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Ralf Schumacher nach Mick-Podium in Fuji: "Da wird noch mehr passieren"
Was dafür spricht, dass Mick Schumacher 2025 öfter als einmal auf dem WEC-Podium stehen wird, und wie sein Onkel Ralf seine sportlichen Chancen einschätzt
(Motorsport-Total.com) - Zumindest den reinen Zahlen nach war Mick Schumachers erste Saison in der Langstrecken-WM (WEC) kein durchschlagender Erfolg. Nach acht Rennwochenenden belegte er mit 21 Punkten den 22. Platz in der Fahrer-WM, und sein Alpine-Team wurde Vierter in der Herstellerwertung - hinter Toyota, Porsche und Ferrari, aber vor BMW, Peugeot, Cadillac, Lamborghini und Isotta Fraschini.

© Alpine
Mick Schumacher und Alpine hatten am Montag in Monza ihren Kick-off 2025 Zoom
Weltmeister wurde übrigens (auch) ein Deutscher: Andre Lotterer auf Porsche. "Auch" deshalb, weil in der WEC immer zwei oder drei Fahrer auf einem Hypercar sitzen und sich bei den Langstreckenrennen üblicherweise abwechseln. Lotterers Teamkollegen waren Kevin Estre und Laurens Vanthoor, jene von Mick Schumacher im Alpine mit der Startnummer 36 Nicolas Lapierre und Matthieu Vaxiviere.
Dazu muss man wissen: Die Performance in der WEC ist mindestens so materialabhängig wie in der Formel 1, wenn nicht sogar noch ausgeprägter. Und Schumacher erhielt aus der Branche viel Anerkennung für seine fahrerischen Einzelleistungen. Zum Beispiel beim Saisonhöhepunkt, dem dritten Platz in Fuji, wo er mit einem starken Startstint und dem entscheidenden Überholmanöver in der Schlussphase maßgeblich zum besten Alpine-Ergebnis 2024 beigetragen hat.
Das war beim vorletzten Rennen, und beim Saisonfinale in Bahrain fuhr das andere Alpine-Trio mit Platz 4 ein weiteres Topergebnis ein. Die Richtung scheint also zu stimmen. "Dafür, dass es unser erstes Jahr war, und da mit einem Podium davonzukommen, ist auf jeden Fall eine super Leistung vom ganzen Team", sagt Schumacher und ergänzt: "Solange der Trend in die gute Richtung geht, sind wir sehr zufrieden."
Ralf: 2025 könnte mehr von Mick kommen
Sein Onkel Ralf Schumacher, bekannt als Formel-1-Experte des Pay-TV-Anbieters Sky, verzeichnet das Podium in Fuji als "sehr erfreulich" und glaubt im Hinblick auf die bevorstehende Saison 2025: "Da wird noch mehr passieren. Es ist natürlich eine sehr, sehr umkämpfte Klasse. Aber man ist da sicherlich auf einem guten Weg. Ich bin da sehr optimistisch, dass es weiter nach vorn geht", sagt er in einem aktuellen Video auf dem YouTube-Kanal von Formel1.de.
Warum Mick 2025 auf dem Podium stehen könnte
Ralf Schumacher sagt über die Chancen von Mick Schumacher, doch noch das Formel-1-Comeback zu schaffen: "Schnell genug wäre er." Weitere Formel-1-Videos
Der sechsmalige Grand-Prix-Sieger verortet bei Alpine "auf Motorseite noch ein bisschen Arbeit". Alpine setzt im A424, der auch 2025 gefahren wird, auf einen Mecachrome V634 mit 680 PS. Der hat 2024 ausgerechnet beim Saisonhöhepunkt, den 24 Stunden von Le Mans, seinen Dienst quittiert. Nach bis dahin solider Leistung mit realistischen Top-10-Chancen war nach sechs Stunden Schluss.
Sein erstes Le Mans, sagt Schumacher, habe er als "Riesenrennen" wahrgenommen, und er gibt zu: "Ich habe das zu Anfang, glaube ich, ein bisschen unterschätzt." Auf Nachfrage, was er mit "unterschätzt" genau meine, präzisiert er: "Wir müssen dort viel mehr von links nach rechts laufen, haben viel mehr zu tun an dem Wochenende."
Mick : Was er an Le Mans 2024 "unterschätzt" hat
"Bevor das Rennwochenende überhaupt startet, hat man schon viel erlebt und gemacht, was mit einem normalen Wochenende nicht vergleichbar ist. Bevor man überhaupt am Start steht, ist man mental schon nicht mehr auf 100, sondern nur noch auf 80 oder 90 Prozent. Weil diese Aktivitäten drumherum halt Kraft kosten."
"Das war eine der ersten Sachen, die mir meine erfahreneren Teamkollegen letztes Jahr gesagt haben: 'Wenn du eine Pause hast, nimm sie dir und geh mal ein bisschen abseits, damit du deine Energie bei dir behältst und sie nicht schon aufbrauchst, sobald du in Le Mans ankommst."
Wert legt er in diesem Kontext auf die Feststellung: "Physisch ist es ja nicht, ganz ehrlich. Wir haben so lange Geraden, da kann man sich immer wieder ausruhen. Und Kaffee trinken, oder was auch immer", grinst der 25-Jährige.
Sportlich betrachtet stand am Ende der Le-Mans-Woche eine Nullnummer. "Trotzdem waren wir", relativiert Schumacher, "neben Ferrari, Toyota und Porsche eins der schnellsten Autos da draußen. Von daher freue ich mich auf das Rennen in diesem Jahr, auf einen erneuten Versuch, etwas Gutes draus zu machen. Es ist auf jeden Fall eins der Highlights des Jahres."
Wie stehen Micks Chancen?
Dass der Schumacher-Alpine 2025 Weltmeister wird, ist recht unwahrscheinlich. Die Hypercars bleiben im Kern technisch unverändert. Alpine bringt zum Beispiel ein Zuverlässigkeits-Update für den Mecachrome-Motor, was nach dem Doppelausfall in Le Mans auch notwendig war. Doch ein Erdrutsch im Kräfteverhältnis wäre eine große Überraschung.
"Dementsprechend", sagt Schumacher, wird 2025 "eine sehr, sehr spannende, aber wahrscheinlich immer noch eine sehr schwierige Saison für uns. Aber wir sind guter Hoffnung, dass alles in die richtige Richtung geht." Konkret in Bezug auf Le Mans sei eine Zielankunft oberste Priorität. Konkreter möchte er die Saisonziele nicht definieren: "Wir sollten jetzt noch keine konkrete Nummer dransetzen."
Denn: "Es hängt ja nicht nur von uns ab. Wir müssen auch erst rausfinden, wo die Konkurrenz jetzt steht, denn die stehen auch nicht still, die haben sich auch verbessert und weiterentwickelt. Die große Frage ist: Wer hat den größten Schritt gemacht? Und wir hoffen natürlich, dass wir das sind. Aber wissen tun wir das nicht."
"Unser Ziel ist jetzt nicht konkret ein Podium. Das Ziel ist, das Auto weiterzuentwickeln und das ganze Projekt voranzubringen. Wir betrachten das nicht als Sprint, sondern mehr als Marathon - irgendwann so weit zu sein, dass wir konstant da vorn mitmischen können. Wenn wir da Zwischenschritte auslassen, sind wir vielleicht früher da, aber vielleicht nicht konstant. Daher müssen wir uns die nötige Zeit nehmen und einen Schritt nach dem anderen machen."
Warum die neuen Teamkollegen ein Fortschritt sind
Übrigens mit neuen Teamkollegen im 36er-Alpine: Nicolas Lapierre ist jetzt Sportdirektor des Programms, Matthieu Vaxiviere ist 2025 nur noch Test- und Ersatzfahrer. Sein Auto teilt sich Schumacher jetzt mit Sportwagen-Haudegen Jules Gounon und Frederic Makowiecki, der von Porsche kommt und mit seiner Erfahrung als einer der besten Entwicklungsfahrer auf der Langstrecke gilt.

