• 19.03.2010 11:26

  • von Roman Wittemeier

Peugeot: Die 908-Ziele und das 90X-Geheimnis

Mit Siegen in Le Mans, Sebring und Asien will man dem 908 HDi FAP eine würdige Fahrt ins Museum ermöglichen - Nachfolger als Benziner und mit "Haifischflosse"?

(Motorsport-Total.com) - Peugeot geht das Abschiedsjahr des zuletzt endlich einmal in Le Mans erfolgreichen 908 HDi FAP entschlossen an. Am Dieselprototypen wurde weiter gefeilt, während im französischen Werk die Entwicklung des Nachfolgers 90X weitergeht. Am kommenden Wochenende bestreitet man nach unzähligen Testkilometern das erste Rennen des Jahres. Peugeot will sich den Sieg beim Auftakt der American Le-Mans-Series (ALMS) in Sebring holen.

Titel-Bild zur News:

Wird der Löwe ab 2011 wieder höhere Drehzahlen eines Benziners fauchen?

Im vergangenen Jahr mussten sich die Löwen nach einer heftigen Schlacht knapp der Konkurrenz von Audi geschlagen geben. "Wir wollen in Sebring gewinnen, in Le Mans den Titel verteidigen und dann am besten auch noch in China gewinnen", wird Peugeot-Rennchef Olivier Quesnel auf 'endurance-info.com' zitiert. Die Franzosen wollen an der neuen Interkontinentalserie des ACO teilnehmen, die im Herbst Rennen in Japan und China beinhaltet.#w1#

"Wenn wir das schaffen, dann haben wir dem 908 die würdige Krone aufgesetzt, die der Wagen vor der Fahrt ins Museum verdient hat", sagt Quesnel. Weitere Auftritte in den USA schließt der Franzose derzeit aus. Auch eine erneute Teilnahme am beliebten Petit Le Mans kommt offenbar nicht in Frage. "Das halte ich für sehr unwahrscheinlich", meint der Peugeot-Rennleiter. "Allein für diesen Auftritt in Sebring belaufen sich die Logistikkosten auf 500.000 Euro."

Bei Peugeot ist alles auf Le Mans gepolt

Nicht nur die Kosten sind entscheidend, sondern auch das Hauptziel. Das lautet - wie immer - auch in diesem Jahr: Sieg in Le Mans. Ein Start auf der Road Atlanta würde bezüglich des Klassikers im Juni nichts mehr bringen, denn das Petit Le Mans findet erst Anfang Oktober statt. "Ich hätte Audi gern hier in Sebring gesehen", sagt Quesnel in Richtung Konkurrenz aus Ingolstadt. "Aber offenbar sind sie noch nicht ganz fertig. Aber Aston Martin ist stark. Die fahren den besten Topspeed."

Die Blumen für die Briten sind nett gemeint, aber kaum der Rede wert. Peugeot bestimmt das Tempo bei den Trainings in Sebring nach Belieben, es kommt eben nicht nur auf Topspeed an. Die Fans müssen also weiter auf der erste Aufeinandertreffen des Jahres zwischen Audi und Peugeot warten. Der umfassend veränderte R15 TDI plus könnte dem schnellen Franzosen die Hölle heiß machen. Es gibt bereits Befürchtungen, dass sich auch 2010 wieder ein kleines Gerangel um Regelauslegung entwickeln könnte.


Fotos: ALMS-Auftakt in Sebring, Tests und Training


"Ich glaube, es wird kein Problem geben", bechwichtigt Quesnel, dessen Mannschaft nach der Le-Mans-Abnahme 2009 gegen die R15-Aerodynamik protestiert hatte. "Wir haben damals eigentlich nur unseren Unmut über die unterschiedlichen Auslegungen des Regelwerks zum Ausdruck bringen wollen. Wir wollten Klarheit haben. Ich habe Audi-Sportchef Wolfgang Ullrich immer wieder versichert, dass es nichts gegen Audi war."

Peugeot hat außerdem ohnehin reichlich andere Baustellen. Zum Beispiel den Fahrerkader. Das 2009 erfolgreiche Le-Mans-Trio wurde aufgelöst, weil sich David Brabham für ein Engagement bei Highcroft-Acura entschied. Man holte nun Ex-Formel-1-Pilot Anthony Davidson an die Seite von Marc Gené und Alexander Wurz. Der Brite schnappte den Platz weg, den sich Christian Klien eigentlich erhofft hatte. "Christian sagte, dass die Formel 1 sein Ziel sei, deswegen ist er nur Ersatzmann", erklärt Quesnel.

