Bowyer-Dreher sorgt für Diskussionen

Mit einem kontroversen Dreher acht Runden vor Schluss ließ Clint Bowyer das Renngeschehen in Richmond und damit die Entscheidung um die Chase-Plätze kippen

(Motorsport-Total.com) - Nachdem sieben Sprint-Cup-Piloten bereits vor dem Start zum Federated Auto Parts 400 in Richmond sicher für den diesjährigen Chase qualifiziert waren, zogen nach den 400 Runden auf dem 0,75-Meilen-Oval die fünf verbliebenen nach. Den dramatischsten Einzug in die diesjährige Ausgabe der NASCAR-Playoffs zeigte Martin Truex Jr.

Titel-Bild zur News: Clint Bowyer

Bowyers Dreher, von dem unter anderem Teamkollege Truex Jr. profitierte Zoom

Mit Platz sieben im Rennen beim gleichzeitigen dritten Platz von Ryan Newman setzte sich der Sonoma-Sieger in Diensten von Michael Waltrip Racing im Kampf um die zweite Wildcard erst in einem Tie-Break gegen den Brickyard-400-Sieger aus den Reihen von Stewart/Haas Racing durch.

"Ich bin sprachlos, weiß gar nicht, was ich sagen soll. Auf den Longruns lag mein Auto überhaupt nicht. Ich weiß gar nicht, wie wir das noch geschafft haben. Jetzt geht es bei Null wieder los. Lasst uns angreifen", so Truex Jr. nach der dramatischen Schlussphase in Richmond in Vorausschau auf die kommenden zehn Wochenenden.


Fotos: NASCAR in Richmond


Elf Runden vor Schluss des Richmond-Rennens hatte Newman die Führung von Carl Edwards übernommen und sich damit virtuell die zweite Wildcard geholt. Nur drei Runden später aber war es ausgerechnet Truex' Waltrip-Teamkollege Clint Bowyer, der mit einem kontroversen Dreher ausgangs Turn 4 das Renngeschehen und somit auch den Kampf um die letzten Chase-Plätze kippen ließ.

"Das war das Seltsamste, was ich je gesehen habe", kommentierte Dale Earnhardt Jr, der zum Zeitpunkt des Bowyer-Drehers erster Verfolger des kreiselnden Waltrip-Toyota mit der Startnummer 15 war. Der Hendrick-Pilot, der mit Platz 13 im Rennen seine eigene Chase-Qualifikation sicherstellte, rätselt in Bezug auf Bowyer: "Ich weiß nicht, was bei ihm los war. Können wir seine Daten für Gas und Bremse haben? Die Technologie dafür gibt es ja. Es war verrückt. Ich wäre beinahe in ihn hineingefahren."

Bowyer freilich will von derartigen Unterstellungen nichts wissen. Auf die Frage von 'ESPN'-Reporterin Jamie Little, ob er den Dreher womöglich absichtlich heraufbeschwört haben könnte, um seinem Teamkollegen Martin Truex Jr. doch noch den Sprung ins Chase-Feld zu ermöglichen, antwortete Bowyer: "Nein, ich hatte einen platten Reifen oder so etwas. Ich befand mich im Zweikampf mit der 88 (dem Hendrick-Chevrolet von Dale Earnhardt Jr.; Anm. d. Red.). Er berührte mich leicht. Als ich dann wieder aufs Gas ging, habe ich das Auto einfach verloren."

Truex Jr.: "Wusste gar nicht, dass es die 15 war"

Martin Truex Jun., Clint Bowyer, Michael Waltrip

Im Lager von Michael Waltrip will man von Wettbewerbsverzerrung nichts wissen Zoom

Als der frischgebackene Chase-Teilnehmer Martin Truex Jr. auf der Pressekonferenz nach dem Rennen auf die kontroverse Szene rund um seinen Teamkollegen angesprochen wurde, gab er zu Protokoll: "Ich wusste gar nicht, dass es die 15 war, die die letzte Caution herausgebracht hat."

Earnhardt Jr.'s Hendrick-Teamkollege Jeff Gordon, der mit Platz acht im Rennen den Einzug um den Chase letztlich um zwei Punkte gegen Joey Logano (Penske-Ford, 22.) verpasste, war ebenfalls direkt von der Bowyer-Caution betroffen. Zum Zeitpunkt, als diese herauskam, lag Gordon gegenüber dem überrundeten Logano mit zwei Meisterschaftspunkten im Plus. Als die Karierte Flagge gefallen war, fehlten ihm diese zwei Punkte, weil Logano die ominöse Gelbphase für einen Wave-Around nutzte und sich in den Schlussrunden noch zwei Plätze auf der Strecke holte.

Gordon macht Bowyer jedoch keinen Vorwurf. "Ich dachte, wir hätten es geschafft", so die erste Reaktion des Polesetters, als er nach den 400 Runden als Achtplatzierter aus seinem Auto stieg. "Die Caution hätten wir nicht gebraucht. Sie war unglücklich. Doch selbst mit der Caution dachte ich, dass wir es mit vier Reifen und dem besten Boxenplatz immer noch schaffen könnten", so Gordon. Im dichten Getümmel der Schlussrunden, als er kurzzeitig zwischen Kevin Harvick und Greg Biffle eingeklemmt wurde, schaffte es der vierfache Ex-Champion dann aber nicht mehr, die zwei benötigten Positionen noch gutzumachen.