Wurz: Teamorder könnte Mercedes langfristig schaden

Alex Wurz erklärt, wie sich die Sepang-Stallorder in Zukunft für Mercedes rächen könnte, wie Nico Rosberg reagieren wird und wo er die Grenzen der Stallorder sieht

(Motorsport-Total.com) - Die Mercedes-Stallorder in Sepang bleibt umstritten. Nach der Kritik von Gerhard Berger geht nun auch sein Landsmann Alex Wurz mit den "Silberpfeilen" ins Gericht. Der Ex-Formel-1-Pilot ist der Ansicht, dass sich Teamchef Ross Brawn mit der Anweisung an Nico Rosberg, Lewis Hamilton trotz dessen Spritproblemen nach dem letzten Boxenstopp nicht zu überholen, ins eigene Fleisch geschnitten haben könnte.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton, Nico Rosberg

Wird Nico Rosberg nun seine Strategie im Stallduell ändern? Zoom

Er argumentiert, dass man Rosberg damit um seine eigene taktische Cleverness brachte, worauf der Wiesbadener nun reagieren könnte: "Du teilst dir Reifen und Sprit ein, um in der letzten Runde, gut genug zu sein. Ziel ist es, die Distanz schnellstmöglich zu absolvieren. Rosberg hatte dies besser geschafft als der ultraschnelle Hamilton."

Wenn es nun aber zur Regel wird, dass die Rennen nach 70 Prozent teamintern entschieden sind, würden beide Piloten "alles darauf auslegen, nach dem zweiten Boxenstopp vorne zu sein, ohne Rücksicht auf die Konkurrenz", glaubt Wurz. "Es ginge einzig darum, den anderen zu schlagen. Dadurch würde das Team Schaden tragen."

Wie reagiert Rosberg auf Stallorder?

Zumal Brawns Funksprüche für Wurz' ehemaligen Williams-Teamkollegen auch mental eine Ohrfeige waren, findet der Österreicher: "Wenn dir per Funk mitgeteilt wird, nicht anzugreifen, liegen die Nerven blank. Du bist am Limit, unter Adrenalin - das ist eine brutale Geschichte, die man nicht einfach verdaut."

"Das ist eine brutale Geschichte, die man nicht einfach verdaut." Alex Wurz

Dass die Mercedes-Hackordnung durch das Rennen in Malaysia bereits nach zwei gemeinsamen Rennen zugunsten von Hamilton entschieden ist, glaubt Wurz allerdings nicht. "Mit Garantie werden Rosberg und sein Management messerscharf versuchen, eine Erklärung zu finden", ortet er Unruhe im Rosberg-Lager. Nun gilt es aufzuklären, ob Brawn & Co. Hamilton bevorteilen, "oder ob es sich um einen spontanen auf der Sicherheit basierenden Beschluss handelte".

Wo Wurz die Grenzen der Stallorder sieht

Sollte Rosberg eine Tendenz zugunsten von Hamilton erkennen, dann ist laut Wurz auch das grundsätzlich gute Verhältnis der beiden Mercedes-Piloten in Gefahr: "Wenn der Druck steigt, kippt das." Bei den "Silberpfeilen" dürfe man sich aber glücklich schätzen, dass die Piloten nicht zum verbalen und medialen Rundumschlag ausgeholt haben: "Das ist ein Riesenvorteil". Kritisch sieht Wurz allerdings, dass Brawn "die Positionen einfriert und das im Vorfeld nicht besprochen wurde", wodurch es überhaupt erst zur Missstimmung gekommen war.

"Stallorder verstehe ich, solange sie nicht ausartet." Alex Wurz

Die Argumentation vieler Entscheidungsträger, dass die Formel 1 ein Teamsport sei und daher eine Teamstrategie dazugehöre, kann Wurz aber teilweise nachvollziehen: "Stallorder verstehe ich, solange sie nicht ausartet - wie damals bei Ferrari auf dem A1-Ring mit Michael Schumacher und Rubens Barrichello. In der letzten Kurve einem Piloten frühzeitig zu helfen, lässt das Rennen zur Farce verkommen. Da führt man den Fan an der Nase herum."