• 23.06.2007 09:02

  • von Britta Weddige

Häkkinen: "Haben genügend Ersatzspiegel dabei"

Mercedes-Pilot Mika Häkkinen über die Tücken und ganz speziellen Anforderungen am Norisring - Vor allem Bremsen sind gefragt

(Motorsport-Total.com) - "Es gibt hier nicht viele Kurven, aber diese vier Kurven sind sehr wichtig", bringt es Mercedes-Pilot Mika Häkkinen auf den Punkt, wenn er über die Herausforderung Norisring spricht. Schnelle Geraden, Spitzkehre und Schöller-S - vor allem beim Bremsen müssen die Piloten hier Feingefühl aufbringen, so der Finne: "Hier sind vor allem die Bremsen ein großes Thema, du musst sehr auf deine Bremsen aufpassen. Wenn du Vollgas gibst vom Start bis ins Ziel, dann wirst du wahrscheinlich Probleme bekommen. Du musst in manchen Abschnitten sehr darauf achten, wie du deine Bremsen einsetzt."

Titel-Bild zur News: Mika Häkkinen

Mika Häkkinen kennt die Tücken des Norisrings ganz genau

Das Schwierige sei, dass man immer sehr späte bremse und dabei den exakten Bremspunkt finden müsse: "Da wir nicht so viel Downforce haben, kannst du nicht einfach die Gerade runterrasen und dann in die Bremse treten, du musst sehr umsichtig mit dem Bremspedal umgehen", schilderte er. Vor allem für die Ingenieure sei der Norisring eine echte Herausforderung, sie müssten das perfekte Gesamtpaket finden für eine Strecke "auf der man sehr spät und heftig bremsen muss und die gleichzeitig viele Bodenwellen hat."#w1#

Gewichtsverteilung wichtiger Punkt bei der Abstimmung

Ein wichtiger Teil der Abstimmung ist die Verteilung des Zusatzgewichts im Auto. Hier zählt der Finne voll auf die langjährige Erfahrung seines Teams am Norisring. "Unsere Ingenieure wissen, wo genau sie das Gewicht hinpacken müssen", erklärte Häkkinen. Die Umsetzung in der neuen C-Klasse sei dann eine Frage der Feinabstimmung. "Dazu haben wir unser technisches Meeting. Es ist wichtig, dass die Fahrer nicht nur sagen 'es ist fantastisch, jetzt warten wir mal morgen ab', sondern man muss sich die ganz kleinen Details ganz kritisch anschauen."

Doch nicht nur die Ingenieure sind gefragt, sondern auch die Piloten. Auf sie warten am Norisring mehrere tückische Stellen. Zum Beispiel die Spitzkehre. Hier ohne blockierende Räder durchzukommen, ist nahezu unmöglich. "Es ist sehr schwierig, egal welche Linie du fährst", stimmte Häkkinen zu. "Wenn du in die Kurve rein fährst und beim Bremsen lenkst, schiebt das gesamte Gewicht des Autos nach außen, damit lassen die Kräfte auf das innere Rad nach und es blockiert sehr leicht. Deshalb versuchst du, das Auto immer gerade zu stellen, bevor du bremst und das ist sehr schwer."

"Du musst nur früh genug von der Bremse gehen, damit du dir keinen Plattfuß zuziehst." Mika Häkkinen

Wenn Runde um Runde die Räder blockieren, ist die Gefahr groß, sich bald einen platten Reifen zu holen. Hier kennt der Finne zwei Gegenmittel: "Du musst nur früh genug von der Bremse gehen, damit du dir keinen Plattfuß zuziehst, sonst bekommst du ein großes Problem, und man muss ziemlich mit den Gängen arbeiten, um das Auto langsamer zu machen - das ist allerdings nicht so gut für den Motor." Und der Motor wird auf dem Norisring ohnehin schon genug beansprucht, da der Vollgasanteil im Rennen sehr hoch ist.

Immer dicht an der Mauer lang

Nächste Herausforderung - die Leitplanken, an der die Piloten millimetergenau vorbeirasen. Es gebe unzählige Möglichkeiten, die Kurven anzufahren: "Man muss man die Daten analysieren, Videos anschauen, schauen wie es die anderen Piloten machen und die eigene Performance immer weiter verbessern", erklärte Häkkinen auf die Frage, wie man sich die Kurven richtig zurecht legen kann.

Was die Sache problematisch mache, sei der Umstand, dass die Piloten im DTM-Auto nicht mittig, sondern links sitzen: "Wenn du in der Mitte des Autos sitzt, dann bekommst du automatisch ein Gefühl dafür, wie nah du an der Mauer bist", so Häkkinen. "Wenn du links sitzt, hast du zwar das Gefühl, dass du sehr nah dran bist, aber in Wirklichkeit hast du noch sehr viel Platz. Wie viel Platz man hat, das weiß man dann durch viel Erfahrung. Wenn man schon lang im DTM-Auto sitzt dann hat man die Erfahrung und das Vertrauen, wie nah man an die Mauer heranfahren kann."

"Man muss nur einmal dagegen fahren, dann weiß man, dass das das Limit war." Mika Häkkinen

Diese Erfahrung erarbeite man sich ganz einfach, fügte er schmunzelnd hinzu: "Man muss nur einmal dagegen fahren, dann weiß man, dass das das Limit war." Jedenfalls seien er und sein Team für die Mauer vorbereitet: "Rechte Rückspiegel haben wir sehr viele zur Reserve dabei, das wird kein Problem", so der Finne lachend.

Regen macht die Sache richtig tückisch

Und in diesem Jahr könnte noch eine weitere Herausforderung dazu kommen: Der Regen. Präsentiert sich der Norisring normalerweise bei strahlendem Sommerwetter, ist es in diesem Jahr unbeständig. Für das gesamte Wochenende sind Schauer und Gewitter angesagt, und schon im Test am gestrigen Freitag gab es einen kurzen Vorgeschmack in Sachen Platzregen. Wenn es richtig nass wird, kann der Straßenkurs alle seine Tücken zeigen. "Das große Problem hier ist, dass in den Bremszonen teilweise viel Gummi liegt", so Häkkinen. "Wenn man an der falschen Stelle bremst, dann bekommt man ein ernsthaftes Problem." Als Beispiel nannte er den Dreher von Audi-Pilot Mattias Ekström, der im nassen Ende des Tests in die Reifenstapel schleuderte: "Als er gebremst hat, war ein Teil der Räder auf der rutschigen Seite und die anderen auf der griffigen und er hat umgehend die Kontrolle verloren."

Zur Gefahr könnte der Regen laut Häkkinen auch wegen der hohen Geschwindigkeit werden: "Wenn es viel regnet, dann wird es sehr, sehr schwer. Da sind die Organisatoren gefragt, sie müssen die Session stoppen, wenn zuviel Wasser auf der Strecke ist, denn sonst wird es zu gefährlich."