Wie man in Indien das Yeongam-Chaos verhindern will

Trotz vieler Fragezeichen will man in Greater Noida eine Zitterpartie wie in Yeongam verhindern - Doch ist die Formel 1 in Indien überhaupt willkommen?

(Motorsport-Total.com) - Mit viel Bauchweh ging die einzige Formel-1-Premiere des Jahres in Südkorea über die Bühne - wie durch ein Wunder konnte das Rennen schließlich doch durchgeführt werden. Vor Monaten hieß es noch, dass sogar der Bau in Indien, wo der Grand-Prix-Zirkus 2011 debütieren soll, weiter fortgeschritten ist als der Kurs in Yeongam.

Titel-Bild zur News: Adrian Sutil

Man hat zwar ein National-Team, doch ist die Formel 1 in Indien angekommen?

Vor einem ähnlichen Beinahe-Desaster will man sich in Indien freilich hüten - auch wenn man es nicht komplett ausschließen kann. "Bei jedem Großprojekt gibt es die Möglichkeit, dass man in Schwierigkeiten kommt", sagt Mark Hughes, Vizepräsident von JPSK Sports, gegenüber 'F1Pulse.com'. Er leitet den Bau in Greater Noida. "Dennoch tun wir unser Möglichstes, um sicherzustellen, dass unser Projekt nicht in Probleme kommt."

Welche Maßnahmen man diesbezüglich gesetzt hat? "Wir haben ein Team mit erfahrenen Profis, die alle Bereiche des Baus und des Betriebs der Rennstrecke betreuen. Außerdem haben wir die Stärke und die Mittel, die benötigt werden, um ein Projekt dieser Größenordnung durchzuführen", erklärt Hughes. "Wir hoffen also, dass alles glatt geht."

Ähnliche Kosten wie in Yeongam erwartet

Während Streckenarchitekt Hermann Tilke in Yeongam ein Investitionsvolumen von 250 Millionen Euro hatte, stehen in Indien 350 Millionen US-Dollar (umgerechnet 251 Millionen Euro) zur Verfügung - das Projekt spielt sich also finanziell in einer ähnlichen Größenordnung ab. Dennoch erklärte Formel-1-Zampano Bernie Ecclestone erst kürzlich nach einem Lokalaugenschein in Indien, dass er keine Bauchschmerzen hätte, wenn in Greater Noida in einem Monat ein Grand Prix stattfinden würde.

Beim Design der Strecke vertraut man auch in Indien auf die Künste des Aachener Architekten Tilke, wie Hughes verrät: "Er hat die Strecke designt, doch die eigentliche Konstruktion wird von einem Ingenieursteam aus Indien, Deutschland und anderen Ländern Europas durchgeführt. Jede Person ist ein Experte in seinem Gebiet - wir greifen auf die größten verfügbaren Talente in dieser Welt zurück."

Motorsport in Indien nicht willkommen?

Trotzdem gibt es rund ein Jahr vor der Premiere viele Fragezeichen: Noch ist unklar, wie man das Rennen vermarkten will, auch die Auswahl der Rennen, die im neuen indischen "Motorsport-Mekka" stattfinden sollen, ist fraglich. Zudem fehlt noch ein Hauptsponsor und die Ticketpreise sollen in den "kommenden zwei bis drei Monaten" veröffentlicht werden.

Auch über die Frage, wie die Formel 1 von den Indern angenommen wird, gab es zuletzt Diskussionen. Eine Quelle aus dem indischen Sportministerium wurde von 'The Times of India' mit den Worten "die Formel 1 ist nicht wirklich ein Sport und ist für die Entwicklung des Sports in Indien nicht von Bedeutung" zitiert. Hughes Reaktion: "Jeder darf seine Meinung äußern. Dass die Formel 1 kein Sport sei, war aber nicht unbedingt ein Standpunkt, den die indische Regierung oder das Sportministerium einnimmt, sondern vielmehr die Meinung eines Einzelnen."

Dass die "Königsklasse des Motorsports" in Indien nicht willkommen sei, kann er sich nicht vorstellen: "Wir glauben daran, dass sich die Einführung der Formel 1 in Indien positiv auf die Wirtschaft und die lokalen Geschäfte auswirken wird. Wir hoffen, dass das auch die Regierung und das Sportministerium realisieren und dass sie uns dabei helfen und unterstützen, den Motorsport im Land zu bewerben."