Audienz bei Abt in Kempten: So tickt das Erfolgsteam der DTM

Seit 2000 ist Abt in der DTM am Start: Was die langjährige Audi-Truppe so erfolgreich macht und wie es 2024 trotz Wirtschaftskrise gelungen ist, 18 Sponsoren zu finden

(Motorsport-Total.com) - Während die Teams in der DTM dieser Tage wegen der steigenden Kosten und des hohen Niveaus Schwierigkeiten haben, ihre Programme zu finanzieren, ist das Abt-Team ein Phänomen: Die Mannschaft aus Kempten, hinter der die gleichnamige Tuningschmiede steht, hat es 2024 sogar ohne Werksunterstützung von Audi geschafft, zwei R8 LMS GT3 Evo II an den Start zu bringen.

Titel-Bild zur News: Laurent Aiello

Seit 2000 dabei: Abt ist nach HWA das zweiterfolgreichste DTM-Team aller Zeiten Zoom

Grund genug, sich am Firmensitz in Kempten genauer umzusehen, um dem Abt-Geheimnis auf die Spur zu kommen. Schon beim Betreten der 30.000 Quadratmeter-Anlage ist klar, dass es sich um kein gewöhnliches GT3-Team handelt, sondern um einen topmodernen Traditionsbetrieb mit über 200 Mitarbeitern - und einer enormen Motorsport-Historie, wie die beeindruckende Bolidensammlung beweist (hier geht's zur ausführlichen Fotostrecke).

Das Tuning-Familienunternehmen, dessen Wurzeln auf das Jahr 1896 zurückgehen, setzt auf eine ganz eigene Philosophie: Jeder Abt-Verkäufer bedient pro Tag nur einen Kunden. Der Hintergrund? "Das Wertvollste, was du für jemanden tun kannst, ist ihm Zeit zu schenken - gerade in unserer heutigen Zeit", erklärt Sportmarketing-Chef Harry Unflath, der seit 38 Jahren bei Abt zum Inventar gehört.

"Während andere schnell weg sind, hält Harry den Kontakt"

Dass das keine Floskel ist, beweist auch die Tatsache, dass es Abt 2024 gelungen ist, 18 Sponsoren für das DTM-Projekt zu gewinnen. Und das, obwohl viele Unternehmen aktuell wegen der schwierigen Wirtschaftslage jeden Euro mehrmals umdrehen.


Fotostrecke: 007- und DTM-Kult: Einblicke in die Abt-Zentrale in Kempten

Im Fahrerlager ist es ein offenes Geheimnis, dass Marketingprofi Unflath, der gelernter Speditionskaufmann ist und eine Mechaniker-Lehre gemacht hat, einen enormen Anteil daran hat. "Während andere nach dem unterzeichneten Sponsorendeal schnell weg sind, hält Harry ständig den Kontakt und gibt den Verantwortlichen seiner Partner auch die nötigen Zahlen an die Hand, um das Engagement intern zu rechtfertigen", sagt ein DTM-Kenner.

Zudem bemüht sich Unflath darum, Räume für das Networking zu schaffen. "Wir kümmern uns sehr intensiv um unsere Partner, treffen uns alle zwei Monate zu Workshops", erzählt der 61-jährige Kemptener. "Das Persönliche und Familiäre ist uns sehr wichtig. Aber auch, dass sich die Partner kennenlernen und untereinander Geschäfte generieren. Da entstehen manchmal Dinge, von denen wir gar nichts wissen."

Auch Audi nutzte in der Herstellerära Unflaths Talent

Ein Mehrwert, der ausbleibt, wenn ein Team bloß eine Agentur beauftragt, um Geldgeber zu finden. Daher darf es nicht verwundern, dass auch ein globaler Player wie Audi in Zeiten der Hersteller-DTM bei der Sponsorensuche teilweise nicht auf eigene Leute, sondern auf das Geschick der "Äbte" zurückgegriffen hat.

Abt ist als einziges Team in der DTM seit 2000 durchgehend dabei, seit dem Hersteller-Ausstieg Ende 2020 und dem DTM-Wandel zum herstellerunterstützten Kundensport agiert Unflath autonom. "Der größte Unterschied ist, dass ich die Partner nun wieder direkt ansprechen kann", sagt er.

Red-Bull-Comeback: Kontaktpflege zahlt sich aus

Auch zu Partnern aus der Vergangenheit hält Unflath Kontakt. "Wir vergessen nicht, was sie einmal für uns getan haben - und umgekehrt auch nicht", sagt er. Das zahlt sich aus, wie das Red-Bull-Comeback beweist.

Denn obwohl die Langzeit-Partnerschaft in der DTM zwischen 2018 und 2023 ausgesetzt war, lief die Zusammenarbeit in anderen Bereichen weiter. Jetzt ist der Energydrink-Konzern wieder im großen Stil zurück und unterstützt 2024 neben dem DTM-Programm auch Abts Lamborghini-Einsatz beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring.

"Harry hat den Kontakt nie abbrechen lassen", erzählt Sportdirektor Martin Tomczyk, der früher selbst Red-Bull-Sportler war. "Er war immer da und hat die Gelegenheit gesehen, zusammen wieder was Größeres zu starten."

In unserer Fotostrecke nehmen wir Sie mit auf eine Tour durch die Abt-Zentrale in Kempten: Wir zeigen, wo die DTM-Boliden vorbereitet werden, und verraten, wieso Ralf Schumacher eng mit dem Team verbunden ist, warum ein Formel-1-Bolide von Sebastian Vettel im Museum steht und welche Verbindung Abt zu James Bond 007 hat.

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