• 12.06.2014 18:30

  • von Roman Wittemeier

Nachtschicht: So schnell entsteht ein neuer Audi

Audi kann in den weiteren Qualifyings am Donnerstag mit allen drei Autos fahren: Neue Startnummer 1 "in aller Ruhe" in acht Stunden aufgebaut

(Motorsport-Total.com) - Nach dem schweren Unfall von Loic Duval im Freien Training am Mittwoch haben die Techniker von Audi über Nacht ein neues Auto gezaubert. Der R18 e-tron quattro war bei dem Abflug in den Porsche-Kurven dermaßen zerstört worden, sodass ein komplett neues Fahrzeug aufgebaut werden musste. Viele Beobachter waren erstaunt, als am Donnerstagvormittag die Rolltore der Audi-Box geöffnet wurden und in der Garage eine neue Startnummer 1 bereitstand.

Titel-Bild zur News: Loic Duval

Das Rolltor wurde am Vormittag geöffnet und ein neuer Audi sichtbar Zoom

In einer Nachtschicht bauten die Mitarbeiter ein vorbereitetes Moncocoque mit allen nötigen Aggregaten und Anbauteilen zusammen, sodass Tom Kristensen, Lucas di Grassi und Duval-Ersatzmann Marc Gene ohne Probleme in die kommenden Sessions in Le Mans starten können. "Wir rüsten die Fahrzeuge ohnehin in einer kontrollierten Nachtschicht immer vor dem Donnerstag in Le Mans auf die Rennkomponenten um", erklärt Audi-LMP1-Leiter Chris Reinke. Die Arbeit sei in diesem Fall etwas umfangreicher gewesen.

"Ein Monocoque ist ohnehin als Ersatzteil vor Ort. Es ist im Rahmen der Möglichkeiten vorbereitet und neutral beklebt. Die Tankzelle ist drin, die Kabelbäume eingelegt. Das ist alles, denn Aggregate dürfen noch nicht montiert sein", erklärt der erfahrene Ingenieur die Abläufe beim Aufbau der neuen Nummer 1. Der LMP1-Wagen musste aus Einzelkomponenten zusammengesetzt werden. Dies ist Vorgabe durch das Reglement. "Offiziell darf es kein T-Car (Ersatzauto; Anm. d. Red.) geben, aber davon sind wir auch weit entfernt."

Es geht auch noch schneller

"Wir müssen unsere Ersatzkomponenten in einem solchen Fall zusammenziehen und an das neue Auto montieren. Das ist über Nacht geschehen", sagt Reinke. Das Ersatzmonocoque ist somit verbraucht, aus Deutschland wird nun ein weiteres angeliefert - nur für den Fall der Fälle. "Insgesamt hat es ungefähr acht Stunden gedauert, bis das Fahrzeug montiert war. Es folgt dann natürlich noch die technische Abnahme", erklärt der LMP1-Rennleiter der Ingolstädter.

Während sich viele Fans über das Tempo beim Neuaufbau des Fahrzeuges wunderten, sieht Reinke diese Leistung gelassen. Acht Stunden klingen sportlich, waren nach Audi-Maßstäben aber längst nicht am Limit. "Wir haben es in Road Atlanta auch schon mal in vier Stunden geschafft, inklusive Abnahme. Je nach zur Verfügung stehender Zeit erhöhen wir den Anspannungsgrad der Mannschaft entsprechend", schmunzelt der in den USA aufgewachsene Techniker.

In den vergangenen Jahren war die Wartungsfreundlichkeit der Audi-LMP1-Autos schon mehrfach ein Trumpf im Wettbewerb in Le Mans. Die Seriensieger der vergangenen Jahre haben diesen Punkt immer weiter optimiert. Ein Meilenstein gelang Audi diesbezüglich mit dem R8. Damals entwickelte man den modularen Aufbau der kompletten Heckpartie. Statt eines Getriebewechsels oder eines Austauschs von Aufhängungsteilen wurde der komplette Hinterwagen samt Betriebsflüssigkeiten getauscht, was nur zwei Le-Mans-Runden lang dauerte.