• 03.04.2007 10:59

  • von Pete Fink

Wohin geht die Reise der ChampCars?

Die ChampCar-Serie erwartet auch in der Saison 2007 große Probleme - viele schlecht finanzierte Teams und ein Mangel an großen Fahrerpersönlichkeiten

(Motorsport-Total.com) - Anfang März propagierte Kevin Kalkhoven, Mitbesitzer des PKV-Teams und Teilhaber der ChampCar-Serie für das Jahr 2007 eine "Wahnsinnssaison". Die Rede war von "signifikanten neuen Sponsoren" und die Teams, so Kalkhoven "seien vollständig finanziert".

Titel-Bild zur News: Neel Jani

Die Akteure der ChampCar-Serie haben 2007 viele Probleme zu meistern

Knapp einen Monat später und wenige Tage vor dem Saisonauftakt am Ostersonntag in Las Vegas ist die Situation freilich eine ganz andere. Mit Ach und Krach kommt die ChampCar-Serie auf gerade einmal 17 Autos, wobei das Team von Dale Coyne seine beiden Piloten noch immer nicht nominiert hat.#w1#

17 Autos dank Forsythe

Dass es überhaupt 17 Boliden werden, liegt an Gerry Forsythe, der in buchstäblich letzter Minute ein zweites Auto mit Mario Dominguez an den Start bringen wird. Es erscheint typisch für die aktuelle Situation, dass Forsythe, der in der ChampCar-Serie eine ähnliche Rolle wie Kalkhoven einnimmt, überhaupt mit dem Gedanken spielte, nur Paul Tracy an den Start zu bringen.

Rein sportlich gesehen wird es spätestens dann fraglich, wenn man die jüngsten Entwicklungen beim ehemals so ruhmreichen Team betrachtet, für das in den glorreichen Players-Zeiten der Neunziger Jahre Piloten wie Jacques Villeneuve oder Greg Moore unterwegs waren.

Paul Tracy

Gerry Forsythe bringt in letzter Sekunde ein zweites Auto an den Start Zoom

Denn möglicherweise wird der unerfahrene Chinese Jiang Tengyi beim Rennen in Zhuhai den zweiten Forsythe steuern, ein Marketing-Gag, der wohl vielen etablierten und sportlich qualifizierten Piloten sauer aufstoßen wird.

Zwei Millionen Dollar pro Saison

Ein bezeichnendes Zitat kommt da beispielsweise von Oriol Servia, der bei den offiziellen Tests in Laguna Seca bemerkte: "Es geht nur noch ums Geld, selbst die Leute, die Geld haben, wollen welches." Der 32-jährige Spanier fährt seit 2000 in den USA und steht ohne Cockpit da.

In das gleiche Horn stoßen Nelson Philippe und Andrew Ranger: "So gerne ich auch in der ChampCar-Serie fahren würde, man erwartet von mir, dass ich Geld mitbringen solle, und genau das werde ich nicht tun", sagte der Franzose und Ranger ergänzt: "Ich fuhr zwei Jahre bei den ChampCars und ich mag die Serie sehr, aber sie ist einfach sehr teuer."

Nelson Philippe

Nelson Philippe hat keine Lust zwei Millionen Dollar zu bezahlen Zoom

Laut Aussage von Philippe dreht es sich um etwa zwei Millionen Dollar an Sponsorengeldern, die aktuell für eine komplette ChampCar-Saison bezahlt werden müssen.

Finanzieller Balanceakt der kleinen Teams

Wie finanziell gut gebettet die Teams wirklich da stehen, lässt sich auch an der Fusion von RuSPORT und Rocketsports erkennen. RuSPORT hatte, genau wie Rocketsports, nur einen Titel-Sponsor für ein Auto, also beschloss man kurzerhand die Aktivitäten beider Teams zu fusionieren.

Ähnliches gilt im Übrigen für Conquest Racing und das Team von Dale Coyne ist schon seit vielen Jahren dafür bekannt, die Fahrer gerne für ihre Einsätze bezahlen zu lassen. Angesichts der doch recht euphorischen Aussagen von ChampCar-Boss Kalkhoven darf durchaus angezweifelt werden, ob die Serie wirklich mit finanzstarken Sponsoren gesegnet ist.

Mangel an großen Namen

Was der Serie jedoch am meisten fehlt, sind große Fahrernamen. Vor allem aus den USA sind nach dem Abgang von A.J. Allmendinger in die NASCAR-Serie mit Alex Figge und Graham Rahal nur noch zwei US-Rookies am Start. Und ob alleine der Name Rahal die Massen mobilisiert, darf bezweifelt werden. Immerhin finden neun der 17 Rennen auf amerikanischem Boden statt.

Sébastien Bourdais

Sébastien Bourdais liebäugelt stark mit der Formel 1 Zoom

Dazu kommt, dass der Top-Star der Serie, der Franzose Sébastien Bourdais, öffentlich mit der Formel 1 liebäugelt. Sein Vertrag bei Newman/Haas läuft Ende der Saison aus und allgemein wird erwartet, dass sich Bourdais dann in Richtung Europa verändern wird.

Insofern wird man mit Sicherheit etwas neidisch auf die Konkurrenz bei den IndyCars schielen, bei denen mit Marco Andretti, Sam Hornish Jr. und Medienliebling Danica Patrick die wenigen, noch verbliebenen Formel-Stars der Amerikaner fahren.