© Alpine
Der neue Teamkollege Frederic Makowiecki bringt viel Know-how von Porsche mit Zoom
Angenehmer Nebeneffekt dieses Wechsels: "Ich bin jetzt der kleinere der drei Fahrer", erklärt Schumacher. "Das könnte mir etwas helfen, weil meine Beine jetzt ausgestreckt sind und nicht mehr angewinkelt. Ich fahre lieber ausgestreckte Beine als angewinkelte, von daher sollte das besser sein."
Einige Gründe also, die Anlass zur Hoffnung geben, dass 2025 nicht nur Schumachers individuelle Performance, sondern auch das Endergebnis besser werden könnte als es 2024 war. "Ich glaube ja nicht, dass in Fuji ein Knoten geplatzt ist", sagt Schumacher. "Ich glaube, dort war einfach unser Resultat gut."
Mick: Ansätze waren 2024 gut, jetzt muss Konstanz kommen
Eine der Baustellen war 2024 das Kurvenverhalten. Da fiel das Schumacher-Auto auch im Vergleich zur Alpine-internen Konkurrenz ab. Aber es gab auch Stärken, die zu sehen waren: "Man konnte auch von außen sehen, dass wir einen relativ guten Topspeed haben. Und eigentlich können wir auch in den Kurven ganz gut mit dem Auto umgehen."
Der A424 liege "relativ gut", habe "eine gute Balance zwischen vorn und hinten. Natürlich haben wir ein paar Schwierigkeiten hier und da, was ja auch normal ist - speziell weil das ganze Paket ja noch relativ jung ist. Normalerweise geht man ja mit viel mehr Erfahrung in ein Jahr rein. Aber für uns ist es sehr positiv, nach so kurzer Zeit schon in so einer Position zu sein."
"Von daher müssen wir auf jeden Fall weiter aufbauen auf die Sachen, die wir schon gut machen, und die Sachen, die vielleicht noch nicht so gut gelaufen sind, verbessern. Damit wir dann mit dem besten Paket an den Rennstrecken ankommen und hoffentlich auch konstant auf jeder Rennstrecke stark sein können."
Übrigens: Ein ausführliches Video mit weiteren Aussagen von Mick und Ralf Schumacher sowie einer Einschätzung von WEC-Experte Heiko Stritzke, aufgezeichnet am Rande des Alpine-Tests Anfang dieser Woche in Monza, gibt's jetzt in voller Länge (23 Minuten) auf dem YouTube-Kanal von Formel1.de zu sehen.


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