Peterhansel verkürzt den Rückstand auf Roma deutlich

Stephane Peterhansel gewinnt die neunte Etappe der Rallye Dakar und halbiert seinen Rückstand auf Joan "Nani" Roma - Technische Probleme bei Carlos Sainz

(Motorsport-Total.com) - Die Rallye Dakar biegt auf eine spannende Zielgerade ein: Titelverteidiger Stephane Peterhansel setzte auf der neunten Etappe seine Aufholjagd fort und feierte seinen dritten Tagessieg in diesem Jahr. Spitzenreiter Joan "Nani" Roma büßte heute elfeinhalb Minuten ein und kam als Dritter ins Ziel. Damit schrumpfte der Vorsprung des Spaniers in der Gesamtwertung gehörig. Roma behauptete zwar die Spitze, doch Peterhansel ist seinem X-raid-Teamkollegen bis auf 12:10 Minuten nahegekommen.

Titel-Bild zur News: Stephane Peterhansel

Stephane Peterhansel kommt "Nani" Roma mit jedem Tag näher Zoom

Für die deutsche X-raid-Mannschaft war es ein erfolgreicher Tage, denn man belegte die ersten vier Plätze. Carlos Sainz und sein deutscher Co-Pilot Timo Gottschalk blieben mit technischen Problemen beim SMG-Buggy in der Wüste stehen. Giniel de Villiers und Dirk von Zitzewitz (Toyota Hilux) verloren Gesamtrang drei an Orlando Terranova und Nasser Al-Attiyah (beide X-Raid) und sind nun Fünfter der Gesamtwertung.

Ein begeisterter Besucher der Rallye Dakar ist Sebastien Loeb. Der neunfache Rallye-Weltmeister verweilt in Südamerika und zieht mit dem Begleittross mit. Er genießt die Szenerie und den Wettbewerb. Natürlich tauchten sofort Gerüchte auf, wonach Loeb selbst einmal bei der Dakar an den Start gehen würde. Das dementierte der Franzose umgehend via Facebook: "Ich kann bestätigen, dass ich 2015 nicht an der Dakar teilnehmen werde. Ich konzentriere mich zu 200 Prozent auf die WTCC. Für die Zukunft werden wir sehen ..."

Zu sehen bekam Loeb eine spannende neunte Etappe, die alle vier Fahrzeugklassen über die gleiche Strecke von Calama nach Iquique zurücklegten. Noch 81 Automobile machten sich auf den Weg Richtung Pazifikküste. Es standen große Sanddünen auf dem Programm, denn es ging durch die berüchtigte Atacama-Wüste, den trockensten Ort unserer Erde. Auf den letzten Kilometern wurde es dann richtig rasant. Die Piloten stürzten sich den Cerro Dragon hinunter, eine etwa 337 Hektar große Düne, und erreichten bei einem Gefälle von bis zu 30 Prozent den absoluten Adrenalin-Kick. Insgesamt mussten 422 Wertungskilometer auf chilenischem Boden bewältigt werden.


Dakar 2014

Technische Probleme bei Sainz

Al-Attiyah fuhr heute als Erster los, gefolgt von Peterhansel und Sainz. Nach 39 Kilometern hatte Peterhansel allerdings schon aufgeholt und lag bei der ersten Zwischenzeit voran. Bei Kilometer 87 war es Sainz, der nichts zu verlieren hatte und volle Attacke fuhr. Allerdings wurde der Vorwärtsdrang des zweifachen Rallye-Weltmeisters nach 195 Kilometern gestoppt. Der SMG-Buggy stand mit technischen Problemen in der Wüste. Die Mini-Armada war ihren härtesten Kontrahenten los.

Sainz fuhr langsam bis Kilometer 210 weiter und wartete auf den Assistenztruck. Schließlich schleppte der Spanier den Buggy mit knapp zwei Stunden Rückstand ins Biwak. Durch das K.O. von Sainz steuerte die X-raid-Mannschaft auf einen vollen Erfolg zu. Peterhansel hatte auf der Strecke zu Al-Attiyah aufgeschlossen und folgte den Spuren im Sand. Bis zum Ziel änderte sich daran nichts mehr und der Franzose feierte seinen dritten Etappensieg in diesem Jahr. Da Roma heute 11:36 Minuten einbüßte, ist das Duell um den Gesamtsieg eröffnet.

"Psychologisch habe ich an den verbleibenden Tagen nichts zu verlieren, denn der zweite Platz interessiert mich nicht." Stephane Peterhansel

"Wir sind heute gut gefahren", nickt Peterhansel zufrieden. "Wir orientierten uns an Nassser und es war gut, dass wir uns nicht mit Navigationsfehlern herumschlagen mussten. Trotzdem bestand ein gewisses Risiko, denn wir attackierten voll. Psychologisch habe ich an den verbleibenden Tagen nichts zu verlieren, denn der zweite Platz interessiert mich nicht. Nani hat alles zu verlieren. In seiner Position ist es viel schwieriger. Außerdem kann ich es mehr genießen. Wir werden sehen was passieren wird."

