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  • 03.06.2010 15:23

  • von Roman Wittemeier

Le-Mans-Helden 2010: David Brabham

Vor der 78. Auflage der 24 Stunden von Le Mans stellt 'Motorsport-Total.com' wichtige Langstrecken-Asse vor - Heute: Weltmeistersohn David Brabham

(Motorsport-Total.com) - Weit über 20 Teilnehmer der 24 Stunden von Le Mans 2010 bringen Erfahrung aus Formel-1-Grands-Prix mit an die Sarthe. Das Starterfeld der 78. Auflage ist so stark besetzt wie selten zuvor. Namhafte Piloten erfüllen sich in diesem Jahr den Traum vom Start beim Langstreckenklassiker: Nigel Mansell, Timo Scheider, Andy Priaulx, Jean Alesi und Giancarlo Fisichella beispielsweise.

Titel-Bild zur News:

Viel Gas im Fuß, viel Schalk im Nacken: David Brabham hat Spaß in den USA

'Motorsport-Total.com' stellt in dieser Woche einige Piloten vor, die als wichtige Stützpfeiler des Langstreckensports gelten. Menschen, die nicht nur mit einem kräftigen Gasfuß und taktischem Langstreckengeschick gesegnet sind, sondern auch die entsprechende Leidenschaft und Leidensfähigkeit für das 24-Stunden-Rennen mitbringen. Heute: David Brabham.#w1#

Von der Familienkutsche zum Formelauto

Der in Großbritannien geborene Australier kommt als Titelverteidiger zum diesjährigen Rennen nach Le Mans. Im Gegensatz zu seinen Kollegen Alexander Wurz und Marc Gené wird Brabham in diesem Jahr aber keine Chance auf den Gesamtsieg haben. Der 44-Jährige hat Peugeot nach dem Jahr des Triumphes an der Sarthe wieder verlassen.

Brabham sitzt nun wieder in jenem Auto, das ihm seit 2007 viele Erfolge in der American Le-Mans-Series ermöglichte: Acura ARX-01. Gemeinsam mit der Highcroft-Mannschaft feiert er das Le-Mans-Debüt des Teams in einem Auto aus der Feder von Virgin-Designer Nick Wirth. Die Wege von Brabham und Wirth kreuzen sich in der Motorsportkarriere immer wieder.

Simon Pagenaud, David Brabham, Marino Franchitti

Mit dem Highcroft-Acura kommt David Brabham im Juni nach Frankreich Zoom

David ist der jüngste von drei Söhnen des ehemaligen Formel-1-Weltmeisters Jack Brabham. Er ist der einzige der drei Brüder, der den kräftigen Gasfuß vom Papa geerbet hat. "2009 haben wir das 50-jährige Jubiläum von Vaters erstem WM-Titel gefeiert. Die Party soll 2010 weitergehen. Jetzt feiern wir 50 Jahre Titel Nummer zwei", sagt Brabham mit einem entspannten Lachen.

Die ernsthafte Karriere von Brabham beginnt verhätlnismäßig spät. Zwar darf er den elterlichen Holden auf der kleinen Familienfarm in Wagga Wagga schon früh bewegen, aber erst als 18-Jähriger beginnt er in Australien damit, die Kartszene aufzumischen. Danach geht alles recht schnell. Drei Jahre später sitzt "Brabs" in einem Formel Ford, 1987 folgt die Formel 2 in der Heimat.

Denkwürdes Duell gegen McNish

Im Folgejahr vollzieht Brabham einen enorm wichtigen Schritt: weg von der Heimat, hin zu den klassischen Strecken nach Großbritannien. Innerhalb von nur zwei Jahren kämpft sich der australische Youngster von der Formel Vauxhall Lotus in ein Topcockpit der renommierten Formel 3. In dieser Nachwuchsserie folgt 1989 ein Duell, das die Beteiligten so schnell nicht vergessen werden. Der Gegner damals: Allan McNish.

Brabham und McNish liefern sich damals einen dermaßen heißen - und vor allem umstrittenen - Zweikampf, sodass es bis ins Folgejahr dauert, bis der Verband sich auf einen Titelträger festlegt. "Ich habe damals nie eine Trophäe überreicht bekommen", sagt der Australier, der damals bis zum Februar des Jahres 1990 warten muss, bis er seinen Titelgewinn endgültig bestätigt bekommt.

David Brabham

In diesem Jahr startet David Brabham wieder in der kleineren LMP2-Klasse Zoom

Die Trophäe nimmt Brabham erst 20 Jahre später, Anfang dieses Jahres anlässlich der Motorshow in Birmingham in Empfang. "Sie haben extra eine für mich eine anfertigen lassen. Das bedeutet mir viel. Ich hatte keine Ahnung, dass so etwas passieren würde", so der Formel-3-Champion überrascht. Die Erinnerungen an das Meisterjahr sind auch 20 Jahre später nicht verflogen.

Denkwürdig sind Brabhams Jahre als Formel-1-Pilot hingegen weniger. Für das Jahr 1990 hat sich der damals frischgebackene Formel-3-Meister ein Cockpit in der Formel 3000 gesichert, doch es ergibt sich aus heiterem Himmel die große Chance - ausgerechnet im Formel-1-Team von Brabham. Der Schweizer Gregor Foitek muss seinen Sitz im Team nach zwei Versuchen räumen, der damals 24-Jährige steigt ein.

Die Langstrecke als neue Heimat

Doch bezüglich seiner Ambitionen in der Königsklasse ist Brabham bei Brabham schlecht aufgehoben. Der Wagen ist nicht konkurrenzfähig. Nur mit Mühe und Not schafft es der Rookie, sich für einige Grands Prix zu qualifizieren. Am Ende des Jahres ist erst einmal Schluss mit der Formel 1, Brabham sammelt mit Jaguar und Toyota erste Langstreckenerfahrungen.

1994 ergibt sich noch einmal eine Chance in der Formel 1. Mit dem neuen Team Simtek kehrt der Australier auf die große Bühne zurück. Der Konstrukteur damals: Nick Wirth. Doch das Jahr ist überschattet vom Tod seines Teamgefährten Roland Ratzenberger, der sein Leben in einem Simtek am rabenschwarzen Imola-Wochenende 1994 verliert. Sportlich läuft es im neuen Team auch nicht. Brabham kommt im Jahresverlauf zu keinem einzigen WM-Punkt.

David Brabham, Stéphane Sarrazin, Pedro Lamy, Nicolas Minassian, Sébastien Bourdais, Marc Gené, Franck Montagny, Christian Klien, Alexander Wurz

Der große Triumph 2009: David Brabham siegt mit Peugeot an der Sarthe Zoom

Es folgt der endgültige Abschied aus der Formel 1. Der damals 29-Jährige verbringt ein Jahr in der Britischen Tourenwagen-Meisterschaft, es folgt ein Jahr mit dem spektakulären McLaren F1 GTR in Japan. 1997 geht Brabham in die USA und macht sich in den Autos von Panoz und Aston Martin schnell einen guten Namen in der American Le-Mans-Series.

Dieser gute Ruf, den sich Brabham unter anderem im Acura von Nick Wirth erarbeitete, hat Auswirkungen. Die Verantwortlichen des Le-Mans-Programmes von Peugeot greifen zum Telefon und rufen den Australier an. Brabham wird Teamkollege von Alexander Wurz und Marc Gené beim Klassiker in Le Mans. Es folgt der Sieg an der Sarthe. "Mein größter Erfolg im Motorsport", sagt der dreifache Familienvater. Da Brabham in diesem Jahr nur in der LMP2 fährt, wird es vorerst auch sein größter Erfolg bleiben.