• 06.09.2009 23:28

  • von Britta Weddige

Green vs. Jarvis: Briten auf Kollisionskurs

Jamie Green rammte Oliver Jarvis und brachte damit beide um einen Platz in den Top 6: Normaler Rennunfall oder einfach "ein saudummes Manöver"?

(Motorsport-Total.com) - Zwei britische Jahreswagenfahrer hatten beim Heimrennen in Brands Hatch die große Chance, in die Top 6 zu fahren. Doch in Runde 36 endete dieser Traum für beide: Mercedes-Pilot Jamie Green rammte das Heck von Oliver Jarvis' Audi und drehte diesen um. Jarvis konnte sich zar noch als Achter ins Ziel retten und einen Punkt holen, ist war aber mächtig sauer auf seinen Landsmann.

Titel-Bild zur News: Jamie Green

Jamie Green kassierte nach seinem Rempler eine Durchfahrtsstrafe

"Ich weiß wirklich nicht, was Jamie da vorhatte", schimpft er im Interview mit 'Motorsport-Total.com'. "Er hat mich im vergangenen Jahr in Oschersleben aus dem Rennen geworfen und jetzt hier in Brands Hatch wieder. Das war wirklich ein saudummes Manöver von ihm. Ich habe keine Ahnung, was er da gemacht hat. Man hat ja im Fernsehen ganz deutlich gesehen, dass er mich von hinten gerammt hat."#w1#

Ohne den Unfall wäre für ihn Platz fünf oder sechs drin gewesen, so Jarvis: "Ich bin wirklich enttäuscht. Aber dass ich nach einem solchen Zwischenfall noch einen Punkt geholt habe, ist wenigstens noch ein gutes Ende."

"Das war wirklich ein saudummes Manöver von ihm." Oliver Jarvis

Für Green ist der Crash "ein normaler Rennunfall". Er schildert das Geschehen aus seiner Sicht: "Es war nach unseren ersten Boxenstopp. Ich bin rausgekommen und er war direkt vor mir. Ich hatte frische Reifen drauf und ich war ein bisschen schneller als er. Ich habe auf ihn aufgeschlossen und war eingangs der letzten Kurve recht nah an ihm dran. Er ist weit nach außen abgekommen und ich bin nach innen gefahren. Auf der Start-Ziel-Gerade war ich recht nah an ihm dran und er hat in Kurve eins innen seine Position verteidigt. So blieb ich hinter ihm."

Doch in der nächsten Runde sei Jarvis in der letzten Kurve wieder weit nach außen gekommen: "Ich habe versucht, innen neben ihn zu gehen. Bei der Kurvenausfahrt habe ich ihn nur leicht hinten an der Ecke berührt." Unglücklicherweise fand die Berührung genau auf einer Kuppe statt, wo die Traktion ohnehin Probleme bereitete: " Es hat nicht viel gebraucht, um ihn zu drehen. Es war definitiv keine Absicht von mir. Ich habe nur versucht, dicht an ihn ranzukommen."


Fotos: DTM in Brands Hatch


Jarvis hat aber noch ein anderes Problem mit Green: "Ich habe mit ihm gesprochen und hat angefangen, Ausreden zu suchen. Wenn er zu mir kommt und sagt: 'Schau, ich habe einen Fehler gemacht, ich habe dich gerammt' - das ist was anderes. Aber diese Haltung hatte er nicht und das ist das Enttäuschende."

Green hat nicht nur Jarvis' Chancen auf eine reiche Punkteausbeute zunichte gemacht, sondern auch seine eigene. Denn er selbst hätte auch Platz sechs - oder bei einem gelungenden Manöver Platz fünf - holen können. Stattdessen wurde er nach seiner Durchfahrtsstrafe Zwölfter.

"Die Zuschauer kommen schließlich hierher, um Racing zu sehen, um Überholmanöver und Action zu sehen." Jamie Green

Dennoch bereut er nicht, es versucht zu haben. "In der DTM muss man attackieren", betont Green. "Auf dieser Strecke ist es schwer, zu überholen. Ich konnte Mattias Ekström in der ersten Runde und dann im ersten Stint Tom Kristensen überholen. Bis dahin hatte ich also ein tolles Rennen. Und die Zuschauer kommen schließlich hierher, um Racing zu sehen, um Überholmanöver und Action zu sehen. Es wäre einfach gewesen, Jarvis einfach 93 Runden lang hinterherzufahren. Aber dazu sind wir nicht hier. Wir sind hier, um hart zu racen. Ich möchte natürlich fair fahren, jetzt haben ich eine Durchfahrtsstrafe bekommen und ich akzeptiere das."

Auch wenn er nicht ganz versteht, warum er eine Strafe kassiert hat, Kollegen wie Bruno Spengler und Ralf Schumacher jedoch nicht. "Aus meiner Sicht sind die Rennkommissare manchmal sehr streng", so Green. "Manchmal gibt es Berührungen und es gibt keine Strafen dafür und manchmal fliegt ein Auto sogar von der Strecke und keiner wird bestraft. Und bei anderen Gelegenheiten bekommt man die Strafe. Es scheint so, dass ich recht schnell Strafen bekomme, aber was kann ich dagegen tun?" Sein Pech: Von dieser Kollision gab es eindeutige Fernsehbilder, von den anderen nicht.

Dennoch ist der Brite ganz gut gelaunt. Denn man müsse "das Gesamtbild sehen", betont Green: "Oliver Jarvis hat heute einen Punkt mehr geholt als ich, Mike Rockenfeller zwei Punkte. Wenn wir uns die Situation bei den Jahreswagen anschauen - was bei mir die höchste Priorität hat - ist das für mich kein so großes Problem. Und beim nächsten Rennen haben wir etwas weniger Gewicht, was für uns hoffentlich ein Vorteil ist und uns die Möglichkeit gibt, in Barcelona ein gutes Ergebnis zu holen. Wir arbeiten daran."