• 07.11.2008 09:03

  • von Stefan Ziegler

Wie Slicks und KERS die Gewichtsbalance beeinflussen

Die Formel 1 steht vor einer großen Herausforderung: 2009 wollen Slicks und das KER-System zu einem Ganzen verknüpft werden

(Motorsport-Total.com) - So viele Regeländerungen auf einmal hat es in der Formel 1 selten zuvor gegeben: Die FIA hat den Rennställen einige Hausaufgaben in die Winterpause mitgegeben. Ab 2009 werden die ohnehin ungeliebten Rillenreifen wieder der Vergangenheit angehören, denn Slicks feiern ihr Comeback. Das Bodywork der Boliden wird deutlich aufgeräumter erscheinen, weil die Aerodynamik stark beschnitten wird. Und dann wäre da noch die Einführung von KERS, was den Designern Kopfzerbrechen bereitet.

Titel-Bild zur News: Michael Schumacher

2009 kehren Slicks in die Formel 1 zurück und KERS gibt sein Renndebüt

"Vieles hängt davon ab, wie viel wir aus den Reifen herauskitzeln können, sobald wir uns ernsthaft mit ihnen auseinandersetzen können", nahm Hondas Teamchef Ross Brawn Stellung zu diesem Themenkomplex. "Wir haben alle eine Vorstellung davon, welche Gewichtsverteilungen wir haben wollen und das schließt selbstverständlich KERS im Auto mit ein", meinte der Brite, der viel Arbeit auf die Formel-1-Teams zukommen sieht.#w1#

KERS als Vorteil beim Rennstart

"Sollte sich die Gewichtsverteilung des Wagens ändern, dann wird es wohl recht schwierig werden, die Hauptelemente von KERS im Auto neu auszurichten", vermutete Brawn am Rande des letzten Rennwochenendes der Saison in Brasilien. "Es kommt also darauf an, wie gut wir vorhersagen können, wie die Gewichtsverteilung aussehen muss. Sollte man dabei Kompromisse eingehen müssen, dann könnte man eventuell den Vorteil von KERS einbüßen."

"Wir reden da ungefähr von 0,2 bis 0,3 Sekunden pro Runde - und das ist schnell passiert, wenn der Wagen nicht richtig funktioniert", stellte der ehemalige Technische Direktor von Ferrari heraus. "Es ist aber natürlich ein strategischer Vorteil. Es gibt einige Kurse, wo der Zugewinn beim Start zwei oder drei Wagenlängen sein könnte - zwischen einem Auto mit und einem Auto ohne KERS. Bei manchen Strecken wird man keinerlei Unterschied sehen, weil sie einfach keine langen Geraden bis zur ersten Kurve aufweisen."

Williams' Technischer Direktor Sam Michael stieß gegenüber 'Autosport.com' ins gleiche Horn: "Es kommt ganz auf den Kompromiss zwischen Gewichtsverteilung und Rundenzeit an. Man kann den Wagen im Hinblick jede denkbare Gewichtsverteilung bauen", erläuterte der Australier. "Dazu verändert man einfach den Radstand oder die Aufhängungsgeometrie und muss dabei nicht mal mit Ballast arbeiten."

KERS schafft weitere Schwierigkeiten

"Das ist aber abhängig von dem, was die Teams damit erreichen wollen. Wenn wir uns die Reifen anschauen, dann werden wir an den Vorderreifen wohl mehr Grip haben als hinten - schließlich fallen die Rillen weg. Die Balance wird also vorgeben, mehr Gewicht auf die Vorderachse zu packen, weil dort mehr Grip zu holen ist. Wir reden dabei von einem Slick-Reifen. Der verhält sich freilich anders als ein Rillenreifen, nicht zuletzt unter verschiedenen Temperatureinflüssen."

"Da kann sich niemand sicher sein, solange er es nicht ausprobiert hat. Und selbst danach wird sich das Bild noch wandeln", meinte Michael. "Es gibt keine optimale Gewichtsverteilung, denn die kann von Strecke zu Strecke und je nach Temperatur stark variieren. Bei KERS liegt die Herausforderung darin, es sowohl sicher als auch zuverlässig zu machen. Punkt zwei ist dann erst die Leistung. Haben wir diese Zutaten zusammen, dann werden wir es auch im Rennen einsetzen."

Bridgestones Entwicklungschef Hirohide Hamashima kennt die Befürchtungen der Teams in Bezug auf die neuen Slick-Reifen, hätte aber gerne eine andere Lösung gesehen: "Wir haben vorgeschlagen, die Frontreifen zu verkleinern, doch die Teams haben abgelehnt. Daher haben wir die Konstruktion der Hinterreifen verändert, um den Grip zu erhöhen. Momentan finden wir aber keinen Kompromiss dabei."

"Wenn die Rennställe ihre Rennwagen vergleichbar zu diesem Jahr designen, dann werden sie wohl mit Übersteuern zu kämpfen haben", gab der Japaner abschließend einen Ausblick auf das Verhalten der Rennwagen in der kommenden Saison. "Wer also zunächst ein zum Untersteuerndes Auto hat, wird zu Beginn der Saison ziemlich gut aussehen. Die Teams werden allerdings auf Probleme stoßen, denn durch KERS wird das Heck deutlich schwerer sein."

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