• 15.05.2010 13:37

  • von Britta Weddige

Vorhang auf für den "24-Stunden-Sprint"

Das Spektakel auf der Nordschleife kann beginnen: Noch ist Audi vorn, doch in 24 langen und harten Stunden wollen Porsche und BMW den Spieß umdrehen

(Motorsport-Total.com) - Tausende Menschen drängen sich in der Startaufstellung, um Punkt 15 Uhr heißt es: Vorhang auf für die 24 Stunden auf dem Nürburgring 2010! Im Qualifying war Audi am schnellsten auf der Nordschleife unterwegs, vier R8 LMS stehen auf den ersten vier Startplätzen. Doch alle Beteiligten sind sich einig: In 24 langen und harten Stunden kann sich das Blatt komplett wenden.

Titel-Bild zur News: Marco Werner, Oliver Jarvis, Mattias Ekström, Timo Scheider

Der Abt-Audi mit der Startnummer 100 geht von der Pole-Position ins Rennen

"Es nicht so wichtig, bei einem 24-Stunden-Rennen auf der Pole-Position zu stehen, das ist nicht gerade der Schlüssel zum Erfolg", betont auch Marco Werner, der mit "der schnellsten Runde, die ich je auf der Nordschleife gefahren bin" die Pole-Position für sich und seine Abt-Kollegen Timo Scheider, Mattias Ekström und Oliver Jarvis geholt hat.#w1#

Dem pflichtet Mike Rockenfeller bei. Er und seine Phoenix-Kollegen Hans-Joachim Stuck, Marc Basseng und Frank Stippler stehen auf Startplatz zwei. "Wir können sehr zufrieden sein, man muss aber auch sagen, dass es für die 24 Stunden relativ egal ist", sagt "Rocky" über diesen Startplatz. Er betont: "Wir sind zwar vier Audis vorn, aber Manthey ist am Schluss nicht mehr gefahren. Ich glaube, die wären auch ein gutes Stück schneller gewesen."

Hans-Joachim Stuck

Rennlegende Strietzel Stuck steht mit seinen Kollegen auf Startplatz zwei Zoom

Auch Rockenfeller will das Qualifying-Ergebnis nicht überbewerten. "Es sind sehr, sehr viele Sieganwärter da. Mit Sicherheit kommen nicht alle ohne technische Probleme durch, aber der eine oder andere wird es ohne Probleme schaffen und da sind wir dann bei den Sieganwärtern", erklärt der Audi-Pilot, der im vergangenen Jahr mit seinem Team bis zur 19. Stunde in Führung lag, dann aber einen technischen Defekt hatte. Dazu kommt laut Rockenfeller der Wetter-Faktor. "Aber sonst erwarte ich, dass wir 24 Stunden 100 Prozent geben müssen, um zu gewinnen", sagt er vor dem "Sprint-Marathon" durch die "grüne Hölle".

"Ich bin nach wie vor der Meinung, dass hier mindestens 15 Autos um den Sieg ernsthaft mitfahren können", glaubt auch Audi-Fahrer Lucas Luhr, der mit Christian Abt, Emmanuel Collard und Christopher Mies auf Startplatz drei steht. "Natürlich gehört die Mannschaft rund um Olaf Manthey dazu, die BMW werden mit Sicherheit auch sehr stark sein."

Auch Luhr rechnet mit einem "Sprintrennen": "Ich glaube, dass keiner in den ersten paar Stunden sagen wird, 'ach, ich mach jetzt mal ein bisschen langsam und lasse die anderen vorn schön ein bisschen wegfahren'. Ich glaube, für die Zuschauer wird es ein ganz interessantes Rennen. Ich hoffe natürlich, dass das Wetter einigermaßen hält, dass die Fans draußen an der Strecke nicht unbedingt weggespült werden. Aber das Rennen wird mit Sicherheit super spannend und super interessant. Und jeder muss 24 Stunden pushen und dann wird man sehen, wer am Sonntagmittag ohne Probleme durchgefahren ist und vorn steht."


Fotos: 24h-Rennen Nürburgring, Qualifyings


Im Porsche-Lager teilt man die Einschätzung, dass man ein 24-Stunden-Rennen nicht im Qualifying gewinnt. Da das Wetter im Zeitraining wechelhaft war, schickte man die Fahrer früh auf eine schnelle Runde. Zu diesem Zeitpunkt war die Strecke stellenweise noch feucht. Teamchef Olaf Manthey bewertete die eingefahrenen Zeiten als gut und entschied, dass man trotz besser werdender Bedingungen nicht mehr raus geht, um keinen Unfall mehr zu riskieren. "Obwohl meine Fahrer wie die Rennpferde in den Boxen standen und mit den Hufen gescharrt haben, weil sie noch eine schnelle Runde hinlegen wollten", berichtet er schmunzelnd.

Marc Lieb, Romain Dumas

Das Siegerauto des Vorjahres greift von Startplatz sieben aus an Zoom

Der Manthey-Porsche mit der Nummer 1 des Vorjahressiegers steht auf Startplatz sieben. "Über den Ausgang des Rennens sagt das nicht viel aus", betont Timo Bernhard, der die 24 Stunden in den vergangenen vier Jahren immer gewonnen hat. "Die Startposition ist ganz okay und wir haben gezeigt, dass der 911 GT3 R ein Nordschleifenauto ist. Es ist im Rennen sehr stark."

Ein Manthey-Team geht mit einem besonderen Renner an den Start, dem 911 GT3 R Hybrid. "Das Konzept hinter dem Auto ist, dieselbe Performance wie in einem GT3 R zu haben, aber mit besserer Effizienz", sagt Pilot Jörg Bergmeister über die Kombination aus Benzin- und Elektroantrieb. Und das kann sich im Rennen auszahlen: "Wir sind wahrscheinlich das einzige Auto, das zehn Runden am Stück fahren kann und das ist bei einem 24-Stunden-Rennen ein ziemlich großer Vorteil. Das spart uns einen oder zwei Boxenstopps."

Sein Kollege Marco Holzer weist zudem auf den Boost-Knopf hin, mit dem sich dank des Elektroantriebs kurzzeitig 160 Extra-PS auf die Vorderachse schalten lassen. "Das hilft zum Beispiel auch im Regen, weil wir da kurzzeitig Allrad haben", so Holzer. "Das ergänzt sich mit dem Spritverbrauch, wir werden versuchen, weniger Sprit zu verbrauchen um eine längere Distanz zu fahren."

BMW will Rekord ausbauen

Pedro Lamy, Uwe Alzen, Augusto Farfus

BMW ist mit 18 Gesamtsiegen der Rekordhalter auf der Nordschleife Zoom

Neben Audi und Porsche gehört auch BMW zu den großen Favoriten. Die Bayern sind mit 18 Gesamtsiegen beim 24-Stunden-Rennen Rekordhalter auf der Nordschleife. Die beiden BMW M3 GT2 vom Team BMW Motorsport gehen von den Startplätzen acht und elf in den Klassiker auf der 25,378 Kilometer langen Strecke. Als Startfahrer des achtplatzierten BMW M3 GT2 mit der Nummer 25 ist Jörg Müller vorgesehen. Er wird sich im Rennverlauf mit Augusto Farfus, Uwe Alzen und Pedro Lamy abwechseln. Dirk Werner eröffnet das Rennen für die Startnummer 26. Als weitere Piloten kommen Dirk Müller, Andy Priaulx und Dirk Adorf zum Einsatz.

"Auch bei unseren beiden letzten 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring in den Jahren 2004 und 2005 saß ich für den Start am Steuer", erklärt Jörg Müller. "Das ist schon etwas Besonderes, aber natürlich auch ein spezieller Druck. Alle Augen sind auf uns gerichtet. Bei einem 24-Stunden-Rennen ist es entscheidend, dass im ersten Stint nichts passiert und man schnell einen Rhythmus findet. Das werde ich versuchen."

Auch für Dirk Werner ist es "eine Ehre, den Start fahren zu dürfen": "Dies ist in einem 24-Stunden-Rennen natürlich ein besonderer Stint. Alle direkten Gegner in der Spitzengruppe sind eng beieinander, ehe sich das Feld dann später nach den Boxenstopps auseinander zieht. Wir werden mit relativ hoher Geschwindigkeit auf die erste Kurve zukommen. Man kann nur hoffen, dass niemand den Bremspunkt verpasst. Da bin ich aber zuversichtlich, denn es sitzen auch in den vorderen Autos absolute Profis am Steuer."