• 24.05.2008 19:55

  • von Stefanie Szlapka

Was steckt hinter dem Hybrid-Apollo?

Der technische Leiter des Hybrid-Apollos Norbert Kreyer erklärt Idee, Technik und Hindernisse des Projektes

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Wie kam es zu der Idee mit einem Hybrid-Fahrzeug am 24h-Rennen teilzunehmen?"
Norbert Kreyer: "Die Idee kam von Heinz-Harald Frentzen vor ungefähr eins bis zwei Jahren. Er wollte weiterhin im Motorsport unterwegs sein, interessierte sich aber auch für alternative Lösungen. Er fragte mich, ob ich keine Lust hätte, mit ihm dieses Projekt anzugehen. Wir haben uns dann zusammengesetzt und alles durchgesprochen und viel recherchiert. Es gab einige Lösungsansätze, um mit einem Hybridfahrzeug an den Start zu gehen. Doch wir mussten immer daran denken, dass es nicht zu teuer sein darf und wir weiter wettbewerbsfähig sein müssen. Jetzt haben wir einen Elektromotor auf der Vorderachse, der je nach Anforderung 80-100 KW zusätzlich liefert."

Titel-Bild zur News: Hybrid-Apollo auf der Nordschleife

Aller Anfang ist schwer - besonders bei einem Hybrid-Fahrzeug.

Frage: "Was verändert sich da für den Fahrer?"
Norbert Kreyer: "Das Fahrzeug lädt die Batterien beim Bremsen auf und beim Gasgeben wird der Elektromotor automatisch zugeschaltet. Die Fußpedale im Fahrzeug sind dafür auf einen bestimmten Wert eingestellt. Wenn der Fahrer mehr Leistung braucht oder die Batterie mehr laden will, kann er dies über Handpedale am Lenkrad machen. In diesem Fall überschreiben die Handwippen die Fußpedale. Der Fahrer hat damit direkt die Möglichkeit in die Fahrdynamik einzugreifen."#w1#

"Allerdings muss er mit der vorhandenen Energie auch richtig haushalten. Sollte die Batterie einmal leer sein, braucht sie mit einem Laadegrät bis zu eins, zwei Stunden, um wieder voll zu sein. In diesem Fall ist kein Schnellladen möglich. Mit dem Auto auf der Nordschleife sind sie innerhalb einer Runde wieder aufgeladen, falls keine Energie aufgerufen wird."

"Es gab noch kein Reglement für spezielle Hybrid-Fahrzeuge wie unseres" Norbert Kreyer

Frage: "Was waren die ersten Hürden bei den Projekt?"
Norbert Kreyer: "Es gab noch kein Reglement für spezielle Hybrid-Fahrzeuge wie unseres und ohne Reglement kann man kein Auto bauen. Bisher gab es nur eins für Serien-Hybrid-Autos. Wir haben uns dann überlegt wo wir fahren wollen und kamen auf die VLN bzw. das 24h-Rennen. In der Meisterschaft der FIA zu starten wäre bezüglich des noch nicht vorhanden Reglements zu schwierig und wohl auch zu langwierig geworden."

"Deswegen haben wir uns mit Verantwortlichen des ADAC zusammengesetzt, die sofort begeistert von der Idee waren. Wir haben dann versucht zusammen ein Reglement zu erstellen, dass nicht nur für uns gilt und auch fair den anderen Teilnehmern gegenüber ist. Später wurde alles auch dem DMSB vorgelegt. Er ist für die Sicherheit zuständig und hat das Reglement daraufhin überprüft. Das Reglement wurde überarbeitet und einige Sicherheiten festgelegt."

Frage: "Worin bestand das Hauptproblem bei der Konstruktion?"
Norbert Kreyer: "Unser Hauptproblem bestand im Gewicht, der der Elektroantrieb plus Batterie mit 250 Kilogramm sehr schwer ist. Deswegen konnten wir kein Serienauto nehmen, wenn wir wettbewerbsfähig sein wollten. Das Gewicht, dass wir ausgebaut hätten, wäre mit dem Hybridantrieb wieder drin gewesen. Deswegen brauchten wir ein Reglement, dass auch Prototypen erlaubt. Wir hatten zwei Möglichkeiten: zum einen den Mosler M 900 und den Apollo, für den sich Heinz-Harald entschieden hat. Aber durch die knappe Zeit konnten wir das Gewichtsproblem nicht zu 100 Prozent lösen. Laut dem Reglement dürften wir mit 1300 Kilogramm an den Start gehen - das Auto wiegt jetzt noch über 1400 Kilogramm. Besonders die Batterien sind mit 150 Kilogramm sehr schwer. Die konnten wir immerhin so platzieren, dass der Schwerpunkt tiefer gerutscht ist."

Frage: "Was ist mit dem Faktor Sicherheit?"
Norbert Kreyer: "Da ist die Lithium-Ionen-Batterie ein wichtiges Thema. Wir versuchen sie sehr gut zu kühlen, um sie vor Überhitzung zu schützen. Wenn die Temperatur zu hoch wird, kann die Batterie zerstört werden. Die Gase, die dabei entstehen, lassen sich nur sehr schwer löschen. Zudem haben wir auch sehr viele weitere Sicherheitvorkehrungen. Sie schaltet sich sicherheitshalber automatisch ab, wenn die Temperatur auf 60 Grad Celsius ansteigt, auch wenn sie noch ein paar Grad mehr aushalten würde. Das gilt auch bei einem Kurzschluss oder einem Unfall. Zudem ist die Batterie in einer zusätzlichen Verschalung verschraubt, die bis zu 150g aushält."

Frage: "Gab es weitere Voraussetzungen, um am 24h-Rennen teilnehmen zu dürfen?"
Norbert Kreyer: "Bevor wir in die Experimentalklasse gewechselt sind, hätten wir eine Runde auf der Nordschleife mit dem Elektromotor schaffen müssen und das bei einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 50 km/h. Zudem hätten wir mit dem Elektroantrieb eine Geschwindigkeit von 100 km/h erreichen müssen. Damit soll nachgewiesen werden, dass es sich wirklich um einen Hybrid-Wagen handelt. Sonst könnte ja jeder einen kleine Elektromotor einbauen und sich in dieser Klasse einschreiben. Für die jetzige Klasse haben wir den Hubraum des Motors beschränkt. Der original Hubraum der Klasse SP8 (stärkste Klasse) von 6,2 Liter plus dem Elektromotor wäre gegenüber den anderen Teilnehmern unfair gewesen. Deswegen haben wir auf 5,6 Liter reduziert. Ob wir damit jetzt die gleiche Leistung wie die anderen Fahrzeuge haben, ist nicht sicher, aber es ist auf jeden Fall fairer."

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