SRO-Boss Ratel spricht Klartext: "Kein aktives Engagement am 24h-Rennen!"
Die 24h am Nürburgring gehören ab 2024 zum IGTC-Rennkalender: SRO-Boss Stéphane Ratel verspricht, dass sich am Langstreckenklassiker nichts ändern wird
(Motorsport-Total.com) - Die Ankündigung, dass das 24h-Rennen auf dem Nürburgring ab 2024 Teil der Intercontinental-GT-Challenge (IGTC) wird, sorgte vor einigen Wochen für Aufregung. Fans befürchteten negative Auswirkungen auf den beliebten Langstreckenklassiker, der jährlich mehr als 200.000 Zuschauer in die Eifel lockt.

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Kommen ab 2024 noch mehr GT3-Boliden zum 24h-Rennen? Zoom
Nachdem 'Motorsport-Total.com' bereits berichtet hatte, dass die Auswirkungen gering sein werden, meldete sich nun auch SRO-Chef Stéphane Ratel zu Wort. "Die Präsenz der Intercontinental-GT-Challenge wird den traditionellen Geist der Veranstaltung in keiner Weise verändern", verspricht der GT-Promoter.
"Ich liebe das Rennen so, wie es ist, und die Fans, die jedes Jahr die Nordschleife bevölkern, auch", sagt Ratel. Demnach bestehe nicht die Gefahr, dass sich der Charakter der Veranstaltung durch die Partnerschaft zwischen dem ADAC Nordrhein und der SRO als Promoter der IGTC verändert.
Kein Ausschluss der kleineren Klassen!
"Vielmehr geht es bei der IGTC darum, die besten reinen GT-Rennen der Welt hinter einem gemeinsamen Ziel zu vereinen", erklärt Ratel. "Ja, wir vergeben Fahrer- und Herstellertitel, aber die Rennen sind unabhängig."
Auch andere Rennen, beispielsweise in Kyalami oder Bathurst, werden nicht von der SRO veranstaltet und gehören ebenfalls zum Rennkalender der IGTC. "Deshalb sehen wir die IGTC auch eher als eine 'Herausforderung' als eine Meisterschaft", erklärt der GT-Promoter.
"Ich habe auch einige Kommentare im Internet gelesen, dass das Rennen durch die Beteiligung der IGTC möglicherweise nur noch für GT3-Fahrzeuge ausgeschrieben wird", zeigt sich der Erfinder des GT3-Konzepts schockiert. "Ich verstehe nicht, woher das kommt, denn die Intercontinental-GT-Challenge ist schon immer in einem Umfeld mit mehreren Klassen gefahren."
SRO-Boss Ratel: "Kein aktives Engagement!"
Dass sich die SRO aktiv am Nürburgring engagiert, schließt Ratel aus. Das sei auch bei anderen Rennen, die nicht von der SRO veranstaltet werden, nie ein Thema gewesen. "Generell hat sich die SRO sehr zurückgehalten, und das wollen wir auch am Nürburgring tun, es sei denn, der ADAC bittet uns in bestimmten Bereichen um Unterstützung", sagt er.

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"Wir werden im Hintergrund helfen, wie wir es auch in Bathurst tun, aber es wird keine SRO-Veranstaltung in irgendeiner Form sein", lindert Ratel die Sorgen der Fans. Das IGTC-Logo, das auf einigen Auto zu finden sein wird, bleibt der einzige Hinweis auf die Beteiligung der SRO.
Auch die Balance of Performance wird weiterhin vom ADAC festgelegt. "Die Nordschleife ist eine sehr spezielle Strecke, auf der die SRO noch nie gefahren ist", begründet Ratel. "Auch hier sind wir gerne bereit, unser Fachwissen einzubringen, wenn der ADAC uns darum bittet. Aber wird werden dabei nicht federführend sein."
Das gelte auch für die Reifen: In der Intercontinental-GT-Challenge sind normalerweise Pirelli-Reifen vorgeschrieben, doch auf diese Regelung verzichtet die SRO beim 24h-Rennen am Nürburgring. "Dieses Element ist seit vielen Jahren das Herzstück der ADAC 24h Nürburgring und es ist etwas, das die SRO nicht ändern kann."
24h-Rennen als Vorteil für die IGTC?
Mit der Integration des 24h-Rennens in den IGTC-Kalender hofft Ratel auf einen Aufschwung. "Wir sind zuversichtlich, dass die Aufnahme des Nürburgrings den Ausschlag geben wird und dass einige Hersteller zurückkehren werden", sagt der SRO-Chef.
Zur Erinnerung: In diesem Jahr sind mit BMW, Mercedes und Porsche nur drei Hersteller eingeschrieben. "Ein Kalender mit vier legendären Rennstrecken und drei echten GT-Klassikern ist ein überzeugendes Angebot."
Wie viele Teams jeder Hersteller für den Eifelklassiker nominieren kann, hängt von Anzahl der Hersteller ab, die sich nächstes Jahr in der Intercontinental-GT-Challenge einschreiben. Obwohl die deutschen Marken am Nürburgring ohnehin kräftig vertreten sind, erwartet Ratel, dass "einige Teams dabei sein werden, die ohne das Engagement der IGTC vielleicht nicht antreten würden."

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Stephane Ratel möchte sich mit der SRO nicht aktiv am 24h-Rennen engagieren Zoom
Auch spezielle Fragen zur Fahrerwertung sind noch ungeklärt. "Einige Fahrer werden auf dem Nürburgring mit zwei Autos antreten, was ihnen natürlich einen unfairen Vorteil in der Meisterschaft verschafft", sagt Ratel.
"Die Gespräche laufen noch, aber für dieses spezielle Szenario werden wir die Hersteller wahrscheinlich bitten, eines der beiden Autos im Verfolg zu nominieren." Eine ähnliche Regelung gilt auch in der Nürburgring Langstrecken-Serie, wo sich Doppelstarter schon vor dem Rennen entscheiden müssen, mit welchem Fahrzeug die Punkte für die Gesamtwertung gesammelt werden.
24h-Rennen als Streicher für Bronze-Fahrer
Und wie sieht es mit den Amateurpiloten aus? Im Independent-Cup der IGTC, der sich an die unerfahrenen Bronze-Fahrer richtet, gibt es in jeder Saison ein Streichergebnis. "Die Nordschleife scheint hierbei die offensichtliche Wahl für jene Fahrer mit Bronze-Status zu sein, die noch keine Erfahrung haben oder keine Zeit, sie zu lernen", glaubt Ratel.
"Wir würden sie natürlich begrüßen - die Nordschleife ist für viele eine Traumstrecke - aber das gilt auch für Bathurst, Spa und Indianapolis, die über das Jahr verteilt sind und wahrscheinlich einfacher zu fahren sind", schätzt Ratel.
Zudem müssten die Piloten im Vorfeld noch die notwendige Nordschleifen-Permit erlangen, um das 24h-Rennen im GT3-Boliden bestreiten zu dürfen. Daher scheint es mehr als wahrscheinlich, dass die meisten Bronze-Fahrer den Langstreckenklassiker am Nürburgring als Streichresultat nutzen.
IGTC ab 2024 mit GT2-Boliden?
Aktuell ist die Intercontinental-GT-Challenge nur für GT3-Boliden ausgeschrieben. Das könnte sich im kommenden Jahr ändern: "Wir hatten gehofft, dass die GT2-Klasse in dieser Saison in die Intercontinental-GT-Challenge einsteigen kann", verrät Ratel.

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Die GT2-Boliden könnten ab 2024 das Starterfeld bereichern Zoom
"Das ist nicht geschehen, aber wir arbeiten weiter daran, und die nächste Saison sieht realistischer aus - vor allem in Spa und auf dem Nürburgring", hofft der SRO-Boss. Allerdings gibt es Schwierigkeiten: "Dieses Jahr hatten wir in Spa 70 GT3-Autos, also wird es nicht einfach sein, Platz für die GT2 zu schaffen, und wir werden es nicht tun, wenn die Nachfrage nicht groß genug ist."
"Wir brauchen mindestens sechs Autos, damit sich das lohnt", erklärt Ratel. "Der Nürburgring hat mehr Platz, und wir wissen, dass die Teams interessiert sind." Sollten im kommenden Jahr mehr GT2-Autos kommen, denkt die SRO über eine Integration nach: "Aber wir müssen das richtige Paket für die GT2 innerhalb der IGTC finden, bevor wir uns für eine serienweite Klasse im Jahr 2024 entscheiden."


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