Neues LMP1-Reglement: Was sich ab 2014 ändern wird

Das neue LMP1-Reglement enthält umfassende Änderungen: Offene Prototypen sind ab 2014 Geschichte, mit einer limitierten Spritzufuhr wird der Hybridantrieb gefördert

(Motorsport-Total.com) - Der ACO und die FIA gaben heute das ab 2014 gültige neue LMP1-Reglement für die 24 Stunden von Le Mans, die Langstrecken-WM und die ALMS bekannt. Es enthält Änderungen, die sich auch im Erscheinungsbild der Prototypen niederschlagen werden - zudem sollen innovative umweltfreundliche Technologien wie der Hybridantrieb weiter in den Mittelpunkt gerückt werden, ohne jedoch die Privatteams zu vergraulen.

Titel-Bild zur News:

Ab 2014 gilt bei den 24 Stunden von Le Mans ein neues Reglement

Mit dem Verbot der offenen LMP1-Boliden wird beim 24-Stunden-Klassiker an der Sarthe 2014 eine Ära zu Ende gehen. In zwei Jahren sind in der Königsklasse nur noch Coupés erlaubt. Geschlossene Cockpits wurden in Le Mans wieder modern, weil man durch die Einschränkungen bei den Boxenstopps seit einigen Jahren wieder mehr Zeit für den Fahrerwechsel hat - da die Coupés aerodynamisch im Vorteil sind, wechselte im Vorjahr auch Audi die Philosophie. Derzeit stehen noch vier offene LMP1-Autos am Start. Ursache für das Verbot der offenen Prototypen ist die Verbesserung der Sicherheit.

Bessere Sicht als Reaktion auf die Audi-Unfälle 2011

Auch bei Gewicht und Breite der Autos gibt es Änderungen: Das Gesamtgewicht wird von 900 Kilogramm auf 830 Kilogramm herabgesetzt - bei Hybrid-Autos sind es 850 Kilogramm. Die Breite wird um zehn Zentimeter reduziert. Zudem reagiert man auf die schweren Unfälle der Audi-Piloten im Vorjahr: Die Piloten sitzen ab 2014 höher und weiter vorne, zudem muss die Windschutzscheibe größer als bisher sein.

Die Frontpartien der Autos werden in zwei Jahren vereinfacht: Während dieser Tage oft die gesamte Front gewechselt wird, um den Abtrieb an der Vorderachse zu verändern, soll ein verstellbares Nasenelement für unterschiedliche Konfigurationen einen derartigen Aufwand in Zukunft unnötig machen.

Um die Autos noch sicherer zu machen, sollen verpflichtende Stahlseile - wie sie in der Formel 1 schon lange üblich sind -herumfliegende Räder verhindern. Auch bei einem Anprall mit dem Heck oder von der Seite erhöht man die Anforderungen. Die Heckfinne, die verhindern soll, das Autos abheben, wird erhalten bleiben.

Motor wird über limitierte Spritzufuhr kontrolliert

Das Kernstück des neuen Reglement ist aber der Ausbau des Hybridantriebs. Der Hubraum der Boliden wird in Zukunft nicht mehr limitiert sein, dafür werden die Aggregate über die Spritzufuhr kontrolliert. Während diese derzeit bei geschätzten 6,13 Litern pro Runde liegt, soll die Zufuhr ab 2014 je nach Antrieb limitiert sein. Bei Boliden ohne Hybridantrieb wurde der Wert auf 4,95 Liter pro Runde festgelegt, bei Hybrid-Boliden, die 2 Megajoule rückgewinnen, sind es 4,8 Liter Benzin oder 3,93 Liter Diesel, bei 8 Megajoule sind es 4,42 Liter Benzin oder 3,56 Liter Diesel.

Das bedeutet eine deutliche Aufwertung des Hybrid-Antriebs, der derzeit auf 500 Kilojoule begrenzt ist. Der Spritverbrauch soll auf diese Weise um bis zu ein Drittel des aktuellen Werts reduziert werden. Teams, die es nicht schaffen, bereits 2014 dem neuen Reglement gerecht zu werden, können im ersten Jahr von einem Übergangsreglement Gebrauch machen.


Fotos: 24 Stunden von Le Mans


Spagat zwischen Herstellern und Privatteams

Der Präsident der FIA-Langstrecken-Kommission, Lindsay Owen-Jones, stellt klar, dass es ihm ein besonderes Anliegen war, beim neuen Reglement dem Zeitgeist zu entsprechen. "Es soll zur Entwicklung von leistungsstarken und spektakulären Autos sowie von Technologien, die eine wirkliche Bedeutung für den Alltagsgebrauch haben, ermutigen", sagt er. "Auch die Privatteams wurden dabei nicht vergessen - für sie gibt es simple, aber konkurrenzfähige Alternativen."

Auch ACO-Sportdirektor Vincent Beaumesnil sieht das Reglement als Schritt in die richtige Richtung: "Wir wollen den Spritverbrauch im Vergleich zu den aktuellen Autos um 30 Prozent reduzieren, ohne das Performance-Niveau zu verringern. Die 24 Stunden sind ein Spektakel, und wir wollen daraus kein wirtschaftliches Schaulaufen machen."

Auch sein Ziel war es, den Ingenieuren den Spielraum zu geben, "um ihre Kreativität auszudrücken. Wir wollen Hersteller, also müssen wir ihnen Garantien geben, die Privatteams müssen aber mit ihren Budgets ebenfalls konkurrenzfähig sein."