Haug: "Der Druck liegt auf unserem Wettbewerber"
Mercedes-Sportchef Norbert Haug spricht im Interview noch einmal über die Ereignisse von Barcelona und blickt voraus auf das DTM-Saisonfinale
(Motorsport-Total.com/sid) - Frage: "Herr Haug, das Rennen in Barcelona wurde sehr kontrovers diskutiert. Wie sehen Sie die dortigen Zwischenfälle mit etwas Abstand?"
Norbert Haug: "Dort wurde überreagiert, daran gibt es keinen Zweifel. Die beiden Unfälle waren Rennunfälle, die jeweils unseren Fahrern zur Last gelegt wurden, gleichzeitig aber von den Fahrern der beiden Konkurrenzautos vermieden hätten werden können. Zu diesem Schluss kommt jeder, der das vorhandene Foto- und Filmmaterial durch die neutrale Brille betrachtet."

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Norbert Haug fiebert dem DTM-Finale in Hockenheim schon entgegen
"Dass die Meisterschaftsaspiranten der Konkurrenz von diesen Unfällen betroffen waren, ist unglücklich und brachte die Brisanz ins Spiel, die letztlich im Rückzug unserer Konkurrenten gipfelte. Das löste breites Unverständnis aus, vor Ort bei den Zuschauern, die laut buhten."#w1#
Haug kündigt hartes, aber faires Rennen an
Frage: "Müssen wir in Hockenheim mit einem Rennen mit Remplern und harten Attacken rechnen?"
Haug: "Mit einem harten Rennen ganz sicher, mit einem unfairen sicher nicht. Die Ereignisse in Barcelona waren unglücklich und wurden enorm hochgespielt. In 50 Rennen vor Barcelona gab es keine Unfälle mit Titelaspiranten und keinen Rückzug einer Marke - dies ist also nicht DTM-Standard."
Frage: "In Hockenheim kommt es zum Showdown in der Meisterschaft. Ein Wunschfinale?"
Haug: "Hockenheim wird ausverkauft sein, es wird vollere Ränge geben als beim letzten Formel-1-Rennen im vergangenen Jahr, die DTM findet größeren Zuschauerzuspruch denn je, dieses Votum muss den Wettbewerbern Verpflichtung für guten Sport sein. Begriffe wie Showdown treffen nicht, was das Finale zu bieten hat. Keine Motorsportveranstaltung bietet dem Zuschauer zu günstigeren Konditionen mehr."
Frage: "Sehen Sie Ihren Fahrer Bruno Spengler im Duell gegen die Audi-Doppelspitze Mattias Ekström und Martin Tomczyk im Nachteil?"
Haug: "Überhaupt nicht, der Druck liegt auf unserem Wettbewerber, ganz klar. Wir sind zuletzt zweimal hintereinander mit Gary Paffett und Bernd Schneider Meister geworden und haben in den vergangenen sieben Jahren fünf Titel geholt. Wir gehen das Finale konzentriert, konsequent, aber garantiert vollkommen unverbissen an - der Beste soll gewinnen, ohne Crashs und Teamorder. Spengler hat durch Punktehalbierung bei einem Rennen und einer unverständlichen Sportstrafe bei einem anderen Rennen neun Punkte verloren. Addiert man die zu seinem Konto von 40, dann wäre er schon vor dem Finale durch."
DTM ist so populär wie nie zuvor
Frage: "Die DTM-Saison 2007 war sehr turbulent. Wie sieht Ihr persönliches Fazit vor dem Finale aus?"
Haug: "Es mangelte an Nachhaltigkeit, die sportliche Überwachung muss reformiert werden, sonst sehen manchmal auch wohlgemeinte Entscheidungen wie Willkür aus, und die will ich wirklich niemandem unterstellen. Positiv ist, dass die DTM eine große Menge Zuschauer vor Ort wie vor dem Fernseher begeistert. Die Live-Übertragungen der 'ARD' gehören regelmäßig zu den fünf meistgesehenen Sendungen im jeweiligen 'ARD'-Tagesprogramm. DTM wird nicht selten mehr gesehen als die traditionelle Sportschau."
Frage: "Wie sehen Sie die Zukunft der DTM mit Audi und Mercedes als alleinige Rivalen der Rennbahn?"
Haug: "Die Serie ist offen für jeden Neueinsteiger und bietet eine überaus attraktive Plattform. Gäbe es diese nicht, wäre Mercedes-Benz nicht länger als jeder andere Hersteller dabei. Aber wir können nur für unsere Marke entscheiden - das Finale in Hockenheim wird das beste Argument für interessierte Hersteller sein. Diese Bühne ist - ohne jede Euphorie - einmalig."

