• 24.02.2024 18:03

  • von Manuel Lehbrink

Motor1 Numbers: Kannibalisieren Verbrenner die Elektroautos?

Ob man nun einen Verbrenner oder ein Elektroauto kauft, hängt auch vom Preis ab - Und hier sind die Unterschiede bei den Marken innerhalb eines Segments hoch

(Motorsport-Total.com/Motor1) - Die Umstellung von Autos mit Verbrennungsmotor (ICE) auf batteriebetriebene Elektrofahrzeuge (BEVs) ist ebenso spannend wie herausfordernd. Der Druck der Regierungen, sauberere Antriebe einzuführen, sowie die Absicht Chinas, eine wichtige Rolle in der neuen BEV-Welt zu spielen, und das beschleunigte Wachstum von Tesla haben die Nachfrage nach diesen Fahrzeugen weltweit angekurbelt.

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Motor1 Numbers: Verbrenner vs. Elektro Zoom

Vorläufige Daten für das Jahr 2023 deuten darauf hin, dass weltweit insgesamt 9,8 Millionen rein elektrisch betriebene Fahrzeuge verkauft wurden, was 11 % der weltweiten Neuzulassungen ausmacht.

Alles schön und gut. Bis wir die Preise für diese Autos betrachten. Laut einer Studie von JATO Dynamics vom Oktober 2023 ist der Durchschnittspreis eines Elektroautos in den USA 35 % höher als der eines Verbrenners. In Europa ist er sogar 39 % höher. Anders in China, wo der Durchschnittspreis für ein Elektroauto 27% niedriger ist als für ein Verbrennermodell. Solange sich der Preisunterschied nicht verringert, werden BEVs weiterhin eine untergeordnete Rolle spielen. Zumindest in Europa und Nordamerika.

Leben mit dem Feind

Der große Preisunterschied wird vor allem dann zu einem Problem, wenn derselbe Kunde oder dieselbe Kundin vor der Herausforderung steht, sich zwischen einem BEV und einem ICE-Fahrzeug derselben Marke zu entscheiden. Während Tesla, Lucid, Polestar, Nio, Xpeng und viele andere als reine Elektroauto-Marken geboren wurden, müssen die etablierten Firmen den Übergang von der jahrzehntelangen Herstellung von Verbrennungsmotoren zur Produktion von Elektroautos bewältigen. Ganz zu schweigen davon, dass es ihnen schwer fällt, ihr Know-how und ihre Geschäftsstrukturen an die neue Realität anzupassen.

Aus diesem Grund gibt es neben den stark beworbenen Elektroautos weiterhin eine breite Palette von Verbrenner. Obwohl alle Autokonzerne das Ziel verfolgen, in den nächsten 10 bis 20 Jahren ausschließlich Elektrofahrzeuge zu produzieren und zu verkaufen, ist die Realität heute so, dass rund 80 % der Verkäufe auf Verbrennungsmotoren entfallen (einschließlich Mild- und Vollhybride).

In der Zwischenzeit haben es die Elektroautos schwer, sich durchzusetzen, was zum Teil an ihren ICE-Pendants innerhalb derselben Marke und Klasse liegt. Dies ist einer der Gründe, warum viele Elektromodelle einfach nicht anspringen oder sich nicht ausreichend verkaufen.

Dafür gibt es viele Beispiele

VW ID.3 vs. VW Golf: Obwohl die aktuelle Generation des Golf in Europa nicht mehr der Verkaufsschlager ist, ist dies ein wichtiger Grund, warum sein elektrisches Gegenstück, der ID.3, keine größeren Stückzahlen verkauft. Das ist sowohl in Europa als auch in China der Fall. In Deutschland ist der bekannte klassische Golf mit Fließheck im Durchschnitt 17 % billiger als der designmäßig umstrittenere ID.3.


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Ford F-150 vs. Ford F-150 Lightning: Warum sollten Sie sich für die Elektroversion dieses großen Trucks entscheiden, wenn sein durchschnittlicher Verkaufspreis in den USA 41 % höher ist als der des gleichen Fahrzeugs mit Verbrennungsmotor? Die Verbraucherinnen und Verbraucher eines solchen Fahrzeugs achten in erster Linie auf die Ladekapazität und den Komfort im Innenraum, nicht auf die Art des Antriebs des Fahrzeugs.

Fiat 500e vs. Fiat 500: Obwohl der Fiat 500e seit 2020 eine völlig neue Plattform nutzt und der normale 500 seit 2007 auf dem Markt ist, sind sie in Bezug auf den Innenraum und den Zweck der Stadtmobilität so ziemlich das gleiche Auto. Allerdings ist der elektrische 500er in Italien im Durchschnitt doppelt so teuer wie der Verbrenner. Ist der Kunde eines Stadtautos wirklich auf der Suche nach sauberer Mobilität oder nur nach einer einfachen?

Mercedes EQA vs. Mercedes GLA und BMW iX1 vs. BMW X1: Obwohl der Abstand in den höheren Segmenten geringer ist, gibt es immer noch Unterschiede. Im Falle des Mercedes ist die Elektroversion 9 % teurer als die ICE-Version (ohne AMG-Versionen). Der BMW iX1 ist im Durchschnitt 11 % teurer als der X1.

Der Autor des Artikels, Juan Felipe Munoz, ist Automotive Industry Specialist bei JATO Dynamics.

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