Nach Richmond-Skandal(en): Untersuchung läuft

(Motorsport-Total.com) - Mit seinem kontrovers diskutierten Dreher acht Runden vor Schluss ließ Clint Bowyer - bewusst oder unbewusst - das Geschehen im Kampf um die letzten Chase-Plätze kippen. So viel ist klar: Als nach 400 Runden abgerechnet wurde, standen plötzlich Bowyers Waltrip-Teamkollege Martin Truex Jr. und Penske-Pilot Joey Logano im Feld der Titelkandidaten.

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Martin Truex Jr. kam über tatkräftige Mithilfe in die Position für die zweite Wildcard... Zoom

Die zum Zeitpunkt des Bowyer-Drehers noch auf Chase-Kurs liegenden Ryan Newman (in Führung und damit acht Runden vor Schluss statt Truex Jr. virtueller Inhaber der zweiten Wildcard) und Jeff Gordon (acht Runden vor Schluss statt Logano in den Top 10 der virtuellen Gesamtwertung) schauen in die Röhre.

Die Umstände des Bowyer-Drehers sorgen nicht nur in den USA für reichlich Gesprächsstoff. Wie die Videoaufzeichnung von 'ESPN' darlegt, erhielt Bowyer kurz nachdem Ryan Newman die Führung übernommen hatte, einen Funkspruch seines Spotters Brett Griffin, der da lautet: "Die 39 (Newman; Anm. d. Red.) wird dieses Rennen gewinnen:" Eine Runde später meldete sich Bowyers Crewchief Brian Pattie über Funk: "Beginnt dein Arm zu schmerzen? Ich schätze, es ist heiß im Auto."

Eine weitere Runde später folgte der Dreher von Bowyer, den der nachfolgende Dale Earnhardt Jr. als "das Seltsamste, was ich je gesehen habe" beschrieb. Während Bowyer nach der Zieldurchfahrt alle Vorwürfe eines absichtlich eingeleiteten Drehers von sich wies, bleibt zumindest ein Beigeschmack.

"Ich glaube nicht, dass sich Bowyer absichtlich gedreht hat, aber ich weiß es nicht", zitiert 'USA Today' Teambesitzer Michael Waltrip, der sich nach dem kontroversen Finale des Richmond-Rennens nicht nur über die ohnehin feststehende Chase-Qualifikation seines Fahrers Clint Bowyer, sondern auch über die von dessen Teamkollegen Martin Truex Jr. freuen kann.

Die unterm Strich nicht im Chase stehenden Ryan Newman und Jeff Gordon hileten sich mit Schuldzuweisungen zunächst zurück. "Ich habe keinen Fernseher in meinem Auto", so Newman, als er von einem Reporter auf den Bowyer-Dreher angesprochen wurde. Gordons Stellungnahme: "Ich spekuliere nicht. Warum sollte ich Spekulationen kommentieren? Ich kenne die Fakten erst, wenn mir Bowyer sagt, dass er es getan hat. Dann können wir darüber diskutieren."

Untersuchung durch NASCAR läuft

Fakt ist, dass sich NASCAR nun intensiv mit den Vorfällen befasst. Eine Untersuchung des Richmond-Rennens läuft. "Am Samstagabend haben wir nichts gesehen, das darauf schließen lassen würde, aber wir werden uns sämtliche Videoaufzeichnungen noch einmal ansehen, um sicherzugehen", so NASCAR-Präsident Mike Helton gegenüber 'Associated Press' im Hinblick auf eine mögliche Wettbewerbsverzerrung durch Michael Waltrip Racing. "Wir nehmen unsere Verantwortung sehr ernst und müssen sicherstellen, dass jeder eine faire Chance hatte", so Helton.

Während das Waltrip-Team angesichts des kontroversen Drehers von Clint Bowyer ohnehin schon im Fokus der von Mike Helton angekündigten Untersuchungen steht, konzentrieren sich diese darüber hinaus auf einen zweiten Vorfall während der Schlussphase des Richmonde-Rennens. In diesen war ausgerechnet Brian Vickers - neben Clint Bowyer und Martin Truex Jr. der dritte Waltrip-Pilot - involviert.

So wurde Vickers drei Runden vor Schluss dazu aufgefordert, unter Grün an die Box zu kommen. "Wir müssen wahrscheinlich einen Boxenstopp unter Grün einlegen", beruft sich 'Associated Press' auf einen Funkspruch von Waltrip-Teammanager Ty Norris ins Auto von Vickers. Daraufhin der verdutzte Vickers: "Sprichst du mit mir? Ich verstehe das nicht. Soll ich jetzt an die Box kommen?" Die Antwort von Norris: "Du musst jetzt hereinkommen. Wir brauchen diesen einen Punkt." Gerade als das Feld den letzten Restart unter die Räder nahm, leistete Vickers der Anweisung Folge und kam unter Grün an die Box.

Fragwürdige letzte Boxenstopps von Vickers und Bowyer

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Erst Loganos Vorstoß in die Top 10 der Tabelle brachte Truex in Wildcard-Position Zoom

Doch damit nicht genug: Auch Bowyer, der kurz zuvor unter Gelb schon zweimal an der Box war (zunächst, um den bei seinem Dreher in Mitleidenschaft gezogenen rechten Vorderreifen zu wechseln und anschließend, um das Auto auf mögliche Beschädigungen zu prüfen) wurde ohne ersichtlichen Grund dazu aufgefordert, unter Grün noch einmal hereinzukommen. Dies tat Bowyer genau wie Vickers zum Zeitpunkt, als der letzte Restart erfolgte.

Pikant: Durch die letzten Boxenstopps der beiden Waltrip-Piloten machte Penske-Pilot Joey Logano in den letzten drei Runden jene zwei Plätze gut, die ihm letztlich den Chase-Einzug gegenüber Jeff Gordon sicherten. Gleichzeitig kam dadurch Waltrip-Pilot Martin Truex Jr. überhaupt erst in die Position für die zweite Wildcard. Ohne die zwei Positionsgewinne von Logano wäre dieser nicht in die Top 10 der Tabelle vorgestoßen. Die zweite Wildcard wäre somit dank seines Michigan-Sieges an den Penske-Piloten gegangen und nicht an Truex Jr.

Am Sonntag meldete sich Jeff Gordon via Twitter mit den Worten: "Ich hatte ein schlechtes Gefühl, den Chase verpasst zu haben, doch nachdem jetzt die Details ans Licht kommen, habe ich für Ryan Newman ein noch viel schlechteres Gefühl." Gut möglich, dass Gordon zum Zeitpunkt seines Tweets von den Details rund um Brian Vickers noch gar nichts wusste...