• 09.12.2019 19:15

  • von Stefan Leichsenring

Peugeot 2008 (2020) im Test: Was kann die neue Generation?

Anfang 2020 kommt die zweite Generation des Peugeot 2008 auf den Markt. Wir haben das kleine SUV schon getestet - mit 155-PS-Turbobenziner und als e-2008

(Motorsport-Total.com/Motor1) - Auch wenn ich Gefahr laufe, mich als Peugeot-Fanboy zu outen: Ich fahre inzwischen mit einem positiven Vorurteil zu Testveranstaltungen der Löwenmarke. Nach dem Test des 508 SW und nach dem Test des neuen 208 hätte es mich schwer verwundert, wenn der neue 2008 ein Reinfall gewesen wäre.

Inzwischen ordne ich die Marke fast gleichauf mit VW ein, was die Optik innen und außen und die Motoren angeht. Das Vorurteil hat sich bestätigt, soweit darf ich vorgreifen. Dennoch: Es gab auch bei der Fahrveranstaltung zum 2008 wieder neue Aspekte und neue Entdeckungen. Die möchte ich hier mit Ihnen teilen. Gefahren habe ich den Puretech 155 und den e-2008.

Gerne. Der 2008 ist das SUV auf Basis des 208. Die erste Generation startete im Jahr 2013; Basis war die Plattform PF1. Die zweite Generation startet nun (genauer gesagt: Anfang 2020) auf Grundlage der neuen Plattform CMP alias EMP1, auf der auch der neue 208, der Opel Corsa und der DS 3 Crossback basieren. Mit 4,30 Meter Länge liegt er nach unserer Einteilung gerade noch im Bereich der "kleinen SUVs", während die "Kompakt-SUVs" mit dem Dacia Duster (4,36 Meter) beginnen.

Wie wirkt der Wagen optisch?

Wenn man sich die Peugeot-Modellpalette mal im Bild ansieht, erscheinen der 108 und der 308 inzwischen langweilig und uralt. Modelle wie der 3008 und 5008 sehen schon besser aus. Aber erst mit 508, 208 und jetzt dem 2008 trumpft Peugeot so richtig auf.

Unboring the future: Zumindest die Exterieur-Designer haben den Marken-Claim schon eingelöst. Die Autos sehen für mich besser aus als die entsprechenden VWs. Nun gut, mancher empfindet sie als etwas aufdringlich. Wer es dezent mag, bevorzugt weiterhin VW (oder vielleicht auch die schicken Mazdas), aber das gehört in den Bereich persönliche Präferenzen. Die Designqualität stimmt jedenfalls.

Und das Cockpit?

Das Interieur ist praktisch identisch mit dem des 208. Das Cockpit überzeugt. Das Armaturenbrett ist zwar etwas zerklüftet, aber die Materialqualität ist top. So beeindrucken die aus dickem Metall bestehenden Toggle-Schalter unter dem Infotainmentdisplay sowie die Ambientebeleuchtung.

Und vor allem: Mit dem neuen 3D-Instrumentendisplay hat Peugeot in puncto "technischer Anmutung" das Niveau von VW erreicht. Zu dem eigentlichen Display kommt hier noch eine weitere Ebene, die sich durch die Projektion von weiteren Daten, Bildern und Grafiken auf eine Plexiglasscheibe ergibt. Sehr schick! Und außer bei Peugeot noch nirgends verfügbar.

Peugeot e-2008

Peugeot e-2008 Zoom

Und die Elektroversion?

Tja, zunächst muss man sagen: Jetzt ein Elektroauto zu kaufen, wäre wohl nicht besonders klug, da der geplante Elektrobonus von 6.000 statt 4.000 Euro noch nicht verfügbar ist. So könnte es der Peugeot e-2008 am Anfang noch etwas schwer haben. Dabei gehört er zu den interessantesten Elektroautos des mittleren Preisbereichs (zwischen VW e-Up einerseits und VW ID.3/Tesla Model 3 andererseits).

Beim e-2008 verfolgt Peugeot die Strategie, dem Kunden den Wechsel vom Verbrenner so einfach wie möglich zu machen. Daher versucht man, ihm möglichst wenig Änderungen zuzumuten:

- Das Interieur ist daher praktisch identisch.
- Die Einstellmöglichkeiten sind begrenzt.
- Der Kofferraum ist praktisch identisch.
- Die Schubrekuperation ist mit der Motorbremse eines Verbrenners vergleichbar.
- Leistung und Drehmoment sind vergleichbar.

Andere Unterschiede bleiben natürlich

- Die Reichweite (320 km nach WLTP) ist deutlich geringer als beim 155-PS-Benziner (880 km nach NEFZ).
- Die Höchstgeschwindigkeit ist geringer, 150 statt 208 km/h.
- Der Preis ist höher: Den Benziner gibt es nur in der hochwertigen GT-Version; dann kostet er 33.900 Euro. Die entsprechende E-Version ist mit 41.950 Euro runde achttausend Euro teurer. Daraus werden nach Abzug der neuen Elektroprämie 2.000 Euro. Die Basisversion des Elektroautos kommt mit 35.250 Euro minus 6.000 Euro gleich knapp 30.000 Euro sogar deutlich günstiger.

