• 09.06.2025 12:51

  • von Adrian Padeanu

Wegreguliert: Fossile Spaßautos haben in Europa kein Chance mehr

Jetzt ist auch der Civic Type R tot: Er reiht sich ein in eine lange Liste an leistungsstarken Autos, die den Emissionsvorgaben zum Opfer fallen

(Motorsport-Total.com/Motor1) - Es ist ein langsames Sterben, aber es war abzusehen. Performance-Fahrzeuge mit Verbrenner werden eine Seltenheit in Europa. Die kürzliche Entscheidung von Honda, den Civic Type R in den Ruhestand zu schicken, folgt einer langen Reihe ähnlicher Ankündigungen anderer Marken.

Titel-Bild zur News: Honda Civic Type R

Honda Civic Type R Zoom

Im Falle von Honda gar nicht mal, weil sie es wollen, sondern weil sie es mussten. Honda sagt diplomatisch, dass der Civic Type R "in Übereinstimmung mit der europäischen Gesetzgebung" eingestellt wird. Zwischen den Zeilen gelesen verschwindet der Hot Hatch also, weil er die immer strengeren Emissionsstandards nicht einhalten kann.

Aus dem gleichen Grund musste Mazda im letzten Jahr den 2,0-Liter-Motor des MX-5 streichen, sodass die kleinere 1,5-Liter-Version die einzige Option für Käufer in Europa bleibt. Es sei denn, der 2,5-Liter-Motor aus dem CX-30 findet im Miata eine neue Wirkungsstätte. Ebenso stellte Volkswagen das Sechsgang-Schaltgetriebe im Golf GTI ein - eine Entscheidung mit globalen Auswirkungen. Während der Golf R in Europa bereits nur mit Automatikgetriebe erhältlich war, hatten amerikanische Kunden noch die Wahl eines Schaltgetriebes. Mit dem Facelift-Modell ist auch diese Option verschwunden.

Nicht nur Hot Hatches sind betroffen

Strenge EU-Vorschriften zur Emissionsbegrenzung haben auch zwei Modelle von Hyundai getroffen: den i20 N und den i30 N. Noch schlimmer, auch wenn nicht direkt emissionsbedingt, hat Ford die Produktion des Fiesta ST 2023 eingestellt und wird auch den Focus ST in den kommenden Monaten auslaufen zu lassen.

Doch es sind nicht nur die Emissionsvorschriften, die spaßige Kompakte und Sportwagen auslöschen. Vor etwa einem Jahr wurden der 718 Boxster und der Cayman vom europäischen Markt zurückgezogen. Neue EU-Cybersicherheitsvorschriften zwangen Porsche, das Mittelmotorduo früher als geplant einzustellen. Der Cayman GT4 RS und der Boxster RS Spyder erhielten jedoch Ausnahmeregelungen aufgrund ihrer limitierten Produktion.


Fotostrecke: Honda Civic Type R "Ultimate Edition" (2025)

Die 718er als Benziner sind außerhalb der EU noch erhältlich ... aber nicht mehr lange. Die Produktion endet im Oktober - ihre elektrischen Nachfolger werden jedoch nicht rechtzeitig für eine nahtlose Übergangsphase bereit sein. Obwohl kein Sportwagen, verabschiedete sich die erste Generation des Macan aus demselben Grund 2024 aus Europa. Weltweit wird das Crossover 2026 eingestellt - Ersatz ist gegen Ende des Jahrzehnts geplant.

CO2-Steuern sorgen für absurd hohe Preise

Ähnlich wurde Toyota gezwungen, den GR86 letztes Jahr aufgrund der Allgemeinen Sicherheitsvorschriften 2 (GSR2) einzustellen, und sein Pendant, der Subaru BRZ, folgte diesem Beispiel. Alpine erhielt eine zweijährige Ausnahmegenehmigung für den A110, da die Performance-Abteilung von Renault als Marke mit geringem Volumen gilt. Doch das französische Sportcoupé wird nach Juli 2026 eingestellt, um Platz für einen elektrischen Nachfolger zu machen.

Als ob das nicht genug wäre, stehen selbst die überlebenden Modelle in Europa vor extremen Gegenwinden. Mehrere Länder erheben riesige Steuern auf Fahrzeuge mit hohem Emissionsausstoß. Nehmen wir die Niederlande, wo ein Toyota GR Yaris bei 89.295 € beginnt (immerhin: bei uns gibt es ihn noch). In Frankreich treibt die obligatorische CO2-Steuer den Preis des Dreizylinder-Hot-Hatch gar in den sechsstelligen Bereich. Apropos Toyota, auch die Supra ist auf einer Abschiedstournee unterwegs, und damit ein weiteres Performance-Auto, das aus Europa verschwindet.

Toyota GR Yaris

Toyota GR Yaris Zoom

Ich verstehe die Notwendigkeit strengerer Emissionsvorschriften; wirklich. Die harte Realität ist, dass alle Autos der Umwelt schaden. Aber man kann mich nicht davon überzeugen, dass ein 1,6-Liter-Supermini wie der GR Yaris am Ende umweltschädlicher sein soll als eine 3.085 Kilo schwere elektrische Mercedes G-Klasse. Ja, er entwickelt während der Fahrt keine Emissionen, aber mit seinem Gewicht schleppt er einen doppelt so großen CO2-Produktionsrucksack mit sich als ein GR Yaris.

Vorschriften werden immer strenger

Um klarzustellen: Die EU verbietet Fahrzeuge mit hohem Emissionsausstoß nicht vollständig. Mercedes kann immer noch eine S-Klasse mit einem V-12-Motor verkaufen, sofern ihre Elektroautos und Plug-in-Hybride die Emissionen ausgleichen. Das Geheimnis lautet Flottenwert: Tatsächlich hat die EU das flottenweite CO2-Emissionsziel von 2025 auf 2027 verlängert, wodurch den Automobilherstellern zwei zusätzliche Jahre gegeben werden, um den Durchschnitt von 93,6 g/km zu erreichen oder Ziel von 2020-2024 um 15 Prozent zu verringern.

Aber ab 2030 wird es noch schwieriger, wenn die Automobilhersteller unter 49,5 g/km bleiben müssen. Wenn dieses Ziel nicht erreicht wird, drohen hohe Geldstrafen. Laut der Europäischen Kommission:

"Wenn die durchschnittlichen CO2-Emissionen der Flotte eines Herstellers in einem bestimmten Jahr das spezifische Emissionsziel überschreiten, muss der Hersteller - für jedes seiner in diesem Jahr neu registrierten Fahrzeuge - eine Überemissionsprämie von 95 Euro pro g/km der Zielüberschreitung zahlen."

E-Autos mit immer mehr Marktanteilen

95 Euro klingt auf den ersten Blick nicht nach allzu viel Geld, aber es gilt für jedes einzelne registrierte Auto. Für Riesen wie den Volkswagen-Konzern oder Stellantis würden die Kosten enorm. Anfang dieses Jahres sagte Rolf Woller, Leiter Konzern-Treasury und Investor Relations bei Volkswagen, dass das Unternehmen allein für 2025 ein Bußgeld von 1,5 Milliarden Euro riskiere.

Hyundai Ioniq 5 N (2024) im Test

Hyundai Ioniq 5 N (2024) im Test Zoom

Im Jahr 2024 schätzte der CEO von Renault, dass Automobilhersteller, die in Europa tätig sind, kollektiv bis zu 15 Milliarden Euro an Emissionsstrafen zahlen könnten. Beide Werte wurden jedoch vor der Verlängerung des Ziels auf 2027 genannt. Die Automobilhersteller haben jetzt etwas mehr Spielraum, um ihre Plug-in-Hybrid- und Elektroauto-Paletten auszubauen, damit verbleibende Verbrenner-Modelle ausgeglichen werden können. Eine extremere Maßnahme wäre, die Produktion von Verbrennern zu begrenzen oder einzustellen. Etwas, das Stellantis nicht ausschließt, falls der Verkauf von Elektrofahrzeugen nicht ausreicht.

In den ersten vier Monaten dieses Jahres erreichten vollelektrische Fahrzeuge einen Marktanteil von 15,3 Prozent in der EU, ein solider Anstieg um 3,3 Prozent im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Vorjahres. Hybride stiegen von 28,9 auf 35,3 Prozent, und Plug-in-Hybride stiegen leicht von 7,2 auf 7,9 Prozent. Diese von der Europäischen Automobilhersteller-Vereinigung (ACEA) veröffentlichten Zahlen sind vielversprechend für die Hersteller, die schwere Geldstrafen vermeiden wollen.

Weshalb Verbrenner-Spaßautos den Kampf nicht gewinnen können

Trotzdem kämpfen verbrennungsmotorisch angetriebene Spaßautos einen verlorenen Kampf, nicht nur wegen ihrer hohen Emissionen, sondern weil sie einen Nischenmarkt besetzen. Verständlicherweise wollen Hersteller nicht in sauberere Motoren für Fahrzeuge investieren, die sie nur in kleinen Stückzahlen verkaufen werden. Die Rechnung geht nicht auf.

Der Kompromiss? Performance-Autos elektrifizieren. Einige, wie der höchst umstrittene Mercedes-AMG C 63, haben den Weg des Plug-in-Hybrids gewählt. Andere, wie die kommenden Boxster und Cayman, werden vollständig elektrisch. Die Ära der ausschließlich mit Benzin betriebenen Performance-Fahrzeuge in Europa geht zu Ende. Dieser Wandel wird globale Konsequenzen haben, zumal viele der bedeutendsten Akteure der Branche in Europa ansässig sind.

Vergessen wir nicht das Ziel der EU: null Gramm CO2 pro Kilometer für alle Neuwagen bis 2035. Das wäre das Ende für den konventionellen Verbrenner in weniger als einem Jahrzehnt. Eine kleine Hintertür gibt es mit synthetischem Kraftstoff oder Wasserstoff betrieben Fahrzeugen zwar, die auch nach dem Eintreten des Ziels zugelassen werden könnten. Aber realistisch ist ein breiter Aufbau eines Netzes, inklusive Produktionsstätten innerhalb von zehn Jahren nicht. Es scheint das Ende einer Ära der Westentaschenraketen und klassischen Sportwagen. Hoffnung machen jedoch elektrische Äquivalente wie Hyundai Ionic 5 N und Co.

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