• 10.01.2014 12:21

Sainz: Vom Helden zum Depp - und wieder zurück

Bei der Dakar fällt nach nur fünf Tagen wohl bereits eine Vorentscheidung - Eine Navigationspanne des Teams Sainz/Gottschalk könnte der Knackpunkt gewesen sein

(Motorsport-Total.com/SID) - Carlos Sainz stieg links aus, Timo Gottschalk rechts. Fahrer und Beifahrer würdigten sich keines Blickes, gesprochen wurde: nichts. Während Sainz später der internationalen Presse vor seinem Buggy zu erklären versuchte, warum das Duo wahrscheinlich soeben die Rallye Dakar verloren hatte, stapfte ein angefressener Gottschalk im Etappen-Zielort im argentinischen Tucuman einige Meter zur Seite. Als er schließlich gefragt wurde, wie unzufrieden er sei, machte er seinem angestauten Ärger Luft. "Wie unzufrieden ist man wohl, wenn man soeben den Gesamtsieg bei der Dakar verspielt hat?", zischte der 39-Jährige.

Titel-Bild zur News: Carlos Sainz

Sainz und Gottschalk verloren am Donnerstag eine Menge Zeit Zoom

Der Rallye-Routinier, der die Dakar 2011 als Beifahrer von Nasser Al-Attiyah gewonnen hatte, weiß, wie das Geschäft läuft. Sainz gilt nicht unbedingt als pflegeleicht, bei Fehlern kann er unangenehm werden. Gottschalk ist als Co-Pilot des ehemaligen Dakar-Siegers aber nun mal für die Navigation zuständig, und die war am Donnerstag alles andere als optimal.

Auf der Wertungsprüfung der fünften Etappe konnten Sainz und Gottschalk wie mehrere andere Teilnehmer einen zwingend anzufahrenden Wegpunkt nicht finden. Ein Albtraum für jeden Navigator. Zudem stellte sich auf der Suche nach der Markierung ein technisches Problem am Buggy ein, das Auto stand 50 Minuten still. Sainz und Gottschalk gaben die Suche nach der Wegmarke schließlich auf und fuhren durch ins Etappenziel.

Über zwei Stunden Rückstand auf die Spitze

Die Rennleitung ahndete das Auslassen des Punktes mit einer Zeitstrafe von einer Stunde. Insgesamt verloren die Mitfavoriten auf Tagessieger und Gesamtspitzenreiter Joan "Nani" Roma (Spanien/Mini) so 2:01:49 Stunden. "Jetzt", sagte Gottschalk, "kann man alles abschenken."

Es ist in der Tat sehr fraglich, ob das Duo den großen Rückstand in der zweiten Dakar-Woche noch aufholen kann. Hinter Roma vom deutschen X-raid-Team liegen dessen Teamkollegen Orlando Terranova (+ 31:46 Minuten) und Stephane Peterhansel (+ 39:59) sowie der Toyota Hilux des Südafrikaners Giniel de Villiers und dessen Beifahrer Dirk von Zitzewitz (+ 41:24).


Dakar 2014

Vieles deutet darauf hin, dass X-raid den dritten Dakar-Sieg in Folge einfahren wird. Zwar ist der Buggy von Sainz und Gottschalk erheblich schneller, dafür aber glänzen die Minis mit Zuverlässigkeit. Sven Quandt aber will von einer Vorentscheidung nichts wissen.

X-Raid wähnt sich noch nicht in Sicherheit

Am Montag geht es für die Dakar über die Anden nach Chile. Der X-raid-Chef betont beim Team-Barbecue in Tucuman, dass die schnellen Buggys im offenen Gelände in Chile 20 bis 25 Minuten pro Tag aufholen können. "Das Ding ist noch lange nicht zu Hause", sagt Quandt.

Man kann das als Floskel abtun, angesichts der chaotischen ersten Tage bei der Dakar erscheint die Vorsicht aber durchaus angebracht. Die Führung in der Gesamtwertung wechselte hin und her. Sainz und Gottschalk waren noch am Mittwochabend nach ihrem furiosen Etappensieg obenauf, einen Tag später hatten sich die Dinge komplett verändert. "Das ist die Dakar", sagt Sainz, der binnen 24 Stunden vom Platz an der Sonne abgeschlagen auf Rang acht zurückfiel: "An einem Tag bist du der Held, am nächsten der Depp."