Die Fahreigenschaften des e-2008 sind dem e-208 sehr ähnlich. Der Wagen gehört mit 136 PS und 260 Newtonmeter Drehmoment nicht zu den allerstärksten Elektroautos. Aber er macht wirklich Spaß, deutlich mehr als der 155-PS-Turbo. Ganz so vehement wie beim e-208 empfanden wir den Vorschub hier aber nicht.

Man kann dieses Elektroauto nicht mit einem Pedal fahren wie den BMW i3, dazu ist die Rekuperation zu schwach, und das Auto ist damit nicht bis zum Stillstand zu bringen, es kriecht weiter. Schade, aber das ist halt so, wenn man möglichst viel Kontinuität gegenüber dem Verbrenner anstrebt. Immerhin kann man zwischen schwacher und stärkerer Schubrekuperation wählen, dazu gibt es die Modi D und B, aktivierbar am Getriebewahlhebel.

Wie beim e-208 gibt es zudem drei Modi, in denen die Gaspedalreaktion unterschiedlich ist. Nur im Sportmodus hat man die vollen 100 kW, in Normal sind es 80 kW und in Eco nur 60 kW. Genauso wie beim e-208. Aber diesmal wurde mir klar, dass bei voll durchgedrücktem Gaspedal der Vortrieb in jedem Modus der gleiche ist. Das muss wohl schon aus Sicherheitsgründen so sein, schließlich gibt es Situationen, wo man nur mit maximaler Leistung einem Unfall entgehen kann.

Der Verbrauch laut Bordcomputer lag nach der kurzen Testfahrt bei 17,7 kWh/100 km, also wie zu erwarten etwas höher als beim e-208. Dieser Verbrauch stimmt fast perfekt mit dem Normverbrauch überein. Dabei fuhren wir durchaus flott, und kümmerten uns nicht um Sparsamkeit. Die Kollegen, die den Wagen vor uns hatten, brauchten etwa 22 kWh/100 km, also deutlich mehr.

Peugeot e-2008

Peugeot e-2008 Zoom

Ein Unterschied zum e-208 ist, dass es auch unter dem Ladeboden noch ein Fach gibt, in dem sich zum Beispiel das Ladekabel unterbringen lässt.

Alternativen zum e-2008 sind:

Peugeot e-2008
100 kW / 260 Nm
320 km (WLTP)
35.250 ?

DS 3 Crossback E-Tense
100 kW / 260 Nm
320 km (WLTP)
38.390 ?

Kia e-Soul 136
100 kW / 395 Nm
276 km (NEFZ)
33.990 ?

Kia e-Niro
100 kW / 395 Nm
289 km (NEFZ)
35.290 ?

Die kleinen Kia-SUVs mit Elektroantrieb sind die am besten vergleichbaren Modelle. Der Vergleich geht unentschieden aus: Die Preise sind bei Kia hier etwas niedriger, die Reichweiten (wenn man die unterschiedlichen Normen berücksichtigt) vergleichbar. Das Aufladen an der Wallbox (7,2 kW beim E-Soul, 11 kW beim Peugeot) dauert beim Kia etwas länger (6 statt 5 Stunden). Der e-Soul ist mit 4,20 Meter deutlich kleiner und bietet dementsprechend weniger Kofferraum (315 bis 1.339 Liter statt 405 bis 1.467 Liter).

Fazit: 8/10

Der neue Peugeot 2008 ist gelungen. Der 155-PS-Benziner macht Spaß, der Elektroantrieb noch mehr. Das Fahrwerk ist ein klein wenig auf der harten Seite, was aber nur empfindliche Naturen stören wird, und das kleine Lenkrad verleitet immer wieder zum sportlichen Fahren. Dazu passt das emotionale Exterieurdesign. Innen beeindruckt der wagen mit dem 3D-Instrumentendisplay, das dem Wagen eine technische Aura verleiht. In die gleiche Kerbe haut die Tatsache, dass LED-Scheinwerfer Serie sind. Bei alldem vernachlässigt Peugeot auch das Packaging nicht: Das Raumangebot überzeugt.  

Datenblatt Peugeot 2008 Puretech 155 EAT8 GT

Motor: Dreizylinder-Turbobenziner, 1.199 ccm
Leistung: 114 kW / 155 PS bei 5.500 U/min
Max. Drehmoment: 240 Nm bei 1.750 U/min
Getriebeart: Achtgang-Automatik
Antrieb: Frontantrieb

Beschleunigung 0-100 km/h: 8,2 Sek.
Höchstgeschwindigkeit: 208 km/h
Verbrauch: 5,0 Liter/100 km
Emission: 113 Gramm CO2 pro km

Länge: 4.300 mm
Breite: 1.770 mm
Höhe: 1.530 mm

Kofferraumvolumen: 405 bis 1.467 Liter
Leergewicht: 1.280 kg
Zuladung: 468 kg
Anhängelast: 1.200 kg (gebremst, 12 % Steigung)

Basispreis: 33.900 Euro
Marktstart: Anfang 2020

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