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  • 14.11.2021 15:10

  • von Roland Hildebrandt

LPG/Flüssiggas: Verkannte Kraftstoff-Alternative

Die Preise für Benzin und Diesel steigen immer weiter, Alternativen rücken in den Fokus - Wir zeigen das aktuelle LPG-Angebot ab Werk: Lohnt sich der Umstieg?

(Motorsport-Total.com/Motor1) - Die Preise für Super und Diesel scheinen derzeit nur eine Richtung zu kennen: nach oben. Diesel liegt nahe an 1,60 Euro pro Liter, Super auch schon mal über 1,70 Euro. So mancher wird angesichts dessen über alternative Antriebe nachdenken. Elektro? Nicht billig und nur mittelmäßige Ladeinfrastruktur. Wasserstoff? In jeder Hinsicht selten. Und Gas?

Titel-Bild zur News:

LPG bei Dacia Zoom

Hier gibt es zwei Fraktionen: Zum einen CNG (Compressed Natural Gas), landläufig als "Erdgas" bekannt, welches unter hohem Druck getankt wird. Hier liegt der Preis derzeit um 1,10 Euro pro Kilogramm. CNG-Fahrzeuge profitieren primär von einem reduzierten Energie-Steuersatz. Dieser beträgt bis Ende 2023 rund 0,20 Euro/kg.

Allerdings gibt es Tankstellen aufgrund der aufwendigen Speicherung von CNG nicht an jeder Ecke. Dafür ist gerade aus Biomasse gewonnenes CNG umweltfreundlich. Primärer Anbieter von Erdgas-Fahrzeugen ist derzeit der Volkswagen-Konzern.

LPG in Italien, Polen und der Ukraine sehr populär

LPG alias "Liquified Petroleum Gas", in anderen Ländern auch GPL, ist die andere Gas-Alternative. Auch sie läuft in Deutschland weitgehend unter dem Radar, während das Flüssiggas in Ländern wie Italien, Polen und der Ukraine sehr populär ist. Autogas ist weder ein Nischenkraftstoff noch eine Modeerscheinung. Ganz im Gegenteil! Es wird seit 1979 als Kraftstoff für Kraftfahrzeuge eingesetzt und hat seitdem die Welt erobert.

Seine größten Fans sind Korea, Russland, Thailand, Mexiko und die Türkei. Heute fahren weltweit 28 Millionen Fahrzeuge mit Autogas. In Frankreich beispielsweise hat sich der Markt im ersten Halbjahr 2021 im Vergleich zu 2020 vervierfacht und ist 15-mal größer als 2019.

LPG (Liquefied Petroleum Gas) ist ein Gemisch aus leichten Kohlenwasserstoffen, hauptsächlich Butan (Haushaltsgas) und Propan. Es handelt sich um ein völlig ungiftiges Gas. Bei der Verbrennung entstehen fast keine Partikel und es trägt zur Verringerung der NOx-Emissionen bei, die bekanntermaßen Atemwegserkrankungen verursachen. Insgesamt werden 60 Prozent des LPG aus Erdgas gewonnen.

Ab Werk nur bei Renault und Dacia erhältlich

Bei der Verwendung als Bi-Fuel kann der Motor dank zweier getrennter Tanks sowohl mit Benzin als auch mit LPG betrieben werden. Der Fahrer kann frei wählen, welchen Kraftstoff er verwenden möchte. LPG-Kraftstoff stößt im Durchschnitt 10 Prozent weniger CO2 aus als Benzin. In Europa ist LPG-Kraftstoff an 32.000 Tankstellen erhältlich, das ist ein Viertel des gesamten Tankstellennetzes.

Hierzulande gibt es LPG nicht an jeder Ecke, obwohl der Kraftstoff preislich interessant ist: Um die 80 Cent werden pro Liter fällig. Bis Ende 2022 wird der Liter Autogas mit lediglich 17,15 Cent besteuert, ab 2023 sind rund 22 Cent zu entrichten. Zum Vergleich: Bei Superbenzin fallen alleine 65 Cent Energiesteuer an, hinzu kommt die Mehrwertsteuer. Laut Experten dürfte LPG auch nach 2023 sich nicht stark verteuern.

Den Dacia Duster gibt es ab Werk mit LPG

Den Dacia Duster gibt es ab Werk mit LPG Zoom

Ab Werk bekommt man in Deutschland aktuell nur einige Modelle aus dem Renault-Konzern mit LPG-Antrieb. Es handelt sich um den Renault Clio und Captur sowie den Dacia Sandero, Jogger und Duster. Bei allen steckt der sogenannte TCe 100 ECO-G unter der Haube. Er bietet 101 PS im Gas-Betrieb, mit Benzin sind es 91.

LPG-Modelle nicht teurer als Benziner

Per Taste wird auf LPG geschaltet. Unter dem Kofferraumboden befindet sich beispielsweise beim Sandero in der Reserveradmulde ein 32-Liter-Reservoir für LPG, hinzu kommt der normale 50-Liter-Tank für Super. Rund 50 Kilo beträgt das Mehrgewicht, die Fahrleistungen bleiben gleich. Mit LPG werden gut zwei Liter Mehrverbrauch fällig, dafür sinken die CO2-Emissionen. Durch die beiden Tanks werden 1.000 und mehr Kilometer Reichweite möglich.

Der Motor verbraucht etwa 15 Prozent mehr LPG als Benzin, aber der durchschnittliche LPG-Preis ist aber 40 Prozent günstiger. Dacia-Fahrzeuge, die mit Autogas betrieben werden, stoßen 10 Prozent weniger CO2 aus als Benziner und verfügen gleichzeitig über mehr Drehmoment und Motorleistung. Die verfügbare Reichweite pro Tankfüllung wird deutlich auf der Instrumententafel angezeigt. Sollte der LPG-Tank leer sein, schaltet das Fahrzeug automatisch auf Benzin um.

Die LPG-Technologie wird bei den ECO-G-Motoren direkt am Fließband eingebaut. Sie bietet exakt die gleiche Herstellergarantie (3 Jahre / 100.000 Kilometer), die gleichen Wartungskosten und -termine sowie das gleiche Kofferraumvolumen wie bei einem Benzinmodell.

So weit, so gut. Interessant wird LPG derzeit durch eine besondere Strategie von Dacia in Deutschland. Dort kosten die LPG-Versionen genauso viel wie die vergleichbaren Turbobenziner ohne Gas. 15.190 Euro etwa der Dacia Duster Comfort, ab 12.390 Euro der Sandero Comfort.

Dacia-Modelle im Fahrbericht:

Dacia Sandero Stepway TCe 90 (2021) im Alltagstest
Dacia Spring (2021) im Test: Nur billig oder auch gut?

Damit kann der Sandero mit dieser Motorisierung bereits ab einer Leasingrate von 3,30 Euro pro Tag gefahren werden. Wer dem Antrieb misstraut: Auf Wunsch ist das Angebot auch mit einer Full-Service-Flatrate kombinierbar - für nur 1,20 Euro zusätzlich pro Tag.

Zusätzlich erhalten Kunden, die sich für ein Leasing oder eine Finanzierung für den Sandero ECO-G oder einen Duster ECO-G entscheiden, seit Juni Autogas für 10.000 Kilometer gratis. Wer also ein Auto über 10.000 km least, würde somit nichts für den LPG-Sprit bezahlen.

Im Jahr 2020 hat Dacia weltweit jedes fünfte Fahrzeug mit Autogasantrieb verkauft. Im ersten Halbjahr 2021 machen sie 28 Prozent aller Verkäufe aus. Man darf gespannt sein, wie sich diese Entwicklung fortsetzt.

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