Holzer-Kolumne: Feuerwerk und Grillduft
Marco Holzer fuhr zum ersten Mal bei den 24 Stunden am Nürburgring mit und bekam dank der einmaligen Atmosphäre Gänsehaut im Cockpit - und Hunger!
(Motorsport-Total.com) - Liebe Leser von 'Motorsport-Total.com', am vergangenen Wochenende bin ich das erste Mal bei den 24 Stunden am Nürburgring mitgefahren - und es war wirklich ein Erlebnis, nicht nur, weil wir im Feld von über 170 Startern im Porsche 911 GT3 Cup von Manthey Racing auf Platz sieben gefahren sind. Die Eindrücke, die ich von der Nordschleife mitnehme, sind überwältigend. Insgesamt kamen 235.000 Zuschauer an die Strecke und die Atmosphäre war einfach sensationell.

© Porsche
Marco Holzer nahm zum ersten Mal an den 24 Stunden Nürburgring teil
Das Rennwochenende begann mit dem Training am Donnerstag, doch da sind wir recht wenig gefahren, da wir das Auto schonen wollten. Am Donnerstag und Freitag bin ich nur vier oder fünf Runden gefahren. Im Qualifying hat uns dann mein Teamkollege Peter Scharmach Startplatz 18 geholt. Für uns war wichtig, unter die Top 20 in der Qualifikation zu kommen, denn dann bekommt man ein blaues Blinklicht ins Auto, das den anderen in der Nacht signalisiert, dass von hinten ein schnelles Auto kommt.#w1#
Die Überraschung für mich kam in der Teambesprechung am Freitagabend. Ich war immer davon ausgegangen, dass ein anderer aus unseren Team den Startstint fährt - doch meine drei Teamkollegen Peter Scharmach, Frank Kräling und Marc Gindorf kamen zu mir und sagten: "Wir trauen dir das zu, fahr du den Start!" Natürlich war ich da erst einmal ein wenig überrascht, zumal ausgemacht war, dass ich gleich einen Doppelstint fahre. Aber gleichzeitig habe ich mich auch auf meine erste Startrunden bei den 24 Stunden Nürburgring gefreut.
Das Rennen war einfach phänomenal. In der Startaufstellung bin ich fast nicht bis zu meinem Auto durchgekommen, weil so viele Leute da waren. In der Einführungsrunde standen die Fans teilweise auf der Strecke und haben die Autos begrüßt. Für mich war das etwas ganz Neues, was ich richtig klasse fand.
Mein erster Doppelstint lief dann auch ganz gut, ich konnte uns auf Platz zwölf nach vorn fahren und wir konnten uns Position für Position verbessern. In der Nacht lagen wir sogar auf Platz sieben, doch gegen 03:00 Uhr morgens ist uns leider der Schalthebel abgebrochen. Die Reparatur hat uns rund eine halbe Stunde gekostet. Aber unser Glück war, dass das kurz vor der Döttinger Höhe und damit schon kurz vor der Boxengasse passiert ist - und nicht irgendwo weit draußen auf der Nordschleife. Das Team konnte den Schaden sofort reparieren und das Auto lief wieder problemlos.
Am Schluss des Rennens bin ich wieder einen Doppelstint gefahren, bis ins Ziel. Stellenweise lagen wir sogar auf Rang fünf, aber dann konnten sich noch ein Audi und ein Porsche 911 GT3 RSR an uns vorbeischieben, die unserem Cup-Auto von der Leistung her einfach überlegen waren. Ich konnte sie nicht hinter mir halten. Aber in meinem ersten 24-Stunden-Rennen auf der Nordschleife in einem Cup-Fahrzeug auf den siebten Platz zu fahren, das war schon super.
Auch meine Teamkollegen haben keine Fehler gemacht, alles hat perfekt gepasst. Das gesamte Team hat einen super Job gemacht, die Boxenstopps liefen ohne Probleme ab. Dafür möchte ich der gesamten Manthey-Truppe einen Riesendank aussprechen, die das Rennen auch zum vierten Mal in Folge gewonnen hat. Klasse Leistung!
Man muss auf der Nordschleife auch geduldig sein. Am Anfang will man immer weiter nach vorn, doch in jeder Stunde, in jeder Minute kann noch etwas passieren. Sehr speziell ist die letzte halbe Stunde. In meinem letzten Stint habe ich plötzlich alle Geräusche im Auto wahrgenommen, man denkt nur: "Bitte, bitte, das Auto muss durchhalten!" Aber es hielt - und hätte vermutlich auch noch ein paar Stunden länger durchgehalten...
Einmalige Atmosphäre

© Porsche
Vor allem nachts ist das Rennfahren auf der Nordschleife eindrucksvoll Zoom
Die Stimmung an der Nordschleife war einfach super, das hat man auch im Cockpit mitbekommen. Als ich das erste Mal in die Nacht hinaus gefahren bin, hat alles geleuchtet, geblinkt und geblitzt, es gab ein Feuerwerk - das kann man mit Worten gar nicht beschreiben. Aber in der Nacht muss man sich auf der Nordschleife natürlich voll aufs Fahren konzentrieren.
Teilweise dachte man in der Nacht auch, dass dicker Nebel aufgezogen ist - aber es war Rauch von den grillenden Fans. Durchs Auto waberten die verschiedensten Düfte, vom Steak bis zur Bratwurst. Da bekommt Hunger und würde am liebsten mal kurz anhalten, aber das geht natürlich nicht! Auch die Atmosphäre im Ziel, als das Rennen abgewinkt wurde: Die Boxenmauer, die Boxengasse, alles war voller Menschen. Es war ein einmaliges Erlebnis.
Jetzt habe ich erst einmal ein bisschen Rennpause. Mein nächster Einsatz ist das FIA-GT-Rennen am 21. Juni in Oschersleben. In der Zwischenzeit werde ich einen Fitnesstest in Potsdam absolvieren und weiter trainieren. Aber ich bin auch ganz froh, mal ein paar Tage durchatmen zu können.
Bis zum nächsten Mal,

