• 31.05.2010 12:13

  • von Roman Wittemeier

Le-Mans-Helden 2010: Stéphane Sarrazin

Vor der 78. Auflage der 24 Stunden von Le Mans stellt 'Motorsport-Total.com' wichtige Langstrecken-Asse vor - Heute: Peugeot-Pilot Stéphane Sarrazin

(Motorsport-Total.com) - Weit über 20 Teilnehmer der 24 Stunden von Le Mans 2010 bringen Erfahrung aus Formel-1-Grands-Prix mit an die Sarthe. Das Starterfeld der 78. Auflage ist so stark besetzt wie selten zuvor. Namhafte Piloten erfüllen sich in diesem Jahr den Traum vom Start beim Langstreckenklassiker: Nigel Mansell, Timo Scheider, Andy Priaulx, Jean Alesi und Giancarlo Fisichella beispielsweise.

Titel-Bild zur News: Stéphane Sarrazin

Pole-König von Le Mans: Stéphane Sarrazin stand dreimal in Folge vorne

'Motorsport-Total.com' stellt in dieser Woche einige Piloten vor, die als wichtige Stützpfeiler des Langstreckensports gelten. Menschen, die nicht nur mit einem kräftigen Gasfuß und taktischem Langstreckengeschick gesegnet sind, sondern auch die entsprechende Leidenschaft und Leidensfähigkeit für das 24-Stunden-Rennen mitbringen. Heute: Peugeot-Pilot Stéphane Sarrazin.#w1#

Warum hat es mit einer echten Formel-1-Karriere für Sarrazin nie geklappt? Diese Frage muss man sich stellen, wenn man die Vita des 34-jährigen Peugeot-Piloten anschaut. Der sympathische Franzose bringt reichlich gute Ergebnisse, viel Talent und Entschlossenheit mit, den Durchbruch schafft er aber doch nicht. Als Nachwuchsmann gewinnt er 1991 die Kartmeisterschaft, später den Titel in der Formel Renault.

Sehr kurzer Formel-1-Auftritt 1999

Nachdem ihm 1997 Platz zwei in der Französischen Formel 3 gelingt, holt Alain Prost den Landsmann für das Folgejahr als dritten Piloten an Bord seines Teams. Doch der ehemalige Formel-1-Champion ist auf klassische Bezahlfahrer angewiesen, daher bleibt für Sarrazin kein Renncockpit frei. Vier Jahre lang bleibt er im zweiten Glied beim finanzschwachen französischen Formel-1-Team und erlebt nur 1999 eine kurze Glanzstunde.

Im April 1999 wurde Sarrazin von Prost für den Grand Prix in Brasilien an Minardi ausgeliehen. Luca Badoer hatte sich verletzt und musste ersetzt werden. So kam der Franzose zu seinem überraschenden Debüt. Die Chance nutzte er zu Beginn vorzüglich. Im Qualifying in Interlagos hängte er Minardi-Stammpilot Marc Gené (heute sein Peugeot-Kollege) deutlich ab. Sarrazin brummte dem Spanier fast eine Sekunde auf - sensationell.

Stéphane Sarrazin, Sébastien Bourdais, Franck Montagny

Auch 2009 reichte es für Stéphane Sarrazin nicht zum Sieg in Le Mans Zoom

Doch das Rennen lief nicht nach Wunsch. Sarrazin schied in Runde 31 nach einem Unfall aus. Vorbei war es mit der äußerst kurzen Formel-1-Karriere des Mannes aus Alès, der zwischenzeitlich sogar im McLaren-Nachwuchskader gefördert wurde. 2002 holt ihn zwar Toyota als Testpilot an Bord des neuen Formel-1-Programmes, aber weitere Grands-Prix-Einsätze folgen für den zweifellos schnellen Franzosen dennoch nicht.

Sarrazin wechselt 2003 entnervt in die Nissan-World-Series und fährt dort auf Anhieb zwei Siege und acht Podestränge ein, ein Jahr später kommt der große Auftritt auf ungewohntem Terrain: Er holt mit Subaru den Titel in der französischen Rallyemeisterschaft. Später sollen noch weitere Einsätze in der Weltmeisterschaft und in der IRC folgen - Rallye bleibt für immer eine große Leidenschaft des bodenständigen Rennfahrers, der die Renngene von seinem Vater René erbte, der ebenfalls Rallyesport betrieb.

Mit Le Mans ist eine Rechnung offen...

Erst 2007 findet Sarrazin sein motorsportliches Zuhause. Peugeot heuert den damals 32-Jährigen für das Le-Mans-Programm als Werksfahrer an, denn die starken Leistungen in der ALMS und in Le Mans mit Aston Martin sind eine feine Empfehlung. Welch schnelles "Langstrecken-Tier" sich die Löwen damit in den Stall holten, sollte sich in den kommenden Jahren zeigen.

2007, 2008 und 2009 holt Sarrazin dreimal in Folge die Pole-Position an der Sarthe. Ohne Frage, der Franzose gilt als einer der schnellsten Prototypen-Piloten überhaupt. "Es zählt nur das Ergebnis am Sonntag", mag der 34-Jährige seinen Fabelrunden auf der 13,6 Kilometer langen Strecke keine Bedeutung beimessen. Sarrazin schätzt die Situation passend ein: Nicht ein einziges Mal hat ihm die Pole-Position bisher Glück gebracht.

Stéphane Sarrazin

Immerhin gab es in den vergangenen drei Jahren Trophäen für die Pole-Position Zoom

So schnell der Franzose in der Heimat auch unterwegs war - noch nie reichte es zum großen Erfolg an der Sarthe. Auch 2009 nicht, als Wurz/Brabham/Gené endlich den ersehnten Peugeot-Erfolg einfuhren. "Wir hätten gern gewonnen", so Sarrazin nach dem Sieg der Teamgefährten leicht enttäuscht. "Aber ich freue mich natürlich für das Team, das den Erfolg so sehr herbeigesehnt hat."

2010 soll der Titel der Löwen nicht nur verteidigt werden, sondern es soll endlich auch mit dem persönlichen Erfolg in Le Mans klappen. In diesem Jahr wird sich Sarrazin den überarbeiteten 908 HDi FAP mit seinen Landsleuten Nicolas Minassian und Franck Montagny teilen, die ebenfalls noch keinen Gesamtsieg an der Sarthe feiern durften. Vielleicht verzichten die Drei in diesem Jahr einfach mal auf die Pole-Position...