• 10.06.2011 10:35

Audi: Warum diese Pole so viel wert ist

Wer die 24 Stunden von Le Mans kennt, weiß, dass die Pole-Position bloß eine Prestigesache ist, doch bei Audi beweisen die besonderen Umstände das Gegenteil

(Motorsport-Total.com) - Die erste Startreihe bei der 79. Auflage der berühmten 24 Stunden von Le Mans gehört Audi. In einem der spannendsten Qualifyings der letzten Jahre setzten sich der neue Audi R18 TDI und die ultra-Leichtbau-Technologie des Unternehmens durch. Benoit Treluyer holte mit einer Zeit von 3:25,738 Minuten den besten Startplatz für Audi. Sein französischer Teamkollege Romain Dumas war lediglich 0,061 Sekunden langsamer.

Für Audi ist es die insgesamt sechste Pole-Position in Le Mans und die erste seit dem Jahr 2006, als die Marke mit den vier Ringen den historischen ersten Sieg eines Dieselfahrzeugs beim berühmtesten Langstrecken-Rennen der Welt erzielte. Obwohl sich das Audi-Sport-Team Joest auch am Donnerstagabend vor allem auf die Rennvorbereitung konzentrierte, bestimmten die drei Audi R18 TDI in den beiden abschließenden Qualifying-Sitzungen das Tempo.

Besonders eindrucksvoll war die Leistung von Treluyer: Der Franzose holte die Pole-Position 30 Minuten vor Mitternacht in der 21. Runde einer Rennsimulation auf gebrauchten Reifen. An Treluyers Bestzeit bissen sich die Konkurrenten in der Schlussphase des packenden Qualifyings, in dem die schnellsten sechs Fahrzeuge innerhalb von nur sechs Zehntelsekunden lagen, trotz zahlreicher Anläufe die Zähne aus.

Titel-Bild zur News: Benoit Treluyer, Marcel Fässler

Am Ende einer Rennsimulation sicherte sich Treluyer überraschend die Pole

Für Treluyer, der gemeinsam mit Marcel Fässler und Andre Lotterer im Audi R18 TDI mit der Startnummer zwei an den Start geht, war es die erste Pole-Position in Le Mans. "Ich bin natürlich sehr glücklich und ich realisiere erst langsam, wie fantastisch es tatsächlich ist, die Pole-Position geholt zu haben", frohlockt der Lokalmatador. "Ich bin nahe der Rennstrecke geboren und die 24 Stunden sind eine große Herausforderung."

"Ich habe keine Sekunde darüber nachgedacht, die Pole zu holen." Benoit Treluyer

Dabei stand die Pole-Position ursprünglich gar nicht auf seinem Speiseplan: "Ich habe keine Sekunde darüber nachgedacht, die Pole zu holen. Doch ich hab es getan - großartig. Ich bin so glücklich mit dem Auto, über die Arbeit der Mechaniker und Ingenieure. Der erste Startplatz ist ein nettes Geschenk für die Arbeit, die sie bisher geleistet haben. Wir werden versuchen, das bis zum Ende durchzuhalten."

Dennoch weiß Treluyer, dass Startplätze beim Langstrecken-Klassiker keine große Rolle spielen: "Die Pole-Position hat alles in allem keine große Bedeutung, auch wenn es immer besser ist, vorn zu stehen. Wir werden alles daran setzen, am Ende des Rennens auf dem Siegerpodest zu stehen. Das ist das Wichtigste."

Pole-Setter halten den Ball flach


Fotos: 24 Stunden von Le Mans


Auch sein Schweizer Teamkollege Fässler - ein ehemaliges DTM-Ass - freut sich mit dem Lokalhelden: "In Le Mans die Pole-Position zu holen, ist ein großartiges Erlebnis. Das Medieninteresse ist riesig. Die Pole zeigt auch die hervorragende Leistungsfähigkeit des Audi R18 TDI. Wir haben über den Winter offenbar gut gearbeitet. Auch wir drei Fahrer haben unseren Job erledigt: Wir waren alle drei schnell und zuverlässig unterwegs. Das ist ein toller Start in das Wochenende - und natürlich eine gute Ausgangsposition für das Rennen."

Lob gibt es freilich für den erfolgreichen Teampartner: "Mein Teamkollege Treluyer hat eine richtig gute Runde hingelegt und damit die Pole Position erobert. Auch ich durfte am Ende der dritten Zeittrainingssitzung noch etwas Spaß haben. Die Pole-Position ist toll, aber kein Grund zur Euphorie. Sie stand für uns nicht im Fokus, sondern wir wollten unser Testprogramm konzentriert abarbeiten. Das ist uns gelungen. Die 24 Stunden von Le Mans sind lang. Da ist die Pole nur etwas ganz ganz Kleines."

