• 13.12.2008 12:43

  • von Stefanie Szlapka & Britta Weddige

Kristensen: "Gigantischer" Triumph und großes Pech

Tom Kristensen im Exklusiv-Interview: Der Le-Mans-Sieg überstrahlte 2008 alles, doch in der DTM fehlten die Ergebnisse - Das soll nächstes Jahr besser werden

(Motorsport-Total.com) - Tom Kristensen steigt an diesem Wochenende wieder ins Rennauto: Beim Race of Champions im Londoner Wembleystadion vertritt er gemeinsam mit seinem Audi-Kollegen Mattias Ekström die skandinavischen Farben. Es ist der Abschluss einer Saison, die für den Dänen einen großen Triumph brachte, in der es in der DTM aber nicht zu den gewünschten Ergebnissen gereicht hat.

Titel-Bild zur News: Tom Kristensen

Tom Kristensen holte sich im Juni seinen achten Gesamtsieg in Le Mans

Im Exklusiv-Interview mit 'Motorsport-Total.com' blickt Kristensen noch einmal zurück. Da war der von vielen unerwartete Sieg gegen Peugeot in Le Mans, mit dem sich der Audi-Pilot als achtmaliger Le-Mans-Gewinner in die Geschichtsbücher eingetragen hat. Da war aber auch die DTM, in der er seinen Speed zwar zeigen konnte, die Topergebnisse aber meistens ausblieben. Kristensen erklärt, woran das lag und blickt nach vorn: 2009 soll es wieder besser laufen.#w1#

Der "gigantische" Sieg in Le Mans

Le Mans

Geschafft: Tom Kristensen bringt die Startnummer zwei als Erster ins Le-Mans-Ziel Zoom

Frage: "Tom, wie fällt deine Saisonbilanz aus? Eher gemischt?"
Tom Kristensen: "Die Sportwagensaison war natürlich sehr gut. Beim Saisonauftakt in Sebring hatten wir ein paar Probleme mit den Bremsen und wir konnten nicht den Gesamtsieg beim Zwölf-Stunden-Rennen holen, sondern nur den Klassensieg. Aber in Le Mans konnten wir Peugeot besiegen. Und ich denke, das haben wir der enormen Konzentration zu verdanken, mit der alle bei Audi gearbeitet haben."

"Dort hat der Mensch die Maschine geschlagen. Wir waren in Le Mans nicht die Favoriten, Peugeot hatte ganz klar das schnellere Auto. Aber unsere Effizienz, Erfahrung und die disziplinierte Arbeit, die wir von Anfang an geleistet haben, haben den Sieg gebracht. Wenn so etwas gelingt, ist es natürlich gigantisch. Das war perfekt, das Teamwork und alles andere auch."

Frage: "Macht es diesen Sieg in Le Mans zu etwas ganz Besonderen, wenn man ihn auf diese Weise holt?"
Kristensen: "Ja, das war der beste Sieg. Wir waren nicht die Favoriten, aber ich hatte bereits vorher das Gefühl, dass wir in Le Mans gewinnen können und dass andere, die in der Pitlane ein Stückchen von uns weg waren, den erwarteten Sieg verlieren könnten. Und so kam es dann auch. Das war etwas ganz Besonderes. Für mich ist jeder Sieg in Le Mans wie ein Kind, aber mit unterschiedlichen Charakteren. Alle sind unheimlich viel wert, aber der letzte war am wertvollsten. Von daher fällt meine Sportwagenbilanz fast perfekt aus. Wenn man Le Mans gewinnt, ist es wunderbar."

Keine Ausreden für die DTM

"Für die DTM möchte ich keine Ausreden suchen." Tom Kristensen

"Für die DTM möchte ich keine Ausreden suchen. Der Speed war meistens da. Aber es hat nie genau gepasst: Wenn ich auf der Pole stand, wurde das Rennen aus verschiedenen Gründen ein Chaosrennen. Und klar: Wenn man auf der Pole steht, geht man bei Setup, Reifen und Ähnlichem nicht so viel Risiko ein, wie wenn man weiter hinten steht. Und dann war da noch mein Superstart von Oschersleben, der aus Sicht der Offiziellen leider ein bisschen zu früh war. Das hat mir sicher nicht geholfen."

Frage: "Wie schafft man es, sich immer wieder neu zu motivieren, wenn man merkt, dass es nicht so richtig zu laufen scheint?"
Kristensen: "Ich bin ehrgeizig, ich will mich immer beweisen, ich will immer versuchen, das Beste zu machen. Aber sicher, man muss sich immer gut fühlen und das ganze Team muss da zusammenhelfen. Und ich muss sagen, dass ich beim Audi Sport Team Abt Sportsline immer das Gefühl habe, ein super Auto zu haben. Die Jungs arbeiten immer hart für mich. Deshalb freue ich mich darauf, weiter mit ihnen um Siege zu kämpfen. Denn - ohne Ausreden suchen zu wollen - so schlecht wie in diesem Jahr kann es nie mehr werden, egal ob nun Pech oder Fehler der Grund waren."

Frage: "Was war für dich persönlich das schönste und was das schlimmste Rennen?"
Kristensen: "Für Audi war sicher Zandvoort mit dem Vierfachsieg das beste Rennen. Es gab sicher mehrere schöne Rennen und die ganze Saison über tolle Momente. Welches Rennen davon das beste war, kann ich nicht so genau beurteilen. Vielleicht war es das Saisonfinale in Hockenheim. Da hat der Speed am Sonntag perfekt gepasst - aber leider bin ich nur von Platz acht gestartet. Und über das schlechteste Rennen brauchen wir gar nicht zu sprechen."

Der neue A4 DTM: gewöhnungsbedürftig

Tom Kristensen

Tom Kristensen konnte in der DTM seine Ziele nicht ganz erreichen Zoom

Frage: "Wie war für dich die Umstellung auf das neue Modell des A4 DTM?"
Kristensen: "Das neue Modell war schon ein bisschen anders als der Vorgänger. Die Vorderachse war nicht so aggressiv, man hat sie ein bisschen weniger gespürt. Mit den Reifen musste ich mich da auf jeden Fall umstellen."

Frage: "In der abgelaufenen Saison gab es neu das Boxenstoppfenster. Wie bewertest du das? Hättest du für kommendes Jahr noch Änderungsvorschläge?"
Kristensen: "Das Boxenstoppfenster hat auf jeden Fall sehr geholfen, damit die Rennen nicht mehr so über die Strategie beeinflusst wurden. Allerdings habe ich auch die Meinung gehört, dass die Rennen dadurch ein wenig an Spannung verloren haben. Ich persönlich denke, dass man jedes Produkt verbessern kann. Genauso, wie man beim Rennauto versuchen muss, das Optimum zu finden, muss man vielleicht auch bei der ITR über entsprechende Neuerungen nachdenken. Ich finde es aber auf jeden Fall sehr gut, dass das Boxenstoppfenster eingeführt wurde."

Frage: "Wie sieht dein Programm im Winter aus?"
Kristensen: "Ich war schon ein Wochenende lang zum Fahrradfahren auf Lanzarote. Dazu kommen ein paar Galas an wie der Autosport-Award, die BRDC-Gala, die Jahresfeier des dänischen Verbands DASU. Dann das Race of Champions und Testfahrten ."

Frage: "Und was wünscht du dir zu Weihnachten?"
Kristensen: "(überlegt lang; Anm. d. Red.) Ich weiß es nicht. Aber meine Kinder und andere haben mich das auch schon gefragt. Und ich habe momentan wirklich keine speziellen Wünsche."