• 07.05.2006 11:26

  • von Marco Helgert

Williams: "Etwas anderes könnte ich gar nicht tun"

Frank Williams "stolperte" vor knapp 40 Jahren in den Motorsport hinein und kann sich ein Leben ohne Formel 1 gar nicht mehr vorstellen

(Motorsport-Total.com) - Frank Williams müsste sich den Stress der Formel 1 gar nicht mehr antun, doch seit 40 Jahren leitet er sein Team - anfänglich ein Überlebenskampf ist Williams nun eines der renomiertesten und erfolgreichsten Teams. Seine vor 20 Jahren erlittene Querschnittslähmung hat ihn auch nicht davon abgehalten, die Fäden seines Rennstalls weiter in der Hand zu halten.

Titel-Bild zur News: Frank Williams

Frank Williams betrat die Formel-1-Bühne 1969 eher zufällig

"Ich liebe die Formel 1 einfach", erklärte er dem 'Daily Telegraph'. "Das ist ein Geschenk, eine Passion. Ich habe das Glück, zwischen Formel-1-Autos und -Fahrern zu sein. Etwas anderes könnte ich gar nicht tun." Für ihn kommt dies alles fast einem göttlichen Auftrag gleich. "Ich glaube an Gott. Das schwankt zwar immer ein wenig, aber ich wurde katholisch erzogen."#w1#

Vom Suppenverkäufer zum Teamchef

Seine Jungendjahre verbrachte er mit dem Studium der Motorsportszene. "Das war in den 50ern, als die Eltern der anderen Jungs schon Autos hatten, meine aber nicht", erklärte er. "Ich war von Autos einfach fasziniert. Es hätte auch Fußball sein können. In den 50ern gewann das schottische Team Ecurie Ecosse mit Jaguar zwei oder drei Mal in Serie in Le Mans. Le Mans war das Größte im Motorsport."

Nachdem er als Verkäufer für Fertigsuppen kläglich scheiterte, kratzte er alle verfügbaren Geldquellen zusammen, um den Sprung in den aktiven Motorsport zu schaffen. Für 400 Pfund kaufte er sich einen gebrauchten Austin A35, der zuvor von Graham Hill gefahren wurde. Sein erster Einsatz mit dem Fahrzeug im Mallory Park war nicht erfolgreich, aber wichtig für seine Zukunft.

"Ich überschlug mich und landete in der Böschung", erinnerte sich Williams. "Als ich aus dem Fenster gezogen wurde, sagte diese lakonische englische Stimme: 'Ich habe dich beobachtet und ich war sicher, dass du mir es letztlich gleichmachen würdest.'" Die Stimme gehörte Jonathan Williams, einem Rennfahrer, der schon früher an gleicher Stelle ausfiel.

Die Anfänge als Ersatzteilhändler

"Ich wurde Jonathans Laufbursche, da er in ganz Europa Formel 3 fuhr", erklärte Williams. "Durch ihn habe ich andere Jungs kennen gelernt, ich habe mich einfach an die Gruppe angehängt." Daraus erwuchs nach und nach ein Geschäft, ohne dies jedoch geplant zu haben. "Zu dieser Zeit entstanden alle Rennautos in England", erklärt er.

Und daraus entstand ein Geschäft, denn Williams reiste durch Europa, hatte Fremdsprachenkenntnisse und Kontakte. So war er der Ersatzteilhändler für viele Fahrer und Teams. "Ich nahm die Bestellungen entgegen, schlug etwas Gewinn drauf und das Geschäft wurde größer und größer." Dass er nebenbei auch ein eigenes Team unterhielt, war nur eine logische Entwicklung.

Feste Planungen, Zielsetzungen und Entwicklungen waren Williams aber fremd, auch als er mit Piers Courage einen der besseren Fahrer unter Vertrag hatte. "Piers brauchte Stabilität durch seine Freunde, dazu gehörte auch ich", erklärte er. "Aber ich hatte keinerlei Ambitionen, in die Formel 1 zu gehen - wirklich nicht."

Formel-1-Einstieg und Tragödie

Doch welcher "Unfall" brachte ihn dann in die Formel 1? "Wir kauften 1969 für Piers ein altes Brabham-Formel-1-Auto", so Williams. "Ich saß in meinem Büro, als meine Sekretärin, ein irisches Mädchen namens Norma Robb, plötzlich fragte: 'Frank, da unten steht ein Formel-1-Auto, warum fährst du im nächsten Jahr nicht Formel 1?'"

Williams befolgte den Rat und fuhr mit Courage und dem erworbenen Brabham-Ford BT26A in der Formel 1. Erfolge kamen rasch: zwei zweite Plätze schon 1969. Ein Jahr später dann die Katastrophe: Piers Courage kommt bei einem Unfall in Zandvoort ums Leben. "Emotional war das ein riesiger Rückschlag, denn jeder hat ihn angehimmelt", erklärte er. Doch aufhören wollte er nicht. "Ich schätze, dass ich zu jener Zeit schon davon überzeugt war, dass die Formel 1 mein Leben ist."

Es folgte eine Durststrecke, eine Zeit des Leidens und schließlich der große Erfolg. Williams gedieh, wurde ein Top-Team, sicherte sich die Unterstützung großer Partner und wurde über Jahre hinweg ein Inbegriff des Erfolges. Dass auch der schwere Autounfall von Williams nichts an seiner Passion änderte, passt zur Einstellung des Engländers, der sich auch heute ein Leben ohne Formel 1 nicht vorstellen möchte.