Titelverteidiger haben Mittwoch-Crash abgehakt

Mit dem konsequent auf ultra-Leichtbau getrimmten Audi R18 TDI fuhren auch Timo Bernhard, Romain Dumas und Mike Rockenfeller in die erste Startreihe. Das Fahrzeug mit der Startnummer eins war im ersten Qualifying am Mittwochabend bei einer Kollision nur leicht beschädigt worden. Rockenfeller blickt auf die bangen Momente zurück: "Wir hatten am Mittwoch ein bisschen Pech, als Romain einen Unfall hatte, für den er nichts konnte. Ein Auto stand vor ihm quer. Damit haben wir ein bisschen Zeit verloren. Trotzdem haben wir insgesamt ein tolles Programm abgespult."¿pbvin|64|3655|audi|0|1pb¿

"Das Auto war schnell, aber leider ist mir keine absolut perfekte Runde gelungen." Romain Dumas

Er geht mit einem guten Gefühl in den 24-Stunden-Klassiker: "Wir sind gut vorbereitet für das Rennen in Le Mans. Jetzt müssen wir sehen, was passiert. Auf Platz zwei zu stehen, ist okay. Dann startet man nicht ganz so im Gerangel. Das ist eine gute Ausgangsposition." Mittwoch-Pechvogel Dumas verweist vor allem auf die guten Fortschritte im Qualifying: "Wir haben das Auto immer weiter verbessert, was bei einem 24-Stunden-Rennen ein wichtiger Aspekt ist."

Hundertprozentig zufrieden ist der Titelverteidiger allerdings nicht: "Das Auto war schnell, aber leider ist mir keine absolut perfekte Runde gelungen. Die erste Reihe für Audi - das ist eine tolle Sache und zeigt klar, dass wir vorn dabei sind. Wir waren heute sowohl mit alten als auch mit neuen Reifen schnell, was uns optimistisch für das Wochenende stimmt. Trotzdem gibt es noch einige Dinge, die wir verbessern können - und daran werden wir ab jetzt arbeiten."

Startnummer eins hat Programm abgespult

Teampartner Bernhard freut sich weniger über Platz zwei, als über die Tatsache, dass man bei den Vorbereitungen das komplette Programm abspulen konnte: "Das Zeittraining stand für uns eher im Zeichen von Abstimmungsarbeiten und der Rennvorbereitung. Wir haben unser Programm gut abgearbeitet und unsere Liste Punkt für Punkt abgehakt. Schon deshalb sind wir sehr zufrieden."

"Das Zeittraining stand für uns eher im Zeichen von Abstimmungsarbeiten und der Rennvorbereitung." Timo Bernhard

Doch auch mit dem Startplatz kann der Langzeit-Teamkollege Dumas' gut leben: "In Le Mans in der ersten Reihe zu stehen, ist super. Dass gleich zwei Audi dort stehen, ist für die gesamte Mannschaft positiv. Was unser eigenes Auto angeht, so haben wir heute nie eine richtig freie Runde erwischt und steckten zu oft im Verkehr fest, um ernsthaft auf Zeitenjagd zu gehen. Aber das stand auch gar nicht im Vordergrund. Wir haben unser Auto stattdessen gut für das Rennen vorbereitet und jeder von uns dreien hat viel Fahrzeit und Vertrauen sammeln können. Alles in allem ein gelungenes Zeittraining."

Kristensen crasht heftig

Auf viel Arbeit muss sich dagegen die Crew der Startnummer drei einstellen. Beim Versuch, sich vom fünften Platz noch in die ersten beiden Startreihen nach vorne zu schieben, rutschte Le-Mans-Rekordsieger Tom Kristensen im Abschnitt "Tertre Rouge" gegen die Streckenbegrenzung. Trotz umfangreicher Schäden kann der R18 TDI von Dindo Capello, Kristensen und Allan McNish bis zum Rennen repariert werden: Das aus einem Stück gefertigte Kohlefaser-Monocoque blieb beim Aufprall intakt - die Routiniers werden von Startplatz fünf aus ins Rennen gehen.¿pbvin|64|3499|audi|0|1pb¿

"Es tut mir leid, dass die Jungs nach meinem Unfall jetzt eine Menge Arbeit mit unserem Auto haben." Tom Kristensen

"Ich habe zu Beginn der Nachtsitzung viel Verkehr gehabt und deshalb kurz vor Mitternacht noch einmal eine schnelle Runde versucht - aber leider haben nie alle drei Sektoren perfekt genug zusammengepasst", schildert Kristensen das verpatzte Qualifying. "Es tut mir leid, dass die Jungs nach meinem Unfall jetzt eine Menge Arbeit mit unserem Auto haben, und kann schon jetzt versprechen: Allan, Dindo und ich werden im Rennen alles dafür geben, um ihnen für ihren tollen Einsatz eine schöne Belohnung zu geben."

