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Lösung in BoP-Debatte? Mercedes-AMG macht sich für Heizdecken stark!
Warum sich Mercedes-AMG dafür ausspricht, dass die 2017 in der DTM verbotenen Heizdecken wieder eingeführt werden und wie das mit Nachhaltigkeit vereinbar sei
(Motorsport-Total.com) - Wäre das Comeback der Heizdecken der Schlüssel, um die aktuelle Diskussion um die Balance of Performance (BoP) in der DTM zum Verstummen zu bringen? Denn vor allem die Teams von Mercedes-AMG und BMW tun sich nach wie vor schwer, den 2023 in der DTM eingeführten Pirelli-Reifen im Qualifying auf Temperatur zu bringen und an die Ergebnisse der Vergangenheit anzuschließen.
© Daimler
In den weltweiten SRO-Serien ist das Reifenheizen erlaubt, in der DTM nicht Zoom
Man habe inzwischen "extrem viel probiert", stellt Thomas Jäger, der bei Mercedes-AMG als sportlicher Leiter des DTM-Projekts agiert, im Gespräch mit Motorsport-Total.com klar. "Wir fahren im Training unterschiedliche Warm-up-Prozeduren. Wir splitten das zwischen den Autos, um für die jeweilige Rennstrecke das Optimum zu erzielen. Aber Fakt ist, dass wir deutlich länger brauchen als andere."
Das mache es "schwieriger, das letzte Zehntel zu holen", sagt Jäger. Vor allem bei niedrigen Außen- und Streckentemperaturen habe man Schwierigkeiten: "Wenn wir mal im optimalen Reifenfenster sind, ist der Peak eigentlich schon wieder weg. Deshalb ist die Performance schwieriger umzusetzen. Das Reifenheizen würde das egalisieren", schlägt er vor.
Wieso jetzt andere Vorzeichen gelten als zu Class-1-Zeiten
Aber wieso braucht es in der DTM nun wieder Heizdecken, obwohl diese bereits seit der Saison 2017 nicht mehr genutzt werden dürfen? Jäger verweist darauf, dass die Auswirkungen des ungeheizten Rades bei den Class-1-Prototypen andere waren als bei den aktuellen GT3-Fahrzeugen, die mittels BoP künstlich aneinander angeglichen werden.
"Du hattest bei der Class 1 die gleiche Achslastverteilung", erklärt er. "Hier haben wir wahnsinnig große Unterschiede zwischen den Fahrzeugkonzepten mit Front-, Heck- und Mittelmotor. Und es kommt auch auf den Reifen, auf die Charakteristik an, alsodass es beim einen ein bisschen besser, beim anderen ein bisschen schlechter funktioniert. Wir haben auch in der Vergangenheit gesehen, dass das nicht gleichzusetzen ist."
Der aktuelle Pirelli-Reifen, der eigentlich für die Langstrecke konstruiert wurde, ist deutlich härter und schwieriger auf Temperatur zu bringen als der bis 2022 in der DTM genutzte Michelin-Pneu. 2025 bringen die Italiener einen neuen Reifen, der angeblich noch härter sein soll. "Pirelli macht einen sehr guten, zuverlässigen Reifen", will Jäger seine Aussagen nicht als Kritik an den Italienern verstanden wissen.
Was gegen eine eigene Qualifying-BoP sprechen würde
"Das haben in der Vergangenheit nicht alle Hersteller hingekriegt, so viele unterschiedliche Fahrzeugkonzepte mit einem Produkt auszustatten, das bei allen irgendwie funktioniert. Aber natürlich hast du immer irgendwelche Einschränkungen. Das ist ganz normal."
Da Mercedes und BMW im Qualifying, in dem die Reifentemperatur die Hauptrolle spielt, offenbar einen Nachteil haben, ist es schwierig, die Fahrzeuge sowohl für das Qualifying als auch für das Rennen richtig einzustufen. AVL Racetech hatte für die Saison 2023 sogar eine eigene Qualifying-BoP in Erwägung gezogen, doch die Idee wurde nach der ADAC-Übernahme von BoP-Dienstleister SRO Motorsports Group nicht umgesetzt.
© Motorsport Images
Ein ungewohntes Bild: Heizdecken werden in der DTM seit 2017 nicht mehr genutzt Zoom
Könnten zwei unterschiedliche BoPs der richtige Weg sein? "Mit einer Qualifying- und einer Renn-BoP wird das irgendwann so anspruchsvoll - das ist auch schwierig zu vermitteln", ist Jäger skeptisch. Für geheizte Reifen würde allerdings sprechen, dass diese auch in den SRO-Serien GT-World-Challenge und Intercontinental GT-Challenge erlaubt sind, wodurch SRO-Technikchef Claude Surmont die dort gewonnenen Daten auch bei der Erstellung der DTM-BoP besser nutzen könnte.
Warum Heizdecken nicht umweltschädlicher sind
"Claude kann auch nur das machen, was er sieht und was er an Daten hat. Er hat Zugriff auf Millionen Informationen aller SRO-Serien von allen Märkten. Und das ist das 'Problem'. Wenn die DTM-Daten da nicht mit dem Rest der Welt übereinstimmen, dann ist das für ihn schwer zu bewerten."
Aber ist es in Zeiten des Klimawandels, in der auch Serien wie die WEC Heizzelte und Heizdecken verbieten, eine Einführung nicht schwierig zu rechtfertigen? "Es wird auch Sprit und Bremsenmaterial verfahren", argumentiert Jäger, dass gerade im Qualifying aktuell viele Runden nur absolviert werden, um die Pneus auf Temperatur zu bringen.
"Man müsste mal eine Ökobilanz aufstellen. Dann wäre das Reifenheizen glaube ich nicht schlechter als das Warm-Up, vielleicht sogar besser. Und wenn man das dann noch mit Ökostrom oder mit Photovoltaik macht, wäre es sogar eine gute Geschichte", schlägt er vor, die Reifen mit sauberer Energie zu heizen. "Wenn man was für die Umwelt tun kann, sollte man das tun. Und wenn es dem Wettbewerb und der Fairness hilft, dann macht das total Sinn."
Jägers Vorschlag: Heizdecken nur im Qualifying!
Zudem würde Jäger die Heizdecken nur im Qualifying erlauben, nicht aber im Rennen. "Es wäre überschaubar, denn man hat einen Reifensatz für das erste Qualifying und den anderen für das zweite. Denn im Rennen sorgt der kalte Reifen beim Reifenwechsel für Spannung auf der Strecke."
Die Marke mit dem Stern habe durch den reifenschonenden Mercedes-AMG GT3 ohne Heizdecken im Rennen zwar "auch einen gewissen Nachteil, aber hier ist die Startposition im Verhältnis wichtiger als der Nachteil, den man beim Boxenstopp hat", relativiert Jäger. "Mit einer guten Startposition kann man sich noch immer verteidigen, auch wenn das Rad nicht gleich kommt."
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