• 15.05.2010 14:24

  • von Lennart Schmid

Titus: Auf dem Weg in die "gasgrüne Hölle"

Das Team von Skateboard-Pionier Titus Dittmann startet mit einer auf Gasantrieb umgerüsteten Viper und sammelt Spenden für einen guten Zweck

(Motorsport-Total.com) - 199 Starter, über 200.000 Zuschauer - das 24-Stunden-Rennen auf der Nordschleife erfreut sich auch in diesem Jahr großer Beliebtheit. Wie immer platzen die Boxen und das Fahrerlager aus allen Nähten. Große Werksteams mit viel Personal teilen sich den Platz mit Privatteams, in denen manch ein Pilot auch selbst zum Schraubenschlüssel greift, wenn er gerade nicht hinterm Steuer sitzt.

Titel-Bild zur News: Titus Viper

Für das skate-aid-Team steht das Spendensammeln im Vordergrund

Zwischen den Trucks von Volkswagen und BMW hat ein kleines Privatteam sein Zelt aufgeschlagen, in das gerade so eben der eigene Rennwagen samt seiner vier Piloten passt. Die Rede ist von "Titus und Team", der Truppe um Skateboard-Pionier Titus Dittmann, die eine auf Gasantrieb umgerüstete Chrysler Viper einsetzt.#w1#

Gemeinsam mit Sohn Julius, Musiker Victor Smolski und Rennsport-Unternehmer Dag van Garrel startet Dittmann mit seiner privaten Viper, die nur rudimentär für den Renneinsatz auf der Nordschleife umgebaut wurde. "Die Karre wiegt wegen unseres Gastanks etwa 200 Kilogramm mehr als die Straßenversion", erklärt Julius Dittmann im Gespräch mit 'Motorsport-Total.com'.

"Wir können 150 Liter Flüssiggas mitnehmen, allerdings immer nur 120 Liter tanken. 30 Liter müssen immer im Tank verbleiben, sonst wird der Druck zu niedrig. Das führt letztlich dazu, dass wir einmal pro Stunde tanken müssen. Außerdem haben wir kein Renn-ABS, was natürlich ein riesiger Nachteil ist, gerade wenn es feucht ist", so Julius weiter.

Kein Tuning, dafür Gasantrieb

Das Team verwendet einen Serienmotor, zudem sind selbst die neuesten Reifen bereits fünf Jahre alt. Immerhin kann man auf ein paar Ersatzteile für die Hinterachse und das Getriebe zurückgreifen, die man aus der Insolvenzmasse von Zakspeed erwerben konnte. "Wenn wir tunen könnten, würden wir wahrscheinlich weiter vorne mitfahren. Unser Ziel ist es allerdings anzukommen", so Julius. Im Vergleich zu anderen Viper-Boliden hat die Titus-Viper in etwa halb so viel PS.

"Die Karre hat erst eine Testfahrt auf einem Flugplatz hinter sich. Eigentlich wollten wir bei einem VLN-Rennen mitfahren, aber wurden leider nicht rechtzeitig fertig." Trotzdem hält die Viper bei ihrer Jungfernfahrt bislang ganz gut durch. "Im ersten Zeittraining sind wir einmal etwas an einer Leitplanke entlanggeschrammt, aber im zweiten lief es ganz gut. Wir gehen allerdings ganz vorsichtig an die Sache heran."

Für Julius und sein Team steht die Werbung für einen guten Zweck im Vordergrund, weniger eine gute Platzierung. "Wenn es uns darum gehen würde, dürften wir nicht mit Gas fahren. Wir sind hier, um Spenden für die skate-aid-Stiftung zu sammeln. Außerdem sind wir das Team mit dem niedrigsten Budget - wir haben nämlich gar keins."


Fotos: 24h-Rennen Nürburgring


Die Umrüstung der Viper auf klimafreundliches Grüngas lief zudem nicht ganz so, wie es ursprünglich geplant war. "Das Biogas-Konzept ist grundsätzlich aufgegangen, wenn auch mit einem Umweg. Der Motor läuft nicht direkt mit Biogas, sondern mit Flüssiggas. Wir fahren also weiterhin in der alternativen Antriebsklasse", so Titus Dittmann.

CO2-neutral Dank TÜV-Zertifikat

Doch der Umweltgedanke des Teams bleibt erhalten, denn ein Biogas-Sponsor hat zugesichert, 100.000 Kilowattstunden ins das Erdgasnetz einzuspeisen, wofür es ein Zertifikat vom TÜV gab. "Mit diesem Zertifikat können wir im Gegenzug für 100.000 Kilowattstunden Flüssiggas beziehen und weiterhin sagen, dass wir absolut CO2-frei unterwegs sind."

Titus Viper

Die auf Gasantrieb umgerüstete Viper muss einmal pro Stunde tanken Zoom

Mit skate-aid fördert der Titus Dittmann humanitäre Kinder- und Jugendprojekte in der ganzen Welt. "Unter Einsatz des Skateboards will der Ex-Studienrat die Hoffnung ins Rollen bringen", heißt es in der offiziellen Ankündigung des Teams. "Da wo Kinder ohne Kindheit groß werden, Gewalt und Elend zum Alltag gehört."

In Verbindung mit dem Renneinsatz bei den 24 Stunden sammelt das Team für die Stiftung. Beim Spendenportal helpedia kann man für jede Stunde, die man der Mannschaft im Rennen zutraut, einen Euro spenden. Ab 25 Euro aufwärts kann man seine Zuversicht auf eine Zielankunft bekunden.