Strickte Regel für die Piloten

"Man kann sich nicht auf die Formel 1 und auf unser Programm gleichzeitig konzentrieren. Ich möchte einfach auch nicht, dass unsere Fahrer gleichzeitig Formel 1 machen", sagt der Franzose. An der gleichen Thematik war das erhoffte Engagement von Rallyestar Sébastien Loeb gescheitert, der sich nicht allein auf die Langstrecke konzentrieren wollte. Als positives Beispiel nennt Quesnel Sébastien Bourdais: "Er lebt Peugeot, er isst Peugeot, er schläft mit Peugeot ein. So soll es sein."

Anthony Davidson

Der Neue im Kader der Franzosen: Ex-Formel-1-Pilot Anthony Davidson Zoom

Wie sich Neuzugang Davidson im Peugeot-Lager schlagen wird, bleibt abzuwarten. Den Sprung auf einen sicheren Werksfahrerposten hat Simon Pagenaud bereits geschafft. Der junge Franzose beeindruckte mehrfach, nicht nur im Kader der Löwen, sondern auch bei Einsätzen im Acura in den USA oder als Leihgabe bei Pescarolo 2009. Mit Pedro Lamy, Nicolas Minassian, Franck Montagny und Stephane Sarrazin hat man viel Erfahrung in den Le-Mans-Cockpits.

Für die Neuzugänge wird es reichlich Testkilometer geben. Nicht nur mit dem 908 HDi FAP, der nach vier Jahren nun auf Abschiedstournee ist, sondern sicherlich werden alle Piloten auch an der Entwicklung des Nachfolgers intensiv teilhaben. Das neue Projekt heißt intern 90X. Bislang sind kaum Details des neuen Boliden ab 2011 bekannt. "Wir sagen weder, was für ein Motor drinstecken wird, noch was für eine Bauart wir wählen", sagt Quesnel.

"Wir wollen die Details so lange wie möglich geheim halten. Erste Studien haben vor zwei Jahren begonnen, das Design läuft seit vier Monaten in den Computern. Wir beginnen nun mit der Konstruktion eines Modells", verrät der Franzose. Es ist also nicht klar, ob bald ein geschlossenes Coupé, oder ein offener Prototyp im Windkanal stehen wird. Bislang stehen noch nicht einmal die konkreten Regeln des ACO für 2011 fest. Gerüchten zufolge könnten allerdings große Heckfinnen, wie sie Red Bull in der Formel 1 salonfähig machte, zur Pflicht werden.

Kommt ab 2011 ein Peugeot-Benziner?

Laut Peugeot spricht einiges für den Wechsel zum Benziner. Mit dem Diesel hat man die Leistungsfähigkeit bereits bewiesen, die gesamte HDi-Serie der Franzosen ist bestens bekannt. "Man muss auf die Benziner mittlerweile aufpassen", sagt Peugeot-Technikchef Bruno Famin. "Die haben mit den richtigen Leuten am Lenkrad keinen großen Rückstand mehr. Man muss sich nur mal in Sebring anschauen, was Emanuele Pirro im Lola-Judd oder Stefan Mücke im Aston Martin bringen können."

Alexander Wurz, Anthony Davidson, Marc Gené

Der Peugeot 908 HDi FAP hat beim Auftritt in Sebring keine echten Gegner Zoom

"Ich finde es allerdings komisch, dass Aston Martin so halbherzig in Sebring auftritt. Das ist doch kein echter Werkseinsatz", kritisert Famin die britische Konkurrenz. Und weiter: "Die fahren hier in der Le-Mans-Abstimmung. Das ergibt aus meiner Sicht überhaupt keinen Sinn. Ich halte es für etwas verrückt." Diese Aussage des Fachmanns erklärt natürlich auch die hohen Endgeschwindigkeiten des Lola-Aston-Martin, eventuell lag darin auch der schwere Abflug bei den Tests begründet.

Famin geht derzeit davon aus, dass die sogenannten "Haifischflossen" an den Prototypen verpflichtend eingeführt werden. "Wir kennen die Regeln für 2011 noch nicht genau. Die FIA macht sich Sorgem um die Sicherheit. Man will, dass die Fahrzeuge mehr Geschwindigkeit verlieren, wenn sie quer driften. Man will außerdem verhindern, dass sie abheben. Der Vorschlag mit der Flosse wird diskutiert. Alle haben bezüglich der Technik unterschiedliche Sichtweisen. Aber wir sind einem Konsens sehr nahe."

Die "Haifischflosse" solle ausschließlich der Sicherheit dienen, betont der Peugeot-Technikchef: "Die Performance wird dadurch nicht besser. Solch ein Element wirkt in der Formel 1 ganz anders als bei uns. Wir haben nicht solche Verwirbelungen, die geglättet werden müssten. Der Flügel wird vielleicht ähnlich aussehen, aber eben bei uns eine ganz andere Rolle spielen." Eine solche Flosse gab es ansatzweise schon einmal im Protoypensport. Der Ferrari 333 SP von Moretti war 1998 damit ausgerüstet.

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