"Alles noch schonender": Passt Evopaket des BMW M4 GT3 nicht zu DTM-Format?

Wieso sich das Schubert-Team durch das BMW-Evopaket mit einer noch größeren Qualifying-Herausforderung konfrontiert sieht und wie man um Fortschritte kämpft

(Motorsport-Total.com) - Im Vorjahr hatte das BMW-Team Schubert in der DTM im Qualifying große Schwierigkeiten, mit dem M4 GT3 um Spitzenplätze zu kämpfen und startete oft von den hinteren Rängen, was die Rennen zum Kraftakt machte. Ist man dieses Jahr mit der Evo-Version des Boliden, die in Oschersleben ihre DTM-Premiere feierte, besser aufgestellt?

Titel-Bild zur News: Rene Rast

Kriegt der BMW die Reifen mit Evopaket noch schwieriger auf Temperatur? Zoom

"Wir erkennen momentan keine großen Unterschiede", sagt Teamchef Torsten Schubert beim DTM-Auftaktwochenende. "Es gibt ein paar Dinge bei der Achsgeometrie, die wir noch verstehen müssen, damit der Fahrer wieder ein bisschen eine bessere Rückkoppelung hat. Es ist alles noch schonender und langstreckentauglicher gemacht, was für so ein Sprintrennen nicht unbedingt das Richtige ist."

Eine Aussage, die befürchten lässt, dass es diese DTM-Saison für das Team sogar noch härter werden könnte, die Pirellis auf Temperatur zu bringen. Was aber Hoffnung gibt: Marco Wittmann hatte als bester Schubert-Pilot im Qualifying auf den Plätzen zehn und 13 nicht die befürchteten "acht oder neun Zehntel", sondern "nur" eine halbe Sekunde Rückstand.

BMW sieht "Schritt in die richtige Richtung"

"Nach den Testfahrten hätten wir einen größeren Rückstand erwartet", sagt BMW-Motorsportleiter Andreas Roos, der weiß, dass Oschersleben dem M4 GT3 eigentlich nicht liegt. "Dazu kommt, dass nicht unendliche Testmöglichkeiten bestehen. Da werden wir mit Sicherheit noch vom einen oder anderen Rennen lernen. Es ist gut zu sehen, dass wir einen Schritt in die richtige Richtung machen konnten."

Diesen führt er aber nur bedingt auf das in Sachen Fahrbarkeit und Bedienbarkeit verbesserte Fahrzeug zurück. "Wie der Name schon sagt, handelt es sich um eine Evolution des vorherigen Autos", erklärt Roos. "Wir haben versucht, das Auto in einigen Bereichen zu verbessern, auch was die Einstellmöglichkeiten angeht und wie man das Set-up machen kann."

Qualifying-Experimente bei Schubert

Im Zentrum der DTM-Bemühungen stehen aber die Abläufe, um den ungeheizten Reifen schneller zum Arbeiten zu bringen. Man versuche, "über verschiedene Prozeduren das Beste zu finden, um den Reifen für das Qualifying vorzubereiten und dann das Optimale rauszuholen", erklärt Roos.

Schubert setzte beim Auftakt auf unterschiedliche Qualifying-Strategien: Während Wittmann wie viele andere Piloten zu Beginn des Qualifyings zwei sogenannte Out-In-Laps machte, um den Reifen dann an der Box durch das Drehen der Mechaniker gleichmäßig über die erhitzte Bremse anzuwärmen, fuhr Rast als einziger in beiden Qualifyings drei Anwärmrunden. "Bei Rene haben wir gesagt, wir fahren es über das ganze Auto ein und drehen ihn dann draußen", erklärt Schubert.

Eine Strategie, die noch nicht den Durchbruch brachte, denn Rast kam auf die Startplätze 16 und 15 und war langsamer als sein Teamkollege. Zudem machen dem M4 GT3 Evo aktuell noch die niedrigen Streckentemperaturen das Leben schwer. Und dann wäre da auch noch die frustrierende Vorbereitungsphase auf die DTM-Saison 2025.

Schubert über BoP-Chaos: "Kannst dir die Testarbeit sparen"

Denn das Schubert-Team musste Anfang April beim offiziellen DTM-Testtag, als man erstmals mit dem Evo-Modell ausrückte, durch die Balance of Performance (BoP) mit einem höheren Bodenabstand klarkommen, der sich negativ auf die Aerodynamik und die Balance auswirkt.

Dieser wurde am aber Freitagmorgen des ersten Rennwochenendes vom für die BoP zuständigen SRO-Technikchef Claude Surmont wieder zurückgenommen und durch die Vorjahreswerte ersetzt. Wie sich BMW das Hin und Her erklärt? "Ich glaube, Claude hat nach den Tests gesehen, dass man den Evo im gleichen Fenster bewegt wie das Vorgängerauto", antwortet Roos.

Teamchef Schubert fragt sich währenddessen, "welche Erkenntnisse zwischen dem offiziellen Test und dem Rennen dazu geführt haben, solche Dinge zu ändern. Dann kannst du dir eigentlich den ganzen Tag Testarbeit sparen", ärgert er sich. Dazu kommt, dass vor dem Oschersleben-Wochenende ein Mindestwinkel für den Heckflügel eingeführt wurde.

"Das war vorher nie angesagt und war auch nicht die ganze Zeit beim Testen drauf", schüttelt Schubert den Kopf, weil man völlig unvorbereitet in die Freien Trainings ging. "Dann kannst du mit jedem Fahrer nur eine Sache probieren, auch weil du nicht die neuen Reifen zur Verfügung hast, die du bräuchtest."