"Erstmals nicht mit stumpfen Waffen": Wie der Emil-Frey-Ferrari siegfähig wurde

Worauf der Emil-Frey-Teamchef die bittere DTM-Durststrecke seins Teams bis zu Jack Aitkens Sieg zurückführt und wieso auch die Bremsen trotz Hitze nicht kollabierten

(Motorsport-Total.com) - "Endlich hat alles zusammengepasst", freut sich Emil-Frey-Teamchef Lorenz Frey-Hilti nach dem Samstag-Sieg durch Jack Aitken über den ersten Sieg seines Ferrari-Rennstalls in der DTM. Denn das Emil-Frey-Team erlebte seit dem vielversprechenden Oschersleben-Podestplatz durch den Ex-Formel-1-Piloten beim Auftakt eine Reihe von Enttäuschungen.

Titel-Bild zur News: Jack Aitken

Moment der Erlösung: Jack Aitken holt am Lausitzring den ersten Ferrari-Saisonsieg Zoom

Aber worauf führt Frey-Hilti die Trendwende zurück? "Es hat eine große BoP-Änderung gegeben - und dafür haben wir sehr gekämpft", verweist der Schweizer im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'. "Lausitzring war abgesehen vom Nürburgring das erste Rennen, bei dem wir nicht mit stumpfen Waffen kämpfen mussten, was den Topspeed angeht."

Die Daten belegen, was der Ex-Rennfahrer sagt: Denn während der Ladedruck des brandneuen Ferrari F296 GT3 bei den ersten Wochenenden zwischen 2,36 und 2,40 bar pendelte, durfte man am Nürburgring zunächst auf 2,425 bar erhöhen, ehe auf dem Lausitzring sogar 2,525 bar erlaubt wurden.

"Verrückt, wie wir beim Start drei, vier Plätze verloren haben"

"Das Auto ist sehr schnell in den Kurven", verweist Frey-Hilti auf die guten Abtriebswerte des an einen Prototypen erinnernden Sportwagen, was sich vor allem in mittelschnellen und schnellen Kurven zeigt. "Man hat uns daher so viel Leistung weggenommen, dass wir zwar in einer freien Runde im Qualifying sehr gut waren, aber im Rennen schon beim Start nicht vom Fleck kamen."

Daher verloren Aitken und Thierry Vermeulen oft schon in der Anfangsphase Plätze. "Es war oft verrückt, wie wir am Start drei, vier Plätze verloren haben, obwohl die Reaktionszeit beider Fahrer sehr gut war", erklärt Frey-Hilti. "Die Fahrer hatten einfach keinen Boost."

Im Rennen setzte sich das Problem fort. "Wenn du keine Beschleunigung aus den Kurven und keinen Topspeed hast - wir hatten Rennen, da waren wir um acht, neun km/h langsamer -, dann kämpfst du mit stumpfen Waffen."

Teamchef ermutigt: "Wir können jetzt mitfahren"

Tatsächlich fanden sich die beiden Ferrari 296 GT3 zu Saisonbeginn meist am Ende der Topspeed-Liste wieder, während der Bolide am Lausitzring hinter dem BMW am zweitschnellsten auf den Geraden war. "Wir sind noch lange nicht die schnellsten beim Topspeed und bei der Beschleunigung, aber wir können jetzt mitfahren", ist Frey-Hilti erleichtert.


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Dennoch zeigt er Verständnis für den BoP-Dienstleister SRO Motorsport Group. "Ich will mich nicht beklagen, denn es ist auch für die Leute, die die BoP machen, ganz schwierig, weil man bei einem neuen Fahrzeug noch nicht so viele Daten und Erfahrungswerte hat. Und nie genau weiß: Ist das jetzt wirklich das Maximum oder hatten sie ein schlechtes Set-up? Aber es war schon sehr frustrierend, dass wir bei ein paar Rennen einen guten Job gemacht haben, aber es trotzdem nicht gereicht hat."

Das habe sich dadurch gezeigt, dass beide Fahrer mit dem Fahrverhalten und mit dem Set-up zufrieden waren, man aber trotzdem nicht konkurrenzfähig war.

Überhitzende Bremsen: Wieso es am Lausitzring klappte

"Wir hatten gewisse Rennstrecken, auf denen es brutal war", blickt er zurück. "Der Norisring ist eine extreme Motoren- und Bremsenstrecke", verweist er auf den Tiefpunkt der Saison in Nürnberg, als seine Piloten dem Feld hinterherfuhren und wie Amateure aussahen.

Das war neben dem Leistungsdefizit auch darauf zurückzuführen, dass die Bremsen des Ferrari wegen der hohen Temperaturen in Nürnberg und eines Konstruktionsfehlers beim neuen Boliden ständig überhitzten. Aitken und Vermeulen mussten im Verkehr versetzt fahren, um ausreichend kühle Luft an die Bremsen zu bekommen.

Warum das Thema trotz der Hitze auf dem Lausitzring keine große Rolle spielte? "Es hat sicher geholfen, dass Jack vorausfahren konnte und nie lange hinter einem anderen Fahrzeug fahren musste", sagt Frey-Hilti, dessen Pilot von der Pole ins Rennen ging. "Aber auch sonst war das für uns auf dieser Strecke kein großes Problem, weil zwischen den Bremszonen genug Zeit ist, um das System runterzukühlen."

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Lausitzring

24.-26. Mai

1. Qualifying Sa. 09:55 Uhr
1. Rennen Sa. 13:30 Uhr
2. Qualifying So. 9:55 Uhr
2. Rennen LIVE So. 13:30 Uhr

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