Engel überholt Stolz kampflos: Wieso gab es keine Stallorder-Untersuchung?

Stallorder-Alarm in der DTM: Warum es gegen Mercedes-AMG keine Untersuchung gab und was beweist, dass die Rennleitung das Thema trotzdem ernst nimmt

(Motorsport-Total.com) - Nicht wenige dachten beim DTM-Samstagsrennen auf dem Sachsenring an Stallorder, als es HRT-Mercedes-Pilot Luca Stolz seinem Markenkollegen Maro Engel, der in der Meisterschaft auf Platz drei liegt, im direkten Duell um Platz drei nicht besonders schwer machte. Hersteller- oder Teamabsprachen sind in der Traditionsserie seit der Titelentscheidung 2021 verboten - und eine harte Geldstrafe von 250.000 Euro droht.

Titel-Bild zur News: Luca Stolz, Maro Engel

AMG-Teamwork? Stolz machte Engel das Leben nicht besonders schwierig Zoom

Aber wie sah Engel selbst sein Überholmanöver gegen Stolz in der elften Runde? "Natürlich gibt es immer sehr viel Respekt, speziell zwischen Luca und mir", sagt der Routinier, der seinen vierten Podestplatz in Serie einfuhr und in der Meisterschaft nur noch zehn Punkte Rückstand hat. "Ich hatte keine Angst, dass es zu einer Berührung kommt, aber es war sauberes und faires Racing."

Dass er schneller war als Stolz, führt er auf die Reifendrücke zurück. "Er war am Anfang ein bisschen schneller", sagt Engel. "Ich schätze sie haben mit etwas höheren Drücken begonnen. Dann bekam er Probleme und hat einen Fehler in der vorletzten Kurve gemacht. Dadurch konnte ich aufschließen."

Warum es gegen Mercedes-AMG keine Untersuchung gab

Aber gab es nach dem Rennen eine Untersuchung wegen Stallorder-Verdachts gegen Mercedes-AMG oder das Winward-Team? Fehlanzeige. "Wir haben nichts auffälliges gefunden", sagt ein Sprecher des Deutschen Motor Sport Bund (DMSB) auf Nachfrage von Motorsport-Total.com.


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Das hat damit zu tun, dass es offenbar keinen verdächtigen Boxenfunk oder andere Hinweise auf eine Absprache gab. Und wenn ein Pilot aus freien Stücken entscheidet, den Team- oder Markenkollegen - oder gar den eigenen Bruder - vorbeizulassen beziehungsweise keine zu starke Gegenwehr zu leisten, dann ist das nicht illegal.

Auch Schubert-Teamkollegen bekriegten sich nicht

Es war nicht die einzige Situation dieser Art: Auch Schubert-BMW-Pilot Sheldon van der Linde, der diesmal 20 Kilogramm Erfolgsballast an Bord hatte - und am Ende deutlich ältere Reifen als Teamkollege Rene Rast -, wehrte sich nicht mit letzter Kraft, als der dreimalige Champion vorbeiging.

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Als der Südafrikaner dann am Ende des Rennens auf seinen Bruder Kelvin van der Linde auflief, packte er ebenfalls nicht die Brechstange aus. "Ich habe natürlich versucht, ihn nicht zu berühren", erklärt Sheldon van der Linde nach dem Rennen bei ran.de.

"Ich weiß, es war ein sehr schwieriger Tag für ihn in der Meisterschaft, wenn du schaust, wo Maro und Mirko (Bortolotti; Anm. d. Red.) am Ende waren. Für mich ging es einfach ums Überleben, weil ich hatte das Zusatzgewicht im Auto. Ich wusste, dass heute nicht mehr ging als P9." Aussagen, die zeigen, wie schwierig es ist, bei der Bewertung derartiger Manöver das richtige Maß zu finden.

Untersuchung gegen Manthey EMA am Nürburgring

Dass man das Thema Teamorder aber grundsätzlich ernst nimmt, bewies die Rennleitung am Nürburgring. Denn beim Sonntagsrennen erhielt Ayhancan Güven acht Runden vor Schluss in einer Kampfgruppe direkt hinter Teamkollege Thomas Preining einen Funkspruch von seinem Manthey-EMA-Team, man solle die "Reihenfolge beibehalten" ("stay in order").

Die Angelegenheit wurde untersucht, doch laut einem DMSB-Sprecher konnte die Porsche-Truppe glaubhaft vermitteln, dass man damit nur sicherstellen wollte, dass es zu keiner teaminternen Kollision kommt, weil Güven von einem Zweikampf Preinings profitieren will. Ein "gefahrloses Überholmanöver" der beiden Teamkollegen wäre durchaus akzeptiert worden.

Abgesehen davon kam am Ende tatsächlich Güven vor Preining ins Ziel, weil sich dieser mit Thierry Vermeulen bekriegte und der Türke im "Greeno" als lachender Dritter beide überholte. Eine Teamorder hätte also ohnehin keine Wirkung gezeigt.

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