Roma kommt immer mehr unter Druck

Roma büßte auch heute wieder Zeit ein. "Ich habe am Ende etwas Zeit verloren, denn ich blieb auf einem Dünenkamm hängen. Wir werden aber weiter alles versuchen, aber es wird schwierig. Stephane ist auf diesem Terrain sehr stark", rechnet Roma mit seinem Konkurrenten. "Ich bin aber für alles bereit. Morgen muss Stephane die Strecke eröffnen. Wir werden attackieren. Das konnten wir heute nicht, denn wir trafen zu Beginn etwas hart auf. Deshalb haben wir beide Rückenschmerzen."

Spannend ging es weiterhin im Dreikampf um den letzten Podestplatz zu. Al-Attiyah wurde heute mit 2:17 Minuten Rückstand Zweiter hinter Peterhansel. Damit verbesserte er sich auf Gesamtrang vier und zog an de Villiers vorbei. Der Rückstand von Al-Attiyah auf Roma beträgt nun genau 59:46 Minuten. Hätte er vor einigen Tagen nicht eine Strafstunde bekommen, dann könnte das Gesamtklassement anders aussehen...

Joan Nani Roma

"Nani" Roma kommt immer mehr unter Druck von Stephane Peterhansel Zoom

"Als Erster zu starten war sehr schwierig", sagt Al-Attiyah anschließend. "Wir erreichten trotzdem als Erster das Ziel, obwohl Stephane die schnellste Zeit aufgestellt hat. Ich bin mit unserer Performance sehr zufrieden. Wir mussten bei der Navigation genau aufpassen, aber alles ging gut. Natürlich bin ich enttäuscht, dass ich eine Stunde wegen der Strafe verloren habe. Jetzt, mit diesen hochqualitativen Fahrern vor uns, ist es schwierig weiter nach vorne zu kommen. Wir sind aber hier und haben Spaß."

Spannender Dreikampf um Platz drei

De Villiers büßte heute zwei Positionen ein, doch die Zeitabstände sind gering und der Traum vom Podestplatz ist weiterhin möglich. "Das ist heute wirklich ein extrem schwieriger Dakar-Tag gewesen", sagt der Südafrikaner im Ziel. "Dabei hatte es zu Beginn noch ganz gut ausgesehen, denn zunächst ist es bei uns recht ordentlich gelaufen. Doch dann haben wir uns einen Plattfuß eingefangen und dadurch etwas unseren Rhythmus verloren. Anschließend haben wir Holowczyc eingeholt - nur um dann einen zweiten Reifenschaden zu erleiden."

"Grund genug, um es auf dem Rest der Etappe, speziell als es über die sehr weichen Sanddünen ging, etwas ruhiger angehen zu lassen. Wenn man sieht, in welche Probleme unsere Konkurrenten heute teilweise geraten sind, können wir froh sein, dass wir es überhaupt so souverän ins Etappenziel geschafft haben. Dennoch sind wir natürlich enttäuscht, dass wir heute recht viel Zeit und auch zwei Plätze im Gesamtklassement verloren haben."

Orlando Terranova

Orlando Terranova hält nach neun Etappen den letzten Podestplatz Zoom

Die Schwierigkeiten setzten sich heute bei Robby Gordon (Hummer) fort, nachdem er gestern seine 100. Dakar-Etappe beenden konnte. Dafür entwickelt sich Adam Malysz (Toyota Hilux) zu einer der großen Überraschungen der diesjährigen Rallye Dakar. Der Pole kam heute als Sechster ins Ziel und ist in der Gesamtwertung Zehnter. Malysz nimmt zum dritten Mal an der Dakar teil. Am Mittwoch geht es von Iquique nach Antofagasta weiter. Insgesamt müssen die Fahrer während einer zweigeteilten Wertungsstrecke 631 Kilometer zurücklegen.

Ergebnis der 9. Etappe (Top 10):
01. Peterhansel/Cottret (Mini) - 04:17:53 Stunden
02. Al-Attiyah/Cruz (Mini) +2:17 Minuten
03. Roma/Perin (Mini) +11:36
04. Terranova/Fiuza (Mini) +14:14
05. de Villiers/von Zitzewitz (Toyota Hilux) +22:57
06. Malysz/Marton (Toyota Hilux) +41:33
07. Holowczyc/Zhiltsow (Mini) +42:17
08. Villagra/Perez Companc (Mini) +43:04
09. Wasiljew/Yevtyekhow (Mini) +44:59
10. Dabrowiski/Czachor (Toyota) +45:15

Gesamtwertung nach 9 von 13 Etappen (Top 10):
01. Roma/Perin (Mini) - 34:15:37 Stunden
02. Peterhansel/Cottret (Mini) +12:10 Minuten
03. Terranova/Fiuza (Mini) +54:33
04. Al-Attiyah/Cruz (Mini) +59:46
05. de Villiers/von Zitzewitz (Toyota Hilux) +59:46
06. Holowczyc/Zhiltsow (Mini) +3:00:03 Stunden
07. Dabrowski/Czachor (Toyota Hilux) +3:20:47
08. Sainz/Gottschalk (SMG-Buggy) +3:28:27
09. Lavieille/Garcin (Haval) +3:56:56
10. Malysz/Marton (Toyota) +3:57:32