• 04.12.2014 09:49

  • von Roman Wittemeier

Lieb liebt die LMP1: "Will auch 2015 wieder Spaß haben"

Marc Lieb hat den Sprung vom GT-Sport in die LMP1-Klasse in beeindruckender Manier bewältigt: "Muss mich für meine Rundenzeiten nicht schämen"

(Motorsport-Total.com) - Porsche bringt im kommenden Jahr beim Klassiker in Le Mans einen dritten LMP1-Wagen an den Start. Formel-1-Star Nico Hülkenberg ist bereits gesetzt, aber die zwei Plätze neben dem Emmericher sind noch zu vergeben. Hartnäckig halten sich Gerüchte um einen etwaigen Start von Fernando Alonso, aber ein solches Engagement erscheint nicht als sonderlich wahrscheinlich. Bei Porsche setzt man auf Talente aus dem eigenen Haus. Die erfolgreiche Saison von Marc Lieb könnte die Tür für weitere GT-Piloten aufstoßen.

Titel-Bild zur News: Marc Lieb

Marc Lieb gehört der Porsche-Familie seit der Rennsaison 2000 an Zoom

"Den Schritt vom GT zum LMP habe ich ganz gut hingekriegt. Ich bin mit meiner Performance zufrieden. Es ist sicherlich noch ein wenig ausbaufähig, aber für meine Rundenzeiten muss ich mich nicht schämen", fasst Lieb seine Eindrücke aus dem ersten Jahr in der LMP1-Klasse im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com' zusammen. Neben der Arbeit im Cockpit des 919 Hybrid sei auch abseits des Fahrzeuges einiges anders gelaufen als in den vielen Jahren im GT-Sport zuvor.

"Die Aufmerksamkeit, die einem in der LMP1-Klasse zuteil wird, ist erheblich größer als im GT-Bereich. Das habe ich teilweise deutlich gemerkt, wenn Rundenzeiten von Presse und Öffentlichkeit viel genauer beäugt wurden", sagt der 34-Jährige aus Ludwigsburg. "Für mich persönlich war es ein sehr interessantes und sehr lehrreiches Jahr. Ich habe bestimmt seit zehn Jahren nicht mehr eine solche Menge an neuen Dingen innerhalb einer Saison gelernt. Das war unheimlich interessant - von technischer und fahrerischer Seite."

"Im Vergleich zum GT-Auto hatte ich nun natürlich noch den enormen Abtrieb dazu. Viel gelernt habe ich auch beim Thema Karbonbremsen, die ich erstmals in meinem Leben gefahren bin. Das sind Sachen, die mir Spaß machen in meinem gesetzten Alter", meint Lieb mit einem vielsagenden Lächeln. Bezüglich seines "gesetzten Alters" fügt er hinzu: "Ich bin nicht mehr 23. Es ist für mich schwieriger zu lernen als für einen jungen Fahrer."

Weg in die LMP1: War eigentlich nie so gedacht

"Man muss im LMP-Bereich vielleicht tatsächlich eine gewisse Reife haben. Aber es gibt auch junge Fahrer, die dafür schon einen Kopf haben. Da gibt es große Unterschiede", schildert der studierte Ingenieur. "Wenn ich da mal unseren jungen Werksfahrer-Kollegen Michael Christensen nehme. Der ist mit 24 Jahren schon so weit - so weit war ich in dem Alter sicher nicht." Und genau aus diesem Grund gilt Christensen auch als Kandidat für einen LMP1-Auftritt mit Porsche in Spa und Le Mans.

Im Zusammenspiel mit seinen Kollegen Neel Jani und Romain Dumas im Porsche mit der Startnummer 14 fällt kaum auf, dass Lieb "der Neue" in der LMP1-Szene ist. Der Ludwigsburger war auf nahezu allen WEC-Strecken dieses Jahres mindestens auf dem Niveau von Dumas unterwegs - und der Franzose hatte bereits sechs Le-Mans-Teilnahmen im LMP1-Auto (Gesamtsieg 2010) hinter sich. Vor allem in Spa-Francorchamps konnte sich Lieb mit der klar schnellsten Runde des Rennens bestens präsentieren.

"Bei mir ist alles anders gewesen. Ich war im Juniorteam, habe dann relativ früh eine Familie gegründet und bin Vater geworden. Ich hatte allein dadurch eine ganz andere Idee von meiner Karriere", berichtet Lieb von seinem Weg, der unter anderem acht Le-Mans-Starts im 911er (drei Klassensiege) umfasst, "Es war nie so gedacht, dass ich mit 34 Jahren den Schritt in ein LMP1-Auto mache. Das hatte ich mir früher natürlich erhofft, aber ich brauchte damals vor dem Hintergrund meiner familiären und finanziellen Situation eben einen anderen Plan."

"Für mich ist das alles jetzt nur noch Zucker auf den Kuchen. Ich nehme das alles mit, ich genieße das, ich gebe alles. Ich bin unheimlich motiviert für das kommende Jahr. Es ist eine tolle, eine einmalige Chance für mich. Manchmal zahlt sich Loyalität wirklich aus", meint Lieb. Zum Jahr 2000 wechselte der zweifache Familienvater als Porsche-Junior in den Carrera-Cup, seit 2003 ist der Hobbyfußballer offizieller Werkspilot und in Weissach als Ingenieur tätig.

Le-Mans-Sieg soll den größten Spaß bringen

"Es wäre vermessen, wenn ich darstellen würde, was man am 919 für die kommende Saison ändern sollte", meint Lieb trotz seines technischen Hintergrundes. "Wir Fahrer haben aber natürlich unsere Wünsche, die vom Team gehört werden - auf diese Wünsche ist im Hinblick auf 2015 eingegangen worden. Ich bin mir sicher, dass die Ingenieure entsprechende Dinge entwickeln werden und wir im kommenden Jahr wieder ein konkurrenzfähiges Auto haben werden."

"Vom Fahren über eine Runde ist unser Auto bezüglich des Betriebsfensters nicht zu eng ausgelegt, es ist auch nicht zu spitz zu fahren. Im Vergleich zu den anderen hatten wir bis tief in die Saison hinein einen höheren Reifenverschleiß. Das war unser größtes Problem, was aber in Bahrain und Sao Paulo schon erheblich besser war", fasst der Deutsche zusammen. "Das war etwas, das rein gar nichts damit zu tun hat, das bei uns sehr viele Ex-Formel-1-Ingenieure engagiert sind."

Neel Jani, Marc Lieb

Ließ vor allem in Spa den Asphalt ordentlich brennen: Marc Lieb im Porsche 919 Zoom

Die Mannschaft um LMP-Leiter Fritz Enzinger, Technikchef Alex Hitzinger und Teamchef Andy Seidl (alle drei mit Formel-1-Vergangenheit) hat die Entwicklungen für die kommende Saison bereits angeschoben. Wunsch ist es, im Bereich Gewicht so weit zu optimieren, damit der notwendige Raum für einen größeren Hybrid der 8MJ-Klasse vorhanden ist. Das Ziel: Le-Mans-Sieg. "Für 2015 wünsche ich mir, genauso viel Spaß zu haben wie 2014", mag Lieb keine konkrete Marschroute nennen. Aber: Ein Sieg an der Sarthe macht jedem Fahrer am meisten Spaß...

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