Sportlich fair gratuliert der Däne seinen schnelleren Teamkollegen: "Gratulation an die Teams der beiden Schwesterautos und Audi zur ersten Startreihe. Auch unser Auto war heute in beiden Qualifying-Sitzungen fantastisch und hatte das Zeug, ganz weit vorn zu stehen." In die gleiche Kerbe schlägt auch Teampartner Capello: "Es ist großartig, dass Audi in Le Mans wieder zurück auf der Pole-Position ist. Das ist ein gutes Gefühl und deshalb gilt mein Glückwunsch meinem Teamkollegen Benoit. Er hat einen tollen Job gemacht, diese Zeit zu setzen. Sie kam am Ende eines Long-runs, ohne dass es darum ging, eine Qualifikationsrunde hinzulegen. Das macht diese Runde umso eindrucksvoller."

Routiniers wollen im Rennen zurückschlagen

"Im Rennen werden wir stark sein." Dindo Capello

Den Unfall seines dänischen Teampartners will er nicht überbewerten: "Tom hat auf seiner letzten Runde wirklich attackiert. Ein Zwischenfall wie seiner kann passieren. Zum Glück ist der morgige Tag eine Rennpause und wir haben Zeit, die nötige Reparatur in Ruhe zu absolvieren und uns bestmöglich auf das Rennen vorzubereiten. Dort werden wir stark sein."

Was den Unfall seines Teampartners angeht, fühlt er vor allem mit den Mechanikern mit, die nun zusätzliche Arbeit erhalten haben: "Natürlich ist der Zwischenfall am Ende des Zeittrainings unglücklich und bedeutet für die Jungs viel harte Reparaturarbeit, aber so etwas passiert. Das gehört zum Motorsport dazu. Und es gehört zum Attackieren dazu. Dass sechs Autos innerhalb von gut einer halben Sekunden liegen, ist vielversprechend. Es bedeutet, dass wir ein fantastisches Rennen erwarten dürfen."

Ullrich freut sich über Belohnung

Audi-Motorsportchef Wolfgang Ullrich rechnet trotz der ersten Startreihe für Audi beim Rennen mit keiner Spazierfahrt: "Die Spitze ist bei diesen 24 Stunden von Le Mans unheimlich dicht zusammen. Dass das so ist, überrascht mich nicht. Umso mehr freue ich mich, dass wir es geschafft haben, zwei unserer Audi R18 TDI in die erste Startreihe zu stellen. Das ist das beste Dankeschön an die Mannschaft und den Einsatz, den sie in den letzten Monaten und auch diese Woche geleistet hat."

"Natürlich wissen wir, dass die Pole-Position in Le Mans noch nichts bedeutet." Wolfgang Ullrich

Eine Leistung, die er aber nicht überbewerten will: "Natürlich wissen wir, dass die Pole-Position in Le Mans noch nichts bedeutet. Aber unsere Autos waren auch bei den Longruns sehr schnell. Ich denke, wir haben eine sehr gute Basis für das Rennen." Audi-Technikchef Ralf Jüttner zeigt sich wie Ullrich mit dem bisherigen Verlauf des Wochenendes zufrieden: "Die Pole-Position in Le Mans zu holen, ist natürlich eine tolle Sache. Noch besser hat mir aber eigentlich gefallen, dass wir während des Wochenendes die Autos kontinuierlich weiterentwickelt haben."

Jüttner fühlt sich durch Pole bestätigt

Jüttner sieht die Pole-Position als netten Nebeneffekt der guten Arbeit der vergangenen Monate: "Alle drei Audi R18 TDI sind gute Rennautos, das haben die Long-runs gezeigt. Das ist das Wichtigste und das, was wir erreichen wollten. Und wenn das Zeittraining dann zudem, ohne groß darauf hinzuarbeiten, so verläuft, dass man mit etwas weniger Diesel im Tank und mit neuen Reifen die Chance ergreift, gute Zeiten zu erzielen und die erste Startreihe zu sichern, ist das natürlich großartig."¿pbvin|64|2897|audi|0|1pb¿

"Die Pole-Zeit am Ende eines Stints ist ein Beweis, dass wir die Autos gut für das Rennen abgestimmt haben." Ralf Jüttner

Die Pole ist für ihn aufgrund der speziellen Umstände auch ein Hinweis auf die gute Rennform: "Wenn man dann bedenkt, dass die Pole-Position-Zeit von Treluyer am Ende eines Stints herausgefahren wurde, ist das ein weiterer Beweis, dass wir die Autos gut für das Rennen abgestimmt haben."

Die 79. Auflage der 24 Stunden von Le Mans wird am Samstag um 15 Uhr von FIA-Präsident Jean Todt gestartet. Audi hat die Chance, sich den zehnten Le-Mans-Sieg zu sichern. Angesichts der extrem knappen Zeitabstände an der Spitze wird es noch wichtiger als in den Jahren zuvor sein, im Rennen einen Null-Fehler-Job zu machen.

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