Aufrecht: "Das darf nicht wieder passieren"
Im Interview sprechen DTM-Boss Hans Werner Aufrecht und Torsten Johne (Vizepräsident des DMSB) über Barcelona und die Folgen
(Motorsport-Total.com/sid) - Frage: "Hat das Skandalrennen von Barcelona das Image der DTM beschädigt?"
Hans Werner Aufrecht: "Für den Sport war das Rennen in Barcelona sicherlich nicht gut, so etwas darf nicht passieren. In Bezug auf das Image glaube ich aber nicht, dass dieses beschädigt worden ist."
Torsten Johne: "Die Ereignisse waren sicherlich nicht gerade imagefördernd."

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Hans-Werner Aufrecht will Vorfälle wie in Barcelona künftig vermeiden
Frage: "Wer hat mehr Schuld: Mercedes wegen der Rammstöße oder Audi wegen des Boykotts?"
Aufrecht: "Darüber kann man streiten. Nach genauer Analyse, die nach der emotionalen Phase erfolgte, gibt es sicherlich Punkte, die mit der Sportbehörde diskutiert werden sollten, um Schaden vom
Tourenwagensport fernzuhalten."
Johne: "Die DMSB-Sportkommissare haben die Mercedes-Piloten Mika Häkkinen und Paul di Resta mit einer Geldstrafe belegt und vorweg schon zehn Plätze in der Startaufstellung für Hockenheim zurückgesetzt. Das Verhalten von Audi ist kritisch zu bewerten. In Zukunft dürfen sich solche Dinge nicht mehr wiederholen."#w1#
Frage: "Darf ein Hersteller eigentlich so einfach aus einem Rennen aussteigen?"
Aufrecht: "Meiner Meinung nach nicht. Das ist aber ein Thema für die Sporthoheit, den Deutschen Motor Sport Bund DMSB, der hier ganz klar gefordert wird. Hier müssen klare Vorgaben geschaffen werden, die solche Schritte sportrechtlich sanktionieren. So ein Schritt darf nicht wieder passieren."
Johne: "Verbieten können wir es vielleicht, verhindern jedoch nicht."
Ist die DTM gescheitert?
Frage: "Die ARD hat auf ihrer Homepage die DTM für gescheitert erklärt. Trifft diese Feststellung zu?"
Aufrecht: "Also, so würde ich das nicht sagen. Ganz klar wurde auch zu Recht Kritik am Rennen in Barcelona geübt, und das nicht nur auf der Seite der ARD. Es gibt einige Punkte, an denen gemeinsam
mit allen Partnern gearbeitet wird, um ähnliche Vorfälle in Zukunft zu vermeiden."
Johne: "Wir leben glücklicherweise in einem Land, in dem jeder seine Meinung frei äußern kann. Audi und Mercedes treten beide beim Finale an und haben ihre Absicht bekräftigt, auch 2008 in der DTM
zu starten."
Frage: "Mal ehrlich: Haben Sie Angst um den Fortbestand der Serie?"
Aufrecht: "Nein, dazu gibt es aus jetziger Sicht keinen Anlass."
Johne: "Ganz deutlich zum heutigen Zeitpunkt: nein. Aber bei einem so filigranen Gebilde wie es die DTM nun mal mit nur zwei Herstellern ist, muss stets mit Bedacht gehandelt werden."
"Johne: "Eine Werbung für die DTM war es nicht"
Frage: "Hockenheim freut sich auf ein volles Haus, auch die TV-Quoten dürften der DTM Rekorde bescheren. Also war Barcelona doch beste Werbung ..."
Aufrecht: "Alles Schlechte hat auch was Gutes. Die DTM ist in aller Munde, wir erwarten Rekordzuschauerzahlen im Fernsehen und auch vor Ort. Die Saison war in der neuen DTM noch nie so spannend, der Meister steht wirklich erst hundertprozentig nach dem letzten Rennen fest. Mehr kann man sich aus dem Gesichtspunkt des Vermarkters nicht wünschen."
Johne: "Eine Werbung für die DTM war es sicherlich nicht. Die DTM wird großartig vermarktet und besitzt bei den zahlreichen Fans einen sehr hohen Stellenwert. Die wollen tollen und fairen Sport, den erwarten sie auch für das Wochenende. Ich hoffe, sie werden nicht enttäuscht."
Frage: "Fürchten Sie, dass das Duell zwischen Audi und Mercedes eskaliert?"
Aufrecht: "Wie gesagt, spannender kann es nicht sein. Die Sporthoheit muss aber dafür sorgen, dass dieses Finale sportlich fair gefahren wird und die Emotionen aller Beteiligten auf der Strecke kontrolliert bleiben. Ich glaube, dass wir ein tolles Rennen und einen würdigen DTM-Champion 2007 erleben werden."
Johne: "Ich glaube nicht, und wenn, gibt es dafür Sportkommissare, die unser Vertrauen besitzen."
Frage: "Wie in ähnlichen Fällen in der Formel 1 hat es vor dem Finale einen Friedensgipfel der Sportchefs der beiden Hersteller gegeben ..."
Aufrecht: "Gespräche zwischen allen Beteiligten gibt es immer, man hat hier sicher entsprechende klärende Worte gefunden."
Johne: "Gespräche sind immer gut. Zu einem Friedensgipfel würde ich das aber nicht gleich hochstilisieren."
Frage: "Kann man einen Skandal wie in Barcelona überhaupt verhindern?"
Aufrecht: "Verhindern kann man derartige Aktionen nicht, aber man kann die Folgen beziehungsweise Strafen klar definieren, die im Falle eines Verstoßes drohen. Dies muss man klar und deutlich aufzeigen."
Johne: "Gute Frage. Der DMSB arbeitet an einer Antwort, dass dies künftig möglich ist."
Frage: "Noch ein Tipp: Wer wird DTM-Champion 2007?"
Aufrecht: "Noch ist alles drin für beide Marken, darum muss ich ganz klar sagen: der bessere Fahrer an diesem Tag."
Johne: "Im Tippen war ich noch nie gut. Ich hoffe, dass es eine sportliche und faire Entscheidung gibt, mit der alle gut leben können."

