Simoncelli: "Gresini-Honda ist die beste Wahl"

(Motorsport-Total.com) - Marco Simoncelli gilt schon seit seinem Debüt in der FIM Motorrad-WM 2002 in Brünn als Ausnahmekönner der Schräglagenzunft. Doch sein Stern hat erst vergangenes Jahr mit dem Gewinn der 250er-Weltmeisterschaft so richtig zu leuchten begonnen. Noch vor seinem endgültigen Titelgewinn rankten sich die Gerüchte um einen Aufstieg in die Königsklasse MotoGP. Simoncelli jedoch hatte sich für einen Verbleib in der Viertelliterkategorie entschieden, um unteren anderem mit der technisch hoch entwickelten Gilera weitere Erfahrungen zu sammeln.

© Gilera

Marco Simoncelli will noch den Titel verteidigen, bevor es in die MotoGP geht

Jetzt ist aber der Klassenwechsel beschlossene Sache, nachdem Simoncelli auch ein Angebot von Aprilia für die Superbike-WM abgelehnt hatte. Der 22-Jährige aus dem Touristenstädtchen Cattolica an der Adriaküste wird ab der kommenden Saison für Gresini-Honda am Gasgriff drehen. Zuvor möchte er aber noch den Stand in der 250ccm Weltmeisterschaft auf den Kopf stellen. 'Motorsport-Total.com' hat exklusiv mit Simoncelli gesprochen:#w1#

Frage: "Marco, gleich vorweg Gratulation zu deiner Vertragsunterschrift bei Honda Gresini."
Marco Simoncelli: "Vielen Dank! Ich bin sehr glücklich über dieses Übereinkommen mit Gresini, denn ich halte sehr viel von diesem Team. Ich bin wirklich sehr zufrieden mit meiner Entscheidung. Aber im Moment ist mein vorderstes Ziel, die 250ccm-WM mit Gilera zu gewinnen. Dafür muss ich jetzt mein Bestes geben. Für nächstes Jahr ist soweit alles okay, aber vorerst müssen wir diese Saison zu Ende fahren."

Frage: "Was waren letztlich die Gründe, warum du dich für Gresini entschieden hast?"
Simoncelli: "Ich hatte einige Angebote vorliegen, von Yamaha, Ducati und eben auch von Gresini. Für mich erschien aber jenes vom Team Gresini als die sinnvollste Variante. Ein italienisches Team mit überwiegend Personal aus Italien. Daher denke ich, das Beste für mich gewählt zu haben. Trotzdem vielen Dank an Yamaha und Ducati für die Angebote."

Frage: "Du bist eng mit Valentino Rossi befreundet. Hat er dir Tipps und Ratschläge bei der Wahl für ein MotoGP-Team mitgegeben?"
Simoncelli: "Ja, ganz klar! Ich habe ihn auch mehrmals um seinen Rat gefragt. Schlussendlich sagte auch er, dass ich die richtige Wahl getroffen habe."

Noch ist die Titelverteidigung möglich

Frage: "Kommen wir auf diese Saison zu sprechen, die für dich sehr abwechslungsreich verläuft. Besteht noch die Chance auf die Titelverteidigung?"
Simoncelli: "Ganz ehrlich, zum jetzigen Zeitpunkt muss ich sagen, dass es sehr schwer wird, die Weltmeisterschaft zu gewinnen. Aber es ist sicher nicht unmöglich. Ich muss jetzt in jedem einzelnen Rennen gute Ergebnisse einfahren und sehr konstant sein. Wenn möglich immer am Podium stehen. Am Ende der Saison schauen wir dann, wo wir gelandet sind. Aber wie schon gesagt, die Chance zur Titelverteidigung besteht noch und der Titel ist auch mein Ziel."

Frage: "Bei Gilera wird sehr viel Elektronik am Motorrad eingesetzt. Ist das ein Vorteil für dich in Hinblick auf MotoGP?"
Simoncelli: "Auf alle Fälle! Es kann nur ein Vorteil und gutes Training sein, all die Elektronik, wie Traction Control, usw. verstehen zu lernen. Für mich ist es jedenfalls eine gute Vorbereitung für MotoGP!"

Frage: "Zurück zu 2009. Überraschen dich die Leistungen von Honda und vor allem von Hiroshi Aoyama? Ist er ein Hauptkonkurrent im Titelkampf?"
Simoncelli: "Eigentlich bin ich weniger überrascht. Denn für meine Begriffe war die Honda schon in den Jahren 2007 und 2008 ein sehr gutes Motorrad. Und was Aoyama betrifft, kann ich nur sagen, dass er in dieser Saison topmotiviert ans Werk geht und zudem in Bezug auf seine körperliche Verfassung bestens vorbereitet ist. Und er fährt unglaublich starke Rennen. Ganz klar muss man ihn als WM-Leader neben Alvaro Bautista und Hector Barbera auf der Liste haben."

Der Ärger von Mugello

Frage: "Hast du mittlerweile die Vorkommnisse von Mugello verdaut, bist du darüber noch verärgert?"
Simoncelli: "Ja und nein! Mittlerweile tangiert es mich nicht mehr. Ich war aber wirklich sehr verärgert über die Entscheidung der Renndirektion, mit der ich nach wie vor nicht übereinstimme. Und mir hat auch nicht gefallen, was Bautista der Renndirektion erzählt hat. Ich war zornig, aber ich versuche diesen Vorfall wegzustecken und will einfach nur mein Bestes geben."

Frage: "Gehst du nach diesen Vorfall in Mugello jetzt gewissenhafter zu Werke, wenn du im Rennen in einen harten Zweikampf verwickelt bist?"
Marco Simoncelli: "Nein, ganz bestimmt nicht! Ich bin immer voll konzentriert, um 100 Prozent geben zu können. Da habe ich keine Sekunde Zeit über so etwas nachzudenken. Ich werde auch weiterhin die Rennen in der Art bestreiten, wie ich es immer gemacht habe. Ich habe einen sehr aggressiven Fahrstil, aber zugleich bin ich auch ein korrekter Pilot. Daher werde ich meinen Fahrstil ganz gewiss nicht ändern. Das ist meine persönliche Meinung dazu."