140 PS, 184 km/h: Timo Glock überrascht mit BMW-Comeback in Breitensport-Cup

Nach seiner Trennung von BMW taucht Ex-DTM-Pilot Timo Glock plötzlich im DMV-BMW-318ti-Cup auf: Wie es dazu kam und warum er auch bei Tempo 185 Spaß hat

(Motorsport-Total.com) - Überraschendes BMW-Comeback von Timo Glock: Der 41-jährige Ex-DTM-Pilot startet kommendes Wochenende nur wenige Monate nach der nicht ganz friktionsfreien Trennung vom Münchner Hersteller beim Saisonauftakt der Breitensport-Serie DMV-BMW-318ti-Cup in Hockenheim. Und das in einem Boliden mit nur 140 PS und rund 185 km/h Topspeed. Aber was hat es damit auf sich?

Titel-Bild zur News: Timo Glock

Timo Glock beim Test in Hockenheim für seinen überraschenden Cup-Einsatz Zoom

"Das ist eine einmalige Sache, dass ich in Hockenheim mitfahre", sagt Glock im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com' über den privaten Einsatz, der nichts mit BMW zu tun hat. "Ich finde es wirklich beeindruckend, welche Möglichkeiten es im Breitensport gibt - und dass da an die 55 Autos am Start stehen. Das ist ja verrückt."

Glock gibt zu, dass er den BMW-Markencup bis vor einigen Monaten selbst nicht kannte. Doch er fand rasch Gefallen an der bodenständigen Atmosphäre im Fahrerlager. "Das ist noch so richtig Motorsport - mit Bierbank aufstellen und einfach ein entspanntes, schönes Wochenende haben", schwärmt er.

So kam es zu Glocks Breitensport-Einsatz

Aber wie ist es eigentlich zur ungewöhnlichen Aktion gekommen, dass sich ein ehemaliger Formel-1-Pilot in den Amateurbereich wagt und sich einem Starterfeld von über 50 Piloten in einem für ihn völlig ungewohnten Fahrzeug stellt?

Das hat mit dem in Speyer unweit des Hockenheimrings ansässigen Autohaus Cuntz zu tun, das neben Schubert einer von nur zwei BMW-M-Motorsport-Händlern in Deutschland ist. Seit einigen Jahren betreibt man mit Cuntz Motorsport unter der Leitung von Teammanager Niklas Petri auch ein kleines Rennteam und setzt vier Autos im DMV-BMW-318ti-Cup ein.

"Letztes Jahr hatten wir so ein Driving-Experience-Event in Hockenheim", verweist Glock auf eine BMW-Veranstaltung, bei der Kunden mit Hilfe von Profis ihr Fahrkönnen verbessern können und an der auch das BMW-Autohaus rund um Geschäftsleiter Christian Schick teilnahm.

BMW-Cup

Beeindruckendes Feld: Über 50 Boliden sind im DMV-BMW-318ti-Cup am Start Zoom

"Ich habe ein paar Taxifahrten gemacht, habe Kunden von ihnen in deren Auto mitgenommen und ihnen erklärt, wie man vielleicht mit so einem M4 oder einem M3 ein bisschen schneller um den Hockenheimring fahren kann. Und sie waren auch mit ihrem 318ti Compact da und haben Taxifahrten gemacht. Wir haben am Abend Bier getrunken und gequatscht - und so kam die Idee zustande."

"Gibt noch Serien, in denen man mit wenig Geld Spaß hat"

Nach der Veranstaltung riss der Kontakt in Hinblick auf einen möglichen Renneinsatz nicht ab. "Sie haben mich gefragt, ob ich Bock hätte, dann könnten sie auch vor Ort ein kleines Event mit ihren Kunden machen", erzählt Glock. "Sie sind sehr smart aufgestellt. Das hat mich schon beim Event am Hockenheimring vergangenes Jahr sehr beeindruckt. Gefühlt sind sie noch sehr nah am Kunden dran und verstehen, wie man ihn einbinden muss."

Auch die bislang für ihn völlig unbekannte Breitensport-Szene findet Glock spannend, zumal Profi-Motorsport immer schwieriger zu finanzieren wird. "Ich finde es sehr interessant, dass es noch Rennserien gibt, in denen man mit wenig Geld - ich glaube, sie haben ein Jahresbudget von 30.000, 40.000 Euro - Spaß haben kann", sagt er.

Und den hat Glock auch im 318ti, wie er nach einem Testtag am 9. März in Hockenheim weiß. "Ich habe auf jeden Fall schon mal alle Bedingungen durchgemacht - Regen und trockene Strecke. Und ich habe auch schon im Reifenstapel gehockt in dem Auto, da war alles dabei", lacht er.

"Unfassbar schwierig, dieses Auto zu fahren"

"Es war wenig Grip auf der Strecke, aber ich habe Spaß gehabt. Und ich habe jedes Mal gelacht, als ich mit 184 km/h die Gerade langgetuckert bin. Ich habe noch nie 2:10 Minuten für eine Runde gebraucht am Hockenheimring. Das war schon interessant", bilanziert Glock. Zum Vergleich: Im BMW M6 GT3 fuhr er 2021 in der DTM eine Qualifying-Zeit von 1:38.067.

Aber nicht nur auf den Geraden war der BMW 318ti ungewohnt, denn wegen des schwachen Motors und ohne Sperrdifferential geht es darum, die Kurven - ähnlich wie in einem Leihkart - besonders rund zu fahren und die Geschwindigkeit mitzunehmen.

"Es ist unfassbar schwierig, dieses total untermotorisierte Auto schnell zu fahren", gibt Glock zu. "Du musst dich strecken - und da sind Jungs dabei, die genau wissen, wie man mit diesem Auto zu fahren hat. Ich bin gespannt, ob ich da die Hosen ausgezogen krieg oder ob ich einigermaßen dabei bin."

Timo Glock

Keine Berührungsängste mit dem Breitensport: Ex-Formel-1-Pilot Timo Glock Zoom

Man darf nun also gespannt sein, wie sich Glock bei den zwei 61 Minuten dauernden Rennen am 25. und 26. März auf seiner Lieblingsstrecke in Hockenheim schlagen wird. Am Sonntag müssen die Top 10 in gestürzter Reihenfolge losfahren. Langweilig wird es für Glock also in keinem Fall.