David Schumacher über schwierige DTM-Umstellung: "ABS macht mir zu schaffen"

Ex-Formel-Pilot David Schumacher erklärt nach ersten DTM-Tests im Detail, was ihn bei der Umstellung so fordert und worauf man beim AMG im Zweikampf achten muss

(Motorsport-Total.com) - DTM-Rookie David Schumacher ist derzeit bei den Testfahrten für seine erste Saison mit einer großen Herausforderung konfrontiert. "Das ABS macht mir wirklich zu schaffen, und auch die Traktionskontrolle ist schwierig für mich", offenbart der ehemalige Formelpilot, für den Autos mit Dach und Fahrhilfen völlig ungewohnt sind, bei 'Sky'.

Titel-Bild zur News: David Schumacher im Mercedes-AMG GT3 des Winward-Teams bei den Testfahrten in Imola für die DTM-Saison 2022

David Schumacher fährt 2022 in der DTM erstmals ein Rennauto mit Dach Zoom

Im Formelauto habe er es "viel einfacher" gehabt, weil er die Dinge selbst unter Kontrolle hatte. "Wenn ein Rad stehenblieb, dann ist das so gewesen" erklärt der 20-Jährige. "Jetzt mit der Traktionskontrolle und dem ABS hilft das Auto ein bisschen mit, obwohl ich die Unterstützung eigentlich gar nicht haben möchte."

Warum ein Abschalten der Fahrhilfen für Schumacher nicht infrage kommt? "Ohne sie zu fahren, wäre doof, weil es das Auto viel langsamer macht", stellt er klar. Das hat auch damit zu tun, dass die GT3-Autos für einen Einsatz mit Fahrhilfen gebaut wurden.

"Immer zu schnell am Eingang der Kurve"

Aber wieso ist die Umstellung auf das ABS-System für einen Rennfahrer wie Schumacher, der seit dem Alter von vier Jahren Kartsport betreibt, so schwierig? Das liegt daran, dass er die über die Jahre ausgebildete Sensorik plötzlich nicht mehr nutzen kann. "Gerade auf der Bremse, wenn man richtig hart reintritt, pumpt das Bremspedal ein kleines bisschen", erklärt er. "Das gab's im Formelauto nicht."

Dazu komme, dass man "viel weniger Gefühl hat. Im Formelsport ist es ja so schön, dass man am Anfang hart reintritt und das Auto mit der Aerodynamik dann langsamer wird." Je langsamer das Auto werde, desto mehr nehme man den Fuß vom Bremspedal, "damit kein Rad stehen bleibt".

Diese Technik funktioniere aber wegen des ABS im GT3-Auto nicht. "Man tritt voll rein und hält den Brake-Pressure so hoch wie möglich", beschreibt er die neue Bremstechnik. Den Rest regelt die Elektronik, was mit Schumachers Fahrstil noch nicht harmoniert. "Damit hab ich noch ein bisschen Probleme", gibt er zu. "Ich bin im Moment immer zu schnell am Eingang einer Kurve, aber ich denke, das wird mit mehr Zeit im Auto schon kommen."


Fotostrecke: Michael Schumachers Familie in der DTM

Traktionskontrolle "regelt so sanft, dass man es kaum spürt"

Wo die Herausforderung durch die Traktionskontrolle liegt? "Bei der Traktionskontrolle habe ich mehr das Problem, dass ich nicht das Gefühl habe, ob die Traktion gut oder schlecht ist", sagt er. "Weil die so sanft regelt, dass man es kaum spürt."

Die Fahrhilfen sind nicht die einzigen großen Unterschiede im Vergleich zu einem Formel-3-Boliden. Ein GT3-Auto wiegt inklusive Fahrer rund 1,4 Tonnen, während ein Formel-Boliden 690 Kilogramm auf die Waage bringt. "Gerade in den Highspeed-Kurven spürt man das", sagt Schumacher. "Und in den Slowspeed-Kurven ist das Auto wirklich sehr träge."

Im Vergleich zum Formelauto "ein bisschen wie S-Klasse"

Der Winward-Neuling bringt einen interessanten Vergleich, der ihm beim Young-Driver-Test der AMG-Teams im vergangenen November in Le Castellet kam: "Ich habe beim ersten Test gesagt, dass es sich im Vergleich zum Formelauto ein bisschen wie eine S-Klasse angefühlt hat", sagt er über den Mercedes-AMG GT3.

Bei seinen bisherigen fünf Testtagen mit Winward in Portimao und Imola waren laut Schumacher seine routinierten Teamkollegen Maximilian Götz und Lucas Auer eine große Hilfe. "Es ist für mich ein großer Vorteil, zwei so erfahrene Fahrer dabei zu haben und einfach als Rookie so viel mitzunehmen, wie es geht", sagt er.

"Und auch in den Teammeetings ist es sehr spannend, was die beiden zu sagen haben. Da lerne ich schon extrem viel, auch was das Fahren angeht." Zumal Götz und Auer laut Schumacher verschiedene Fahrstile haben: "Da kann ich mich so ein bisschen herantesten."

AMG-Spezifikum: Worauf man bei Zweikämpfen achten muss

Auf jeden Fall darf sich Schumacher dieses Jahr aller Voraussicht nach auf mehr Rad-an-Rad-Duelle freuen als im Formelsport. "Die Autos halten doch um einiges mehr aus", weiß er. Auch diesbezüglich sei es aber wichtig, die Grenzen des eigenen Boliden zu kennen.

Daniel Juncadella

Der seitliche Auspuff des AMG GT3 kann bei Zweikämpfen beschädigt werden Zoom

Man dürfe "nicht vergessen, dass zum Beispiel beim Mercedes an der Seite der Auspuff direkt dran ist", verweist er auf das Rohr, das auf beiden Seiten unter der Tür herausragt.

Wenn man einem anderen Fahrzeug zu nahe komme, "verkrümmt sich der Auspuff und man verliert Leistung. Man sollte das Thema also schon ein bisschen behutsam angehen, aber man kann denke ich auf jeden Fall viel mehr machen als im Formelauto. Ich denke auch, dass das Rennfahren mehr Spaß machen wird", freut sich Schumacher auf die Saison.

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