• 22.01.2010 14:21

  • von Roman Wittemeier

Wurz-Interview: "Möglichst hart soll es werden!"

Le-Mans-Titelverteidiger Alexander Wurz im Interview über die Vorbereitungen mit Peugeot, die Chancen für Benziner und den Traum von der Sportwagen-WM

(Motorsport-Total.com) - Die "Marseillaise" war der große Hit im Juni 2009 in Le Mans. Nach einigen erfolglosen Anläufen konnte sich Peugeot im Kampf der Dieselautos gegen Audi endlich durchsetzen und den Gesamtsieg holen. Alexander Wurz, Marc Gené und David Brabham führten einen Peugeot-Doppelsieg an und brachten die französischen Fans in Extase. Wie der österreichische Ex-Formel-1-Pilot die Voraussetzungen für einen weiteren Erfolg, die bevorstehenden Regeländerungen und die ersten Schritte zur Sportwagen-WM sieht, erklärte Wurz im Interview mit 'Motorsport-Total.com'.

Titel-Bild zur News: Alexander Wurz

Alexander Wurz peilt 2010 seinen dritten Gesamtsieg in Le Mans an

Frage: "Alex, du gehst als amtierender Le-Mans-Sieger ins neue Jahr. Emfindest du Stolz, oder auch eine Verpflichtung für dieses Jahr?"
Alexander Wurz: "Diesen Le-Mans-Sieg mußten wir uns wirklich sehr hart erarbeiten. Besonders stolz bin ich, weil ich im Rennen immer voll gefahren bin wie wenn es ums Qualifying geht. Ich habe dabei wenig Sprit verbraucht und war im Schnitt gesehen immer einer der absolut Schnellsten, und zwar ohne nur einen Fehler gemacht zu haben."#w1#

"Jeden Tag denken wir darüber nach, wie wir noch schneller werden können." Alexander Wurz

"Solche Rennen, wo alles so gut geht, die gibt es echt selten. Jetzt wieder nach Le Mans zu gehen hat nichts mit Verpflichtung zu tun - im Gegenteil. Es ist ein Vergnügen, eine Sehnsucht, die ich mit Freude und voller Energie angehen werde, um erneut zu siegen."

Frage: "Lässt sich schon einschätzen, in welcher Besetzung ihr in Le Mans antreten werdet?"
Wurz: "Nicht ganz. Ich habe eine leise Vermutung, aber das Peugeot-Teammanagement will noch etwas warten, bis die Einteilung der Autos ganz genau feststeht. Eines ist aber klar: Wir gehen mit einer starken Besetzung ins Rennen."

Frage: "Wie sieht dein Vorbereitungsprogramm aus? Fährst du in Sebring?"
Wurz: "Auch hier ist es noch nicht hundertprozentig sicher. Ich gehe aber davon aus, dass ich in Sebring antrete. Bisher durfte ich aufgrund meiner Formel-1-Verträge nicht in den USA Rennen fahren. Jetzt ist es aber anders, und ich freue mich auf den Klassiker in Sebring. Ziemlich sicher ist, daß ich mit Marc Gené im Auto bleibe. Wer unser dritter Mann sein wird, steht noch nicht ganz fest."

Frage: "Inwieweit ist der Peugeot 908 HDi FAP wegen der Regelanpassungen verändert?"
Wurz: "Leider müssen wir reglementbedingt auf etwas Leistung verzichten, wobei es im Grunde das gleiche Auto ist wie die letzten paar Jahre. Es wird immer nur angepasst an das neue Reglement. Natürlich entwickeln wir dennoch so viel und so gut es geht. Es macht sehr viel Spaß, mit Peugeot zu arbeiten. Jeden Tag denken wir darüber nach, wie wir noch schneller werden können."

"Da wird es vermutlich einen 24-Stunden-Showdown geben" Alexander Wurz

Frage: "Rechnest du damit, dass Audi in diesem Jahr zurückschlagen könnte?"
Wurz: "Mit Audi und Joest Racing muss man immer rechnen. Sie hatten letztes Jahr ein neues Auto und waren in Le Mans nicht in bester Form. Heuer wird es ein extrem harter Kampf werden. Unser Auto ist am Ende des Entwicklungvorganges und Audi hat letztes Jahr unter dem enormen Zeitdruck vermutlich nicht das ganze Potenzial aus ihrem neuen Renner holen können. 2010 wird es anders. Da wird es vermutlich einen 24-Stunden-Showdown geben, und es wird um jede einzelne Sekunde gehen. Cool - ich freu mich! Möglichst hart soll es werden und heiß zugehen!"

Frage: "In Le Mans ist es ein Übergangsjahr, bevor 2011 das neue Reglement kommt. Erwartest du weniger Interesse 2010?"
Wurz: "Nein, absolut nicht. Auch im vergangenen Jahr waren fast 250.000 Zuschauer dort. Das wird in diesem Jahr nicht anders sein."

Frage: "2011 soll alles anders werden, meint der ACO. Man will mehr Chancengleichheit schaffen, neue Technologien und neue Autos sehen. Geht diese Rechnung auf?"
Wurz: "Ich hoffe es. Grundsätzlich ist es schon sehr cool, wenn die verschiedensten Technologien im selben Rennen um die Wette fahren. So soll es sein. Wobei ich aber anmerken will: Man darf im Reglement nicht Äpfel mit Birnen angleichen. Werksteams werden immer besser sein als private Teams, meist schon weil die Fahrer die besseren sind."

Stephan Sarrazin, Pedro Lamy, Nicolas Minassian, Sébastien Bourdais, Marc Gené, Franck Montagny, Christian Klien, Alexander Wurz

Der große Moment: Wurz/Brabham/Gené werden als Sieger abgewunken Zoom

"Nehmen wir das jetzige Reglement her, da würde ein Hersteller mit einem modernen Auto und modernem Benzinmotor vermutlich das schnellste Auto im Feld haben. Die Dieselautos wurden mit Restriktoren und Gewicht bestraft, um die privaten Teams etwas näher heran zu bringen. Okay, so ist es jetzt nun mal. Aber man muß natürlich vorsichtig sein, dass man Hersteller, die neue Technologien bringen, nicht zu sehr bremst. Eine Gratwanderung, welche der ACO meistern wird und es möge einfach der Bessere gewinnen."

Frage: "Passt so etwas wie die Hybridtechnik KERS zu den Prototypen?"
Wurz: "Na logisch. Es passt nicht nur zu den Prototypen. KERS und andere moderne Systeme passen in den Sport, zu Le Mans. Nichts ist so ein harter Prüfstand wie der Rennbetrieb. In der Geschichte des Automobils hat immer wieder der Rennsport die Entwicklungen vorangetrieben. Das tut er immer noch und wird er auch weiter tun. Deshalb kann ich nur sagen: Neue Technologien, ja bitte - unbedingt!"

Frage: "Könnte durch ein neues Reglement vielleicht sogar die 'Diesel-Ära' in Le Mans enden?"
Wurz: "Die Diesel-Ära war oder ist eine ganz wichtige. Heute ist es ganz normal, dass ein Diesel auch ein sportliches Auto ist. Das war noch vor wenigen Jahren nicht so. Die Dieselrenner von Audi und Peugeot haben dazu ihr Wesentliches beigetragen."

"Eine gute Sportwagen-WM wäre doch affenfetzenmegageil!" Alexander Wurz

"Aber nochmal: Würde jetzt ein Werk mit demselben Einsatz und Wissen einen herkömmlichen Benzinerprototypen an den Start bringen, unter dem jetztigen 2010er-Reglement, dann hätten sie - sofern ich das beurteilen kann - einen reglementtechnischen Vorteil. Ob die Diesel-Ära vorbei ist, kommt auf die Ernsthaftigkeit der Konkurrenz an. Aber im gleichen Atemzug sage ich auch, dass die Dieseltechnologie noch weitere große Schritte machen kann."

Frage: "Der ACO zündet mit der neuen Interkontinentalserie eine Art Vorstufe zu einer Sportwagen-Weltmeisterschaft. Inwiefern wäre eine solche WM für dich attraktiv?"
Wurz: "Sportwagen-WM, das ist genau das, was ich jeden Tag 24 Stunden lang herbeibete - echt wahr. Eine gute Sportwagen-WM wäre doch affenfetzenmegageil! Nur hoffe ich, auch dann in dem Team zu sitzen, das daran teilnimmt. Ich liebe Sportwagen!"

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