad auf seiner Lauffläche beziehungsweise einem Teil seiner Lauffläche auf dem Untergrund der Working-Lane abzustellen". Außerdem müssen nicht ständig beide Hände das Rad berühren, sondern es ist zulässig, das Rad "mit mindestens einer Hand durch einige Muskelkraft in seiner Lage zu stabilisieren".

Warum das Reglement klargestellt wurde

Diese Klarstellung von Artikel 39.1 f des DTM-Reglements 2023 ist eine Reaktion auf die Penalty-Lap-Strafen in Oschersleben: Bei Preinings Boxenstopp hatte ein Manthey-EMA-Mechaniker vergessen, seinen Anzug rechtzeitig zuzumachen, und tat dies nachträglich in der Working-Lane.

Solange er mit einer Hand weiterhin den Reifen stabilisiert, wodurch die Sicherheit nicht negativ beeinträchtigt wird, ist dies ab sofort kein Vergehen mehr. Außerdem will man verhindern, dass Mechaniker die schweren Reifen eine halbe Minute lang in der Luft halten müssen, ehe das Fahrzeug eintrifft - und dann beim Stopp nicht mehr bei Kräften sind.

Die Regelung war ursprünglich eingeführt worden, weil der ADAC verhindern will, dass die Reifen vor dem Stopp in der Boxengasse auf den Boden gelegt werden und dann von anderen Fahrzeugen erfasst werden.

Penalty-Lap-Strafe: Renndirektor drückte bei Preining Auge zu

Man darf auch gespannt sein, wie streng die Rennleitung in Zandvoort sein wird, was das rechtzeitige Abbüßen der neuen Penalty-Lap-Strafen angeht. Denn sobald die Strafe auf dem offiziellen Zeitnahme-Monitor erscheint und damit verkündet ist, darf die Ziellinie bis zur Wahrnehmung laut dem Reglement "maximal einmal überfahren werden".


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Preining überfuhr die Linie hingegen laut Informationen von 'Motorsport-Total.com' zweimal, ehe er die Penalty-Lap-Strafe abbüßte. Dass er dafür nicht zusätzlich bestraft wurde, ist darauf zurückzuführen, dass Renndirektor Stoppe beim ersten Saisonwochenende großzügiger mit den Teams umgehen wollte und Milde walten ließ, da der Ablauf für die Teams neu ist, die bisher nicht im ADAC GT Masters am Start waren.

Mindestreifendruck: Wieso es nicht nach Einführung aussieht

Und dann wäre da noch das Thema Mindestreifendruck. Wie 'Motorsport-Total.com' berichtet hat, bemühte sich Pirelli vor dem Zandvoort-Wochenende nochmal darum, einen minimalen Luftdruck bei den Reifen einzuführen. Das hat damit zu tun, dass es im Vorjahr im ADAC GT Masters bei Lamborghini- und Audi-Teams Reifenschäden gab.

Die führte der Michelin-Nachfolger in der DTM darauf zurück, dass einige Teams mit einem zu niedrigen Reifendruck experimentiert haben. Es sieht aber aktuell so aus, als würde es auch kommendes Wochenende nicht zu einer Einführung kommen, denn auch bei einer Besprechung am vergangenen Freitag konnte keine Einigung erzielt werden.

Eine Einführung über ein Bulletin, also eine Reglement-Ergänzung, ist in Zandvoort aber nicht ausgeschlossen. Die kann vor allem mit dem Argument der Sicherheit auch kurzfristig erfolgen.

Wirklich populär wäre eine derartige Maßnahme aber weder bei den Teams noch beim ADAC, denn diese zu überwachen, ist alleine wegen der nicht einheitlichen Sensoren in den Fahrzeugen und der Auswirkungen auf das Kräfteverhältnis wegen der unterschiedlichen Fahrzeugkonzepte äußerst komplex und aufwändig.

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