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Warum Verbrauch und Akkukapazität nicht die Reichweite ergeben
Der ID.4 Pro hat einen 77-kWh-Akku und verbraucht 15,8 kWh - Warum kann man daraus nicht einfach die Reichweite ausrechnen?
(Motorsport-Total.com/Motor1) - Kann man aus dem Stromverbrauch und der Akkukapazität einfach die Reichweite ausrechnen? Oder umgekehrt: Ergibt die Reichweite, geteilt durch den Verbrauch die Nettokapazität der Batterie? Die kurze Antwort ist nein. Die mittellange Antwort ist: Nein, denn im Stromverbrauch sind die Ladeverluste enthalten, in der Reichweite aber nicht. Wer es noch genauer wissen möchte, erfährt es in diesem Artikel.
© InsideEVs Deutschland
VW ID.4 (Seitenansicht) mit Milchmädchenrechnung zu Verbrauch und Reichweite Zoom
Damit die ganze Sache anschaulicher wird, nehmen wir den VW ID.4 in der Version Pro als Beispiel. Hier die wichtigsten Daten:
Nettokapazität des Akkus: 77 kWh WLTP-Normverbrauch: 15,8 kWh/100 km WLTP-Reichweite: 572 km
Wenn ich 77 kWh zur Verfügung habe und 15,8 kWh pro 100 km brauche, dann müsste die Reichweite doch eigentlich 77 kWh/15,8 kWh/100 km = 478 km sein, oder? Warum gibt VW dann 572 km an? Woher kommt diese Zusatzreichweite?
Oder umgekehrt: Wenn das Auto 77 kWh auf 572 km verbraucht, dann müsste es doch 77 kWh/5,72=13,4 kWh auf 100 km benötigen. Warum gibt VW dann 15,8 kWh/100 km an?
Nun, beim WLTP-Verbrauch wird der Ladeverlust an der Wechselstrom-Quelle (der Wallbox) eingerechnet. Das ergibt auch Sinn, denn den Stromverbrauch möchte man in der Regel benutzen, um die Stromkosten zu berechnen.
Wenn ich zu Hause an der Wallbox lade, zahle ich aber nicht für die Energie, die im Akku ankommt, sondern für den Strom, der aus dem Netz bezogen wird. Der Unterschied kann gut und gerne 10 Prozent ausmachen. Weil der offizielle Stromverbrauch diese Verluste mit einbezieht, ist er höher als gedacht. Deshalb ergab sich bei unserer ersten Rechnung eine kleinere Reichweite als die offizielle.
Die Einbeziehung der Ladeverluste ist übrigens auch der Grund, warum man den offiziellen Stromverbrauch nicht direkt mit der Bordcomputer-Anzeige im Auto vergleichen sollte. Denn im Auto wird der reine Fahrverbrauch angezeigt, und der ist niedriger, als wenn man auch den Ladeverlust einrechnet.
Bei unserer zweiten Rechnung haben wir aus der offiziellen Reichweite einen zu niedrigen Verbrauch errechnet. Der Grund ist der gleiche: Bei der Reichweite sind die Ladeverluste nicht einberechnet, weil man in der Regel wissen möchte, wie weit man mit einem vollen Akku kommt.
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Unter dem Strich
Stellantis gibt zuweilen für seine Elektroautos extrem niedrige Stromverbräuche an. So wurden für den Peugeot E-3008 ursprünglich 14 kWh/100 km genannt. In der Preisliste stehen nun 16,7 kWh. Woher kommt der Unterschied? Nun, 14 kWh waren der reine Fahrverbrauch, während die 16,8 kWh nach WLTP-Vorschrift die Ladeverluste enthalten.
Die ursprüngliche Angabe war arg irreführend, aber das Beispiel illustriert die Bedeutung der Ladeverluste. Die sind beim WLTP-Stromverbrauch eingerechnet. Und deswegen kann man nicht per Dreisatz den Verbrauch aus der Reichweite errechnen oder umgekehrt.
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