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James Glickenhaus: Der Enzo Ferrari der Moderne?

James Glickenhaus hat für die WEC und Le Mans ein Hypercar entwickeln lassen: Was er mit Enzo Ferrari gemein hat und warum er Audi und Porsche nicht versteht

(Motorsport-Total.com) - James "Jim" Glickenhaus ist eine fast schon ausgestorbene Spezies im Motorsport. Der Hollywood-Regisseur ist einer der letzten echten Puristen. Einer, der Motorsport aus Leidenschaft betreibt, auf Politik pfeift und der Ästhetik seiner Rennfahrzeuge noch eine sehr hohe Priorität einräumt.

Titel-Bild zur News: James Glickenhaus

James Glickenhaus weckt Erinnerungen an Enzo Ferrari Zoom

Vor allem ist die Philosophie eine ganz andere: Autohersteller betreiben in der Regel Motorsport mit dem Ziel, mehr Autos zu verkaufen. Glickenhaus geht den umgekehrten Weg: Er verkauft Autos, um den Rennsport zu finanzieren. Da werden schon mal Erinnerungen an den unvergessenen Enzo Ferrari wach.

"Ich selbst habe das nicht gesagt, aber viele Leute und Kunden kommen zu uns und erzählen uns, dass sie uns als das ansehen, was Ferrari in den 50er- und 60er-Jahren war. Enzo Ferrari hat Straßenfahrzeuge gebaut, damit er zu den Rennen gehen konnte. Genau so sind wir auch", berichtet Glickenhaus voller Stolz im exklusiven Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'.

Zusammen mit einem kleinen Team baut Glickenhaus exklusive Sportwagen für die Straße, die vor allem durch ihren Retro-Look bestechen. Der Verkauf dieser Fahrzeuge finanziert teilweise die Rennsport-Aktivitäten des Oldtimer-Liebhabers.

Glickenhaus trifft 2023 in der Hypercar-Klasse auf Ferrari

Nach vielen Jahren auf der Nürburgring-Nordschleife expandiert Glickenhaus in diesem Jahr: In der Langstrecken-WM WEC startet man mit einem eigenen Hypercar, dem 007 LMH. In ein paar Jahren trifft Glickenhaus dort dann auch auf Ferrari. Die Italiener haben den LMH-Einstieg in Le Mans für das Jahr 2023 angekündigt.

"Gott sei Dank haben sie sich für den Bau eines Hypercars entschieden", atmet Glickenhaus auf. Er kritisiert im gleichen Atemzug den Weg, den Audi und Porsche eingeschlagen haben. Beide kehren in den Prototypen-Sport zurück, aber über die kostengünstige LMDh-Formel.

Pedro Rodriguez

Ferrari war in den 60ern in Le Mans erfolgreich Zoom

Glickenhaus: Porsche-LMDh nicht vergleichbar mit 917

"Ich denke, es ist schon sehr seltsam, dass eine kleine Firma wie wir ein Hypercar von Grund auf designen, bauen und entwickeln kann. Und Porsche und Audi nutzen im Grunde genommen das gleiche Chassis, den gleichen Motor und, sagen wir mal, zu 80 Prozent das gleiche Bodywork und verbauen nur unterschiedliche Marken-Anleihen", äußert Glickenhaus Unverständnis für diesen Schritt.

Um seine Argumentation noch nachvollziehbarer zu machen, wirft Glickenhaus eine rhetorische Frage in den Raum: "Ist ein LMP2 mit einem Porsche-Logo und einem gemeinsamen Audi-Porsche-Motor wirklich das gleiche, wie ein Porsche 917? Ich glaube nicht ..."

Glickenhaus hat in der Vergangenheit immer wieder das LMDh-Reglement kritisiert, das ab 2023 die DPi-Klasse in der IMSA-Serie in den USA ablöst. Er hat sich bewusst für ein Hypercar entschieden. Die Eigenentwicklung 007 LMH nimmt optische Anleihen von den großen Sportwagen der 60er-Jahre. Damals zählte auch Ferrari zu den bestimmenden Herstellern bei den 24h von Le Mans.

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