• 05.02.2010 12:21

  • von Britta Weddige

A1GP Gold Coast: Polizei hegt Verdacht auf Betrug

Die australische Polizei untersucht jetzt genau, wie es zu den Vereinbarungen zwischen den Organisatoren, der Regierung und der A1GP-Serie kam

(Motorsport-Total.com) - Es sollte eines der Highlights beim spektakuläre "SuperGP" werden: Die A1GP-Serie auf dem Stadtkurs von Surfers Paradise im australischen Bundesstaat Queensland. Doch das Rennwochenende Ende Oktober 2009 fand ohne die A1GP-Boliden statt, denn wegen ihrer finanziellen Schwierigkeiten musste die Nationenserie ihren Saisonauftakt platzen lassen - wie auch alle weiteren bis zum heutigen Tage geplanten Veranstaltungen der Saison 2009/2010.

Titel-Bild zur News:

Der SuperGP in Surfers Paradise fand ohne die A1GP-Boliden statt

Bereits im Januar 2010 hat die Regierung von Queensland gerichtliche Schritte gegen die A1GP-Serie eingeleitet. Denn man fordert das bereits an die Serie überwiesene Antrittsgeld von 1,8 Millionen Dollar (umgerechnet 1,15 Millionen Euro) zurück. Diese Summe war der A1GP-Serie gezahlt worden, obwohl der Regierung schon im September dringlich davon abgeraten wurde, sich auf Geschäfte mit der A1GP-Serie einzulassen.#w1#

Nun hat auch die Polizei von Queensland die Ermittlungen aufgenommen. Sie ermittelt wegen des Verdachts auf Betrug, nachdem im Parlament zwei Berichte vorgelegt wurden, die kein gutes Licht auf die Veranstalter des SuperGP und die Regierung von Queensland werfen.

Einer der beiden Berichte stammt von Glenn Poole vom Obersten Rechnungshof. Er kommt zu dem Schluss, dass sowohl beim Genehmigungsverfahren als auch bei den geschlossenen Vereinbarungen nicht mit der nötigen Sorgfalt vorgegangen wurde. Dem Bericht zufolge haben die Veranstalter im Juli 2009 davon erfahren, dass A1GP Operations Ltd. Insolvenz anmelden musste, doch sie hätten danach nicht von unabhängigen Beratern klären lassen, ob die A1GP-Gruppe ihren vertraglichen Verpflichtungen noch nachkommen kann. Die 1,8 Millionen Dollar sollen einen Tag, nachdem der A1GP zur Insolvenz geraten wurde, überwiesen worden sein - und zwei Wochen früher, als vertraglich vereinbart.

Der zweite Bericht wurde vom unabhängigen Gutachter David Williams erstellt. Seiner Meinung nach hätten die Veranstalter von vornherein skeptisch sein müssen, denn es gab bereits vor der Vertragsunterzeichnung mit der A1GP-Serie Berichte über deren finanzielle Schwierigkeiten. Zudem wirft Williams der früheren Sportministerin Judy Spence vor, sie habe bei den Gesprächen mit der Serie zur Eile gedrängt und eine 14-Tages-Frist gesetzt, um die Verträge zu unterschreiben.

Spence wies diese Vorwürfe in einem Brief an das Parlament zurück. Sie erklärte, dass sie keine Frist gesetzt habe und dass die Entscheidungen in Sachen SuperGP von der Premierministerin von Queensland, Anna Bligh, und von dem früheren Vorsitzenden von Gold Coast Event, Terry Mackenroth, getroffen wurden.

Spence erklärte, sie habe sich für die japanische Formel Nippon begeistert, doch Mackenroth, der "enge Verbindungen" zur A1GP habe, habe ihr gesagt, dass dies die "einzig sinnvolle Alternative sei". Es gibt jedoch auch andere Informationen, nach denen Mackenroth dringlich davon abgeraten hat, mit der A1GP zusammenzuarbeiten.

Premierministerin Bligh räumte gegenüber Reportern ein, dass das Kontrollsystem "ernsthaft versagt" hat, was die Steuerzahler mehrere Millionen gekostet hatte. "Es herrschte viel Druck, die Dinge entwickelten sich schnell und es mussten schnell Entscheidungen getroffen werden, um eine Veranstaltung zu retten, die ernsthaft in Gefahr war", so Bligh. Denn nach dem Ausstieg der IndyCars musste dringend eine neue Rennserie für den SuperGP gefunden werden.