Mit dem "Opel-Jäger" nach Rüsselsheim

(Motorsport-Total.com/Auto-Medienportal) - Als die Bundesrepublik bunt wurde, waren sie Kult. Ab 1968 entstanden die berühmten Herbie-Filme der Walt-Disney-Studios. Generationen von Kindern und Junggebliebenen erfreuen sich seit dieser Zeit an den Abenteuern und übernatürlichen Fähigkeiten des kleinen, perlweißen Käfers mit dem charakteristischen Faltdach. Daher überrascht es nicht, daß die Mannschaft von Volkswagen Classic ihren "Herbie" mit zur Creme21-Youngtimer-Rallye brachte. Die "Creme 21" war eine der großen Marken der deutschen Kosmetik-Industrie der 1970er Jahre.

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perlweißer Käfer mit charakteristischen Faltdach Zoom

Passend zum farbenfrohen Jahrzehnt waren die Verpackungen, Tiegel und Tuben ganz in Orange gehalten. Zwischenzeitlich vom Markt verschwunden, kamen sie 2003 wieder und erinnerten die heutigen Käufer an die braun-orangene (Waren-)Welt ihrer Kindheit. Kann es einen besseren Namensgeber für eine Youngtimer-Rallye geben? Jeder der knapp 400 Teilnehmer der etwas anderen Rallye erkennt "Herbie" sofort. Die Startnummer "53" und der rot-weiß-blaue Längsstreifen auf der Karosserie genügten, den kleinen Wolfsburger zum Star der 1000 Kilometer langen Ausfahrt zu machen.

Von der gefürchteten Senke des berühmten Streckenabschnittes "Eau Rouge" der Formel-1-Stecke in Spa Francorchamps ging es durch die Eifel, das Sauerland und Mittelhessen bis in die Höhle des einzigen Volkswagen-Rivalen der 1970er Jahre: zu Opel nach Rüsselsheim. Natürlich eskortierte ein echter "Opel-Jäger" den sympathischen Käfer. Ein Osnabrücker Corrado-Unikat mit 210 PS aus vier Zylindern wich dem kleinen Weißen nicht von der Stoßstange. Die Wolfsburger Huldigung des berühmten Käfers kann natürlich keine Wände hochfahren, dafür aber freundlich mit der Haube winken und allen, die ihm zu nahe kommen, mit Wasserspritzern eine kalte Dusche bescheren.

Dafür hat das Team aus Halle 34a des Wolfsburger Volkswagenwerkes gesorgt. Aber diese Sonderausstattungen waren gar nicht nötig, um ein großes "Hallo!" zu bekommen. Der Dritte im Bunde war ein Käfer 1302 Cabrio aus dem Jahre 1972, natürlich wie so viele der insgesamt 185 Fahrzeuge in einem knalligen Orange lackiert. Schließlich handelt es sich bei der "Creme" nicht um eine Gleichmäßigkeitsrallye wie man sie von anderen Veranstaltungen her kennt. Hier kann das Lebensgefühl der Siebziger erfahren werden, ohne auf eine einzige Schlauchprüfung oder eine Lichtschranke, die auch noch die allerkleinste Zeitabweichung registriert, zu treffen.

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Käfer 1302 Cabrio aus dem Jahre 1972 Zoom

Die Wertungsprüfungen erinnern vielmehr an einen Kindergeburtstag für die Großen, die zwischen 1970 und 1980 die Kleinen waren. Mit einem ironischen Augenzwinkern müssen Matchboxautos so ausgesucht werden, daß am Ende 421 Gramm auf die Waage gelegt werden. Oder der Fahrer wirft Bälle, die der Beifahrer mit einem vor die Brust geschnallten Papierkorb auffangen soll. Der Zeit entsprach auch eine der letzten Prüfungen: 21 Fragen zu den "Drei Fragezeichen" erinnern an Nächte unter der Bettdecke mit Pril-Blumen an Wänden und Schränken.

Und natürlich lassen es sich einige Teilnehmer nicht nehmen, zur großen Party am Samstagabend in einer rustikalen Halle des Rüsselsheimer Opel-Werkes in passenden Outfits zu erscheinen. Auf die Kostümierung verzichten Vater und Sohn Perband aus Harburg. Dennoch verdeutlicht der Architekt, warum er für sich und seinen Lancia Beta 2000 Spider aus dem Jahre 1981 gerade diese Rallye ausgesucht hat: "Wir wollen Spaß haben und vor allem die Autos fahren, die wir in unserer Jugend gerne gehabt hätten." Sein Sohn Philipp ergänzt, "daß sie die anderen, klassischen Prüfungen überhaupt nicht vermissen", bevor er sich für die nächste Etappe als Beifahrer vorbereitet.

Das entsprechende Roadbook erinnert an eine Excel-Tabelle und kommt ohne die bei einer Klassik-Rallye typischen "Chinesenzeichen" aus. Trotzdem finden alle Teilnehmer ihren Weg über die Berge und durch die Täler zwischen Rhein, Lahn und Main. Traumhafte Straßen und soweit das Auge reicht, ist nur die Automobilwelt der 1970er zu sehen. Neben den Wolfsburgern war auch die klassische Abteilung der Opelaner aus Rüsselsheim zahlenstark vertreten.

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soweit das Auge reicht, die Automobilwelt der 1970er Zoom

Und so lieferten sich die beiden Käfer und der Corrado freundschaftliche Duelle mit den Kadetts, Mantas und Corsas der vergangenen vier Jahrzehnte, um am Abend wieder vereint mit allen anderen Youngtimern auf den Parkplätzen zu stehen, während die Mannschaften in den Erinnerungen der tollen Tage der Rallye wie ihrer Jugend zu schwelgen.