Vorerst kein Mindestreifendruck: Alle Details zum finalen DTM-Reglement 2023

Wie das finale DTM-Reglement aussieht, warum das Streitthema Mindestreifendruck nicht endgültig vom Tisch ist und worauf sich der ADAC mit den Teams geeinigt hat

(Motorsport-Total.com) - Rund zwei Wochen vor dem DTM-Saisonauftakt, der dieses Wochenende in Oschersleben stattfindet, hat der ADAC das finale Reglement an die Teams verschickt (alle Details in unserer ausführlichen Fotostrecke). Letzte Unklarheiten wurden aber erst jetzt beseitigt, denn bis zuletzt wussten die Teams nicht, ob dieses Jahr der umstrittene Mindestreifendruck eingeführt wird oder nicht.

Titel-Bild zur News: David Schumacher

Die Reifen standen bis zuletzt bei der Reglementdebatte im Mittelpunkt Zoom

Von einem Mindestreifendruck ist zwar im Reglement nichts zu lesen, der ADAC hätte diesen aber über ein zusätzliches Bulletin - also einen Reglement-Nachtrag - kurzfristig vor dem Wochenende festlegen können.

Wie der ADAC nun auf Nachfrage von 'Motorsport-Total.com' bestätigt hat, wird das vorerst nicht der Fall sein. Sehr zur Erleichterung der Teams, die durch die unterschiedlichen Sensoren und Toleranzen bei den verschiedenen Marken gefürchtet hatten, dass keine faire Bewertung möglich ist.

Warum der Mindestreifendruck so umstritten ist

Abgesehen davon reagieren die verschiedenen GT3-Fahrzeugkonzepte möglicherweise unterschiedlich auf einen festgelegten Mindestreifendruck. "Wenn mache Systeme größere Toleranzabweichungen zulassen, dann wird es schwierig, es so zu kontrollieren, damit es für alle gleich ist", erklärt AMG-DTM-Sportdirektor Thomas Jäger.


Fotostrecke: DTM 2023: Das sind die Reglementänderungen

"Beim Zielluftdruck kann ein halbes Zehntel einen großen Unterschied ausmachen. Und wenn es um eine Disqualifikation geht, dann müssen die gleichen Bedingungen vorherrschen. Die kann man aktuell nicht herstellen, außer man nutzt ein einheitliches System, was massive Kosten bedeuten würde."

Luftdruck: Oschersleben für ADAC Standortbestimmung

Er rechnet in Oschersleben nicht mit den von Pirelli befürchteten Reifenschäden, weil die Teams mit einem zu niedrigen Luftdruck riskieren. "Kein Team will wegen eines zu niedrigen Luftdrucks ausscheiden", sagt Jäger.

"Außerdem haben die Teams so viel Erfahrung. Deswegen wäre es gut, wenn wir mal in die Saison starten, bevor man einen Schnellschuss macht, der dann Probleme verursacht."

Genau darauf dürfte sich der ADAC nun mit Pirelli geeinigt haben: Denn der ADAC sieht Oschersleben als Standortbestimmung, was das Thema angeht, und rechnet damit, dass die Diskussion nicht vom Tisch ist.

Schon beim zweiten Saisonwochenende in Zandvoort, wo es im Vorjahr im ADAC GT Masters zahlreiche Reifenschäden beim nun auch in der DTM eingesetzten DHF-Reifen von Pirelli kam, könnte ein minimaler Luftdruck nachträglich über ein Reglement-Bulletin festgelegt werden. Und auch am Sachsenring, auf dem die Reifen ebenfalls härter belastet werden, wäre eine entsprechende Regelung vorstellbar.

Herstellerwertung, Stopps, Reifen: ADAC klärt offene Punkte

Auch sonst hat der ADAC über das Reglement noch einige Punkte geklärt: Die Hersteller-Meisterschaft wird auf Wunsch der in der DTM vertretenen Marken nun doch beibehalten. Und auch bei den Boxenstopps hat man auf die Teams reagiert und wird nun keine größeren Boxencrews mit sieben Mechanikern (inklusive Lollipop-Mann) einfordern.

Das hatte man ursprünglich aus Sicherheitsgründen angedacht, weil man verhindern wollte, dass ungesicherte Reifen durch die Luft fliegen. Da die Teams aber höhere Kosten befürchtet hatten und der Meinung waren, dass die Verletzungsgefahr größer ist, wenn mehr Mechaniker in der Boxengasse stehen, bleibt es bei der bisherigen Lösung mit sechs Teammitgliedern und vier aktiven Reifenwechslern.


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Auch bei der Anzahl der Reifensätze, die pro Fahrzeug an einem Wochenende genutzt werden dürfen, hat man sich mit den Teams und Pirelli auf einen Kompromiss geeinigt: Beim Saisonauftakt, beim Finale sowie in Zandvoort und auf dem Sachsenring, wo die Belastung für die Reifen besonders hoch ist, kommt nun ein zusätzlicher Reifensatz zum Einsatz.