• 01.05.2008 10:58

  • von Roman Wittemeier

Neuseeland: Aufgeben gibt's nicht

Das A1GP-Team aus Neuseeland will beim Saisonfinale in Brands Hatch die kaum noch vorhandene Titelchance nutzen

(Motorsport-Total.com) - Die Titelchancen sing gering, der Abstand zur Schweiz groß - trotzdem will das A1GP-Team aus Neuseeland beim Saisonfinale in Brands Hatch nichts unversucht lassen, um möglicherweise doch noch die Meisterschaft zu holen. Die Mannschaft um Einsatzpilot Jonny Reid hat vor den beiden entscheidenden Läufen in Großbritannien 29 Punkte Rückstand auf die führende Schweiz, 32 Zähler sind am letzten Rennwochenende der Saison maximal zu erreichen.

Titel-Bild zur News: Jonny Reid

Soll die Minimalchance auf den Titel nutzen: Jonny Reid aus Neuseeland

"Ich glaube an das Auto und an mich selbst", machte Reid sich und seinem Team Mut. "Ich glaube, wir können das noch schaffen. Das Team ist auf jeden Fall fähig, die beiden Läufe zu gewinnen und dann kann viel passieren. Es gibt sehr viele Variablen. Ich bin nur einer von vielen Fahrern, die der Schweiz im Qualifying und in den Rennen Druck machen werden. Wenn sie Angst bekommen, kann alles passieren."#w1#

Einzige Chance: Zwei Siege in Brands Hatch

Die Chancen auf den Titel sind zwar theoretisch noch vorhanden, aber die A1GP-Punktarithmetik offenbart, dass es sich wahrscheinlich um eine "Mission Impossible" handelt. Neuseeland müsste beide Läufe gewinnen, um überhaupt eine Chance zu haben. Gleichzeitig dürfte Neel Jani im Auto der Schweiz keinen Zähler einfahren, auch für die schnellste Rennrunde gibt es in jedem der beiden Finalläufe je einen Punkt.

"Wir können einfach Vollgas geben. Wir haben nichts zu verlieren" Jonny Reid

"Während die versuchen werden, alle Fehler zu vermeiden und sich aus dem Getümmel heraushalten wollen, können wir einfach Vollgas geben. Wir haben nichts zu verlieren", stellte Reid die Situation des nahezu chancenlosen Verfolgers als dankbare Rolle dar. "Ich werde mir mit dem Auto den Hintern abfahren, nicht an das Ergebnis denken, sondern es einfach laufen lassen. Wir sind alle gut in dem was wir tun. Wir können es nur versuchen und dann werden wir sehen, was dabei herauskommt."

In einer vergleichbaren Situation zum Ende der vergangenen Saison hatte Reid in Brands Hatch keine Bäume ausgerissen. Für die Absicherung des zweiten Platzes in der Meisterschaft hätte der Neuseeländer ein solides Rennen einfach nach Hause Fahren müssen. Tat er aber nicht. Er übertrieb es auf dem Traditionskurs in Brands Hatch und flog ab, zerstörte dadurch nicht nur sein Auto und sein Handgelenk, sondern auch die Träume von der Vizemeisterschaft.

Van der Drift soll Daten sammeln

"Das war im vergangenen Jahr. In diesem Jahr bin ich besser dabei. Ich konnte dort nur eine einzige Runde fahren, bevor ich den Crash hatte. Ich werde das dieses Mal in Ruhe angehen, die Strecke kennen lernen und mich und das Auto gewissenhaft auf das Qualifying vorbereiten", beschrieb Reid, der in dieser Saison bisher vier Laufsiege feiern konnte - genauso viele wie sein Konkurrent Neel Jani aus der Schweiz.

"Ich werde da herausfahren und es einfach genießen." Jonny Reid

Man müsse nach dem viel zu kurzen Auftritt im vergangenen Jahr nun den Rückstand schnell aufholen, sagte Teamchef John Sears: "Wir brauchen mehr Daten, weil wir aus dem Vorjahr wegen des Crashs nur wenig hatten sammeln können." Bei der Einstellung des Fahrzeuges auf die hügelige Strecke in Brands Hatch soll Freitags-Rookie Chris van der Drift helfen. "Er kennt die Strecke von der schnellen Formel Master und er wird bestimmt einen guten Job machen und uns beim Setup des Autos gut helfen können", versprach Sears.

Das kommende Finalwochenende der A1GP bedeutet gleichzeitig den Abschied vom Lola-Zytek-Auto, das nach 64 Rennveranstaltungen aussortiert und durch ein Ferrari-Fahrzeug in der kommenden Saison ersetzt wird. "Ich liebe das, was ich tue. Jetzt kommt das Saisonende und so langsam wird mir bewusst, dass mir dann der Adrenalinschub der A1GP für eine ganze Weile fehlen wird", so ein leicht melancholischer Einsatzfahrer Reid. "Das wird nun also unsere letzte Chance sein zu beweisen, dass wir ein Weltklasseteam sind. Ich werde da herausfahren und es einfach genießen."