NASCAR greift durch: Truex nicht im Chase - Newman rückt auf

Harte Sanktionen gegen Michael Waltrip Racing: Martin Truex Jr. darf nach den Richmond-Vorfällen nicht am Chase teilnehmen - Ryan Newman kämpft um den Titel

(Motorsport-Total.com) - NASCAR hat auf die Vorfälle des Richmond-Rennens reagiert und Sanktionen gegen Michael Waltrip Racing erlassen. Allen drei Waltrip-Autos - Clint Bowyer, Martin Truex Jr. und Brian Vickers - wurden 50 Meisterschaftspunkte sowohl in der Fahrer- als auch in der Owner-Wertung abgezogen. Die Punktabzüge beziehen sich auf den tatsächlichen Gesamtstand nach 26 Rennen und nicht auf den mit Bonuspunkten neu gesetzten Stand für das erste Chase-Rennen.

Titel-Bild zur News: Martin Truex Jun.

Martin Truex Jr. hat sich zu früh gefreut: Ausschluss aus dem Chase Zoom

Konsequenz: Martin Truex Jr., der nach den dramatischen Ereignissen von Samstagnacht in Richmond über die zweite Wildcard im Chase stand, rutscht durch den Punktabzug auf Tabellenrang 17 ab und nimmt nicht am Chase teil. Stattdessen rückt Ryan Newman auf. Der Stewart/Haas-Pilot lag zum Zeitpunkt der durch Waltrip-Pilot Clint Bowyer ausgelösten letzten Gelbphase in Führung und damit in Position für die zweite Wildcard. Nachdem Martin Truex Jr. nun 50 Punkte abgezogen wurden, übernimmt Newman die zweite Wildcard und ist während der kommenden zehn Wochenenden nun doch beim Kampf um den NASCAR-Titel 2013 dabei.

Darüber hinaus wurde Michael Waltrip Racing eine Geldstrafe in Höhe von 300.000 US-Dollar auferlegt. Teammanager Ty Norris, der gleichzeitig als Spotter für Brian Vickers fungiert, wurde auf unbestimmte Zeit vom Wettbewerb ausgeschlossen. Den drei Crewchiefs Brian Pattie (Bowyer), Chad Johnston (Truex Jr.) und Scott Miller (Vickers) wurde eine Bewährungsstrafe bis zum 31. Dezember auferlegt. Auf das Richmond-Rennergebnis hat die nachträgliche Strafe (wie bei NASCAR üblich) keinen Einfluss. Somit bleibt Roush-Pilot Carl Edwards, dessen letzter Restart ebenfalls in der Diskussion stand, Sieger und nimmt die Bonuspunkte für seinen zweiten Saisonsieg mit in den Chase.


Fotos: NASCAR in Richmond


"Basierend auf unserer Analyse des Richmond-Rennens von Samstagnacht sind wir zum Entschluss gekommen, dass Michael Waltrip Racing den Ausgang des Rennens zu manipulieren versuchte", so NASCAR-Vize-Renndirektor Robin Pemberton. "Als Sporthoheit liegt es in unserer Verantwortung, allen Wettbewerbern faire Wettbewerbsbedingungen zu garantieren. Unser heutiges Handeln ist Ausdruck dieser Verantwortung."

"Das ist natürlich eine sehr bedeutsame Reaktion seitens NASCAR", bewertet NASCAR-Präsident Mike Helton die Strafen. "Wir haben uns seit Jahren über das 'Was wäre wenn?' unterhalten, speziell seitdem es Multi-Car-Teams im Feld gibt und wir den Chase haben. Wir dürfen uns glücklich schätzen, dass es bisher keine Ereignisse gegeben hat, die NASCAR zu einem Einschreiten gezwungen hätten so wie wir es heute getan haben."

Michael Waltrip Racing akzeptiert die Strafen

Martin Truex Jun., Clint Bowyer, Michael Waltrip

Michael Waltrip hat nun doch nur Clint Bowyer (rechts) im Chase Zoom

Die Reaktionen der betroffenen Teams ließen nicht lange auf sich warten. "Michael Waltrip Racing akzeptiert die Strafen seitens NASCAR und blickt nach vorn", heißt es in einer Mitteilung des Toyota-Teams aus Cornelius, North Carolina. Team-Owner Michael Waltrip: "Was in der Schlussphase des Richmond-Rennens über den Funk der Startnummer 55 (Brian Vickers; Anm. d. Red.) lief, war eine Entscheidung von Ty Norris, um einem Teamkollegen dabei zu helfen, einen Platz im Chase zu bekommen. Diese Entscheidung fiel in Bruchteilen von Sekunden."

Damit bezieht sich Waltrip auf die Anweisung, Vickers nach der letzten Gelbphase unter Grün an die Box zu holen. Nur so kam Martin Truex Jr. dank der Positionsverbeserung von Penske-Pilot Joey Logano letztlich in die Position für die zweite Wildcard. "Wir bereuen die Entscheidung und ihre Auswirkungen", so Michael Waltrip in Bezug auf den Funkspruch ins Cockpit von Vickers. "Wir entschuldigen uns bei NASCAR, unseren Gegnern, Partnern und Fans, die angesichts unseres Handelns enttäuscht waren. Wir werden für die Zukunft daraus lernen."

Freude bei Stewart/Haas Racing

Ryan Newman

Brickyard-400-Sieger Ryan Newman (Stewart/Haas) steht nun doch im Chase Zoom

Auch das Lager von Stewart/Haas Racing, wo man sich nun doch noch über die Chase-Teilnahme von Ryan Newman freuen darf, meldet sich zu Wort. "Natürlich begrüßen wir die Entscheidung von NASCAR, Ryan Newman seinen rechtmäßigen Platz im diesjährigen Chase bereitzustellen", lässt Teambesitzer Tony Stewart, der selbst aufgrund seines Beinbruchs keine Chance auf einen Chase-Einzug hatte, wissen. Newman selbst ist "stolz, dass NASCAR ein Zeichen gesetzt hat".

Darüber hinaus hatte Newman, der am Montag als neuer Fahrer von Richard Childress Racing (RCR) für die NASCAR-Saison 2014 vorgestellt wurde, schon bevor das Strafmaß gegen Michael Waltrip Racing bekannt wurde, Stellung genommen. "Anhand der Kommunikation des Teams, war es nicht nur ein Unfall. Vielleicht sollte man mal nachschlagen, wie oft sich Clint Bowyer bisher in Alleinfahrt gedreht hat." Nur wenige Stunden, nachdem Newman dank seines RCR-Vertags für 2014 zumindest etwas aufgemuntert wurde, folgte in Form der NASCAR-Bekanntgabe, dass er nun doch im Chase 2013 dabei ist, die vollkommene Genugtuung für den Brickyard-400-Sieger.

Jeff Gordon schaut nach wie vor in die Röhre

Doch während Martin Truex Jr. durch den Punktabzug die zweite Wildcard für den Chase verlor, hat das Minus von 50 Punkten für Clint Bowyer (und Brian Vickers) keine direkten Auswirkungen. Zwar rutscht der amtierende NASCAR-Vize-Champion Bowyer in der Gesamtwertung nach 26 Rennen 2013 vom dritten auf den siebten Rang ab. In den Chase startet Bowyer nach der Angleichung der Punkte plus Verteilung der Bonuspunkte für die Saisonsiege aber wie gehabt mit 2000 Punkten.

Jeff Gordon

Jeff Gordon kann die Entscheidung in seiner ersten Reaktion nicht nachvollziehen Zoom

Jeff Gordon war in Richmond ähnlich wie Ryan Newman von der Wettbewerbsverzerrung des Waltrip-Teams betroffen. Der Hendrick-Pilot verpasste den Chase, weil Penske-Pilot Joey Logano durch den letzten Boxenstopp von Brian Vickers noch in die Top 10 der Gesamtwertung aufrückte. Zwar wurde auch Clint Bowyer nach der letzten Gelbphase nochmals hereingerufen. Dieser zusätzliche Positionsgewinn für Logano hatte aber keine Auswirkungen mehr auf die Chase-Chancen von Gordon, da der Penske-Pilot auch bei Punktgleichstand dank seines Michigan-Sieges den Vorzug erhalten hätte.

Gordon jedenfalls hat so seine Probleme mit der Tatsache, dass Bowyer, der die Verzerrung des Rennergebnisses mit seinem Dreher ausgelöst hat, quasi ungestraft davonkommt. "Es tut mir leid für Truex. Er kam durch kontroverse Umstände in den Chase. Jetzt ist er durch kontroverse Umstände nicht im Chase. Doch der Kerl, der die ganze Welle ins Rollen gebracht hat, ist überhaupt nicht betroffen?", so Gordons erste Reaktion via Twitter. Wenig später schob der vierfache NASCAR-Champion nach: "Alles, was mich im Moment interessiert, ist: Wenn sich NASCAR schon dafür entscheidet, die Dinge richtigzustellen, dann sollte das auch komplett erledigt werden."

Die Reaktion von NASCAR-Präsident Mike Helton lässt nicht lange auf sich warten: "Wir haben auf das reagiert, was vorgefallen ist. Wir reagieren nicht auf die Wellenbewegungen, die ein bestimmtes Ereignis nach sich zieht. Der Grund ist ganz einfach: Ich glaube nicht, dass wir auf so etwas vernünftig reagieren könnten." Jeff Gordon ist noch immer nicht restlos überzeugt und meldet sich mit einem weiteren Tweet: "Kann mir jemand die Wellenbewegungen erklären?"

So gab es laut Helton keinen eindeutigen Beweis dafür, dass der Dreher von Clint Bowyer absichtlich eingeleitet wurde. "Über Funk wird jede Menge gesprochen. Dann gibt es das Video, das ein sich drehendes Auto zeigt. Wir konnten aber nichts erkennen, das darauf schließen würde, dass es Absicht war. Unsere Reaktion bezieht sich auf Michael Waltrip Racing im